Kinder- und Jugendfußball während Corona - Besser als befürchtet

Mi 18.08.21 | 08:40 Uhr
Symbolbild Jugendfußball (imago images/Manuel Binder)
Bild: imago images/Manuel Binder

Mit der dritten Corona-Welle kam im vergangenen Jahr auch der Kinder- und Jugendfußball zum Erliegen. Die befürchtete massenhafte Vereinsflucht ist zwar nicht eingetreten - dafür gibt es nun andere Probleme. Von Ilja Behnisch

Es gibt sie tatsächlich: gute Nachrichten inmitten der immer noch andauernden Corona-Pandemie. Zumindest dann, wenn man die Wirklichkeit im August 2021 mit den Befürchtungen vom Ende des Jahres 2020 vergleicht. Und zumindest dann, wenn es um den Jugendfußball in Berlin und Brandenburg geht.

Als der mit der dritten Welle und dem dazugehörigen Lockdown in eine Zwangspause ging, befürchteten die Verbände und Vereine vor allem eines: massenhaft Austritte. Nun, fast ein Jahr später und vor dem Start der Punktspielsaison 2021/22 lässt sich festhalten, dass alles ganz anders kam.

Steigende Zahlen

Ein paar Spieler hätten aufgehört mit dem Fußball durch die lange Pause, sagt etwa Louis Herfurth, U19-Trainer des FC Stern Marienfelde in Berlin. Und auch Sebastian Schmidt, Nachwuchsleiter des FC Preußen Eberswalde in Brandenburg kann von drei Spielern berichten, die sich "coronabedingt abgemeldet" hätten. Zusatz: "Aber das waren Spieler, die auch vorher nicht so den Fokus hatten."

Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbands (BFV), kann sogar von einer gegenteiligen Entwicklung berichten: "Die Zahlen steigen sogar leicht. Wir haben bei den Junioren rund 150 mehr gemeldete Mannschaften gegenüber der Vorsaison, insgesamt 2.104. Bei den Juniorinnen ist es eine Steigerung um zwölf, da sind wir jetzt bei 150 gemeldeten Mannschaften." Auch im Vergleich zur letzten von Corona vollkommen unbenommenen Saison sind das positive Zahlen.

Fußball bietet Zusammenhalt

Dennoch hat der Kinder- und Jugendfußball unter Corona Schaden genommen, so Sebastian Schmidt aus Eberswalde: "Man muss ganz klar sagen, dass viele körperlich gelitten haben. Bei manchen Kindern musste man zweimal hingucken. Da sieht man mal, was so ein Training wert ist." Und auch spieltechnisch sei es "ein verlorenes Jahr" gewesen: "Vom Leistungsniveau sind sie natürlich stehen geblieben. Gerade die kleinen Altersklassen fangen wieder von Null an. Bei den Älteren, ab Großfeld, geht es schneller. Weil die die Basics haben. Aber in den kleineren Klassen ist es schwer."

Auch Louis Herfurth aus Marienfelde sagt: "Es war schon bemerkbar, dass von der Kondition und Beweglichkeit etwas gefehlt hat." Immerhin: "Extrem dick zurückgekommen ist niemand. Das habe ich eher im Herrenbereich, wo ich selbst spiele, gemerkt." Für Herfurth überwiegen aber die positiven Ausblicke: "Man hat schon gemerkt, dass den Jungs das gefehlt hat. Dass sie hungrig sind, jetzt wieder in den Spielbetrieb reinzukommen." Auch, weil der Fußball eben mehr ist als nur ein Spiel um Sieg oder Niederlage. "Wir hatten am Wochenende ein Testspiel. Und da merkt man einfach, dass die alle schon einen extremen Zusammenhalt haben. Und die kennen sich noch nicht einmal ein halbes Jahr. Es verbindet einfach extrem, wenn man zusammen in einer Mannschaft spielt", so Herfurth über seinen neuen U19-Jahrgang.

Keine Grenzwerte für einen erneuten Stopp

Bei aller Freude über den Ist-Zustand gibt es allerdings eine Sache, die Herfurth verärgert. So hätten auch in diesem Jahr die alten Fristen für Vereinswechsel geherrscht. Wer nicht vor dem 30. Juni aus seinem alten Verein ausgetreten ist, darf erst nach einer in der Regel halbjährigen Sperre für einen neuen Klub auflaufen. Nun gilt diese Sperre rückwirkend zum letzten Pflichtspiel, das "dank" Corona ohnehin über sechs Monate zurückliegt. Genaues verhandelt der Verband im Moment noch. Dennoch hätte sich Herfurth gewünscht, die Frist wäre verlängert worden.

Ein Wunsch verbindet schließlich alle Trainer, Spieler und Funktionäre. Der, dass es keinen erneuten Saison-Abbruch, keine weitere Welle gibt. Immerhin, so BFV-Präsident Bernd Schultz, gebe es aktuell "keine Inzidenzen, bei denen gesagt wird: Dann ist wieder Schluss mit dem Spielbetrieb."

Sendung: rbb24, 17.08.2021, 22:00 Uhr

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