Interview | Robert Harting über Olympia ohne Zuschauer - "Ich glaube, dass die älteren Athleten im Nachteil sind"

Sa 24.07.21 | 18:28 Uhr
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Robert Harting (Quelle: imago images/Sven Simon)
Bild: imago images/Sven Simon

Ohne Zuschauer sind die Olympischen Spiele in Tokio gestartet. Diskus-Olympiasieger Robert Harting erzählt, weshalb deswegen vor allem ältere Athleten im Nachteil sind, was er allen Sportlern rät und auf welche Wettbewerbe er sich besonders freut.

rbb|24: Die Olympischen Spiele in Tokio sind gestartet. Sie haben selbst drei Mal an den Spielen teilgenommen und sind 2012 in London Olympiasieger geworden. Was geht in einem Athleten vor, wenn es losgeht?

Robert Harting: Da ist ganz klar Erleichterung. Die Phase, in der man sich auf so ein identitär definierendes Ereignis vorbereitet, ist so intensiv, dass man dann erleichtert ist, dass es losgeht. Ohne dabei natürlich den Druck für sich zu verlieren und nicht weniger nervös zu werden. Das ist ein sehr gemischtes Gefühl. Ich glaube, dass viele jetzt erlöst sind, dass die Olympischen Spiele nach den pandemiebedingten Ereignissen doch stattfinden.

Die Umstände sind diesmal aber ganz anders: Vor allem sind keine Zuschauer anwesend, die sonst nicht nur ihre eigenen Sportler, sondern Teilnehmer aus allen Nationen unterstützen. Inwiefern werden diese Spiele daher anders werden?

Ich glaube, dass da nur die älteren Athleten im Nachteil sind, die so etwas schon oft erlebt haben und von den Umweltbedingungen wie den Zuschauern und der Atmosphäre Energie an sich reißen. Für sie ist das wichtiger als für die jüngeren Athleten, die generell schon einfach so von dem Ereignis beeindruckt sind und auch noch nicht so viele Abhängigkeiten in ihrer Leistungs-Performance haben. Je älter man wird, desto anstrengender wird es, Leistung zu bringen. Da gehören dann solche Dinge wie die Zuschauer mit dazu, deswegen sind die jüngeren Athleten im Vorteil. Aber es ist trotzdem für beide machbar.

Das heißt, wir können uns darauf einstellen, dass vor allem die jungen Athleten die Medaillen holen und die älteren mit ihrer Leistung hinterm Berg halten?

Nein, das kann ich natürlich nicht so bestätigen. Ich meine einfach, dass die fehlenden Zuschauer und die klinische Darstellung der Spiele eher bei älteren Athleten für Missmut und Enttäuschung sorgt, weil die natürlich so etwas brauchen. Junge Athleten, die voller Adrenalin sind, denen sind doch solche Dinge nicht so wichtig.

Bei den Olympischen Spielen geht es nicht nur darum, in den Wettkämpfen Leistung zu zeigen. Es geht auch darum, andere Athleten zu treffen, zusammenzukommen, Spaß zu haben. Das fällt aufgrund der Pandemie zu einem großen Teil weg. Wie kann das trotzdem ein Olympisches Erlebnis werden?

Das kann ich nicht beantworten, weil es einfach schwierig ist, das zu sagen. So wie die Olympischen Spiele in den Köpfen der Menschen sind, sind sie eben auch. Das sind jetzt andere und wir werden die Athletinnen und Athleten hinterher befragen können, ob das zu Olympia gepasst hat. Es ist spezifisch, wie alle vier Jahre. In Peking hatten wir extrem viele politische Einflüsse und viele Störfelder. Wir werden sehen, inwiefern diese Störfelder die Athleten jetzt beeinflussen oder auch nicht.

Welchen Rat würden Sie denn den deutschen Athleten auf den Weg geben?

Erstmal freue ich mich über jeden, der da startet und ich freue mich auf die Fernsehübertragung, jeden Tag mit einem Sinn den Fernseher einzuschalten. Ich rate jedem Teilnehmer, sich von solchen Umwelteinflüssen, je nachdem, wie er es braucht, fernzuhalten. Es ist nicht schlimm, wenn man sich zurückzieht und versucht, sich in seinem Zimmer zu konzentrieren.

Auf welche Wettkämpfe freuen Sie sich am meisten?

Als Leichtathlet freue ich mich natürlich auf die Leichtathletik, aber eben auch auf andere Sportarten. Dass alle unter dem gleichen Ideal das Gleiche probieren: zu gewinnen und das Land gut zu repräsentieren und sich gemeinsam zu messen. Das finde ich toll.

Als Inhaber einer Werbeagentur für Sport freue ich mich natürlich auf alle jungen Athleten, die Potential haben, Deutschland in irgendeiner Form zu formen in Sinne der Vermarktung.

Rein sportlich ist neben der Leichtathletik Schwimmen eines meiner Lieblingsevents, weil es für mich ein Phänomen ist. Ich war technisch immer ein sehr schlechter Schwimmer, deshalb bewundere ich das. Aber ich freue mich auf alles.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Caroline Labes, rbb Sport.

 

Sendung: rbb UM6, 23.07.2021, 18 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Welchen Sinn hat Leistungssport denn? Hier beuten Menschen ihren Körper aus. Dabei engen sie ihren Horizont und den Sinn ihres Lebens enorm ein und verlieren ihre besten Lebensjahre. Wofür? Blech in ner Vitrine?

  2. 1.

    Die älteren können sich doch eine Arbeit suchen wenn sie nicht mehr konkurrenzfähig sind.

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