Zehn Jahre Hospiz in Lauchhammer - "Wir lernen, was wirklich wichtig ist im Leben"
Seit zehn Jahren begleitet das Hospiz in Lauchhammer seine Gäste in den Tod. Um diesen zu verarbeiten, haben sich die Mitarbeiter Rituale geschaffen. Im Umgang mit den Patienten lernen sie einiges, zum Beispiel was im Leben wirklich wichtig ist. Von Anja Kabisch
Seit zehn Jahren kümmern sich die 19 Mitarbeiter im Hospiz "Friedensberg" in Lauchhammer um ihre "Gäste", wie die Patienten genannt werden. Es war bisher für insgesamt 800 Schwerkranke und Sterbende die letzte Herberge. In zehn Einzelzimmern werden die Patienten betreut, die meisten leiden an schweren Krebserkrankungen.
Blick ins Grüne
Die zehn Jahre sind dem Hospiz nicht anzumerken. Frisch und freundlich wirkt die Inneneinrichtung. Viele Blumen und Kerzen verschönern die Räume, eine Genussecke lädt zum verweilen ein. Tiefe und breite Fenster ermöglichen den Patienten einen Blick in den Garten. Das ist Geschäftsführerin Sylvia Finsterbusch besonders wichtig.
"Weil wir auch viele Gäste haben, die aus den Neubauwohnungen kommen und vielleicht schon seit Wochen keine Natur mehr genießen konnten", erzählt sie. "Selbst mit dem Pflegebett kann man in den Garten fahren."
Mitarbeiter erfüllen fast jeden Wunsch
Der wichtigste Pluspunkt für sie sind aber die Mitarbeiter des Hauses. Sie erfüllen den Sterbenden fast jeden Wunsch, so Heike Stach, Pflegerin der ersten Stunde. "Wir hatten mal einen Gast, der wollte nochmal nach Hause. Er hatte niemanden", erzählt sie. So ist sie mit ihm noch einmal nach Spremberg gefahren um Freunde zu besuchen. "Das war ein richtig schöner Tag, er hat es genossen", fährt sie fort. Eine Woche später sei der Patient verstorben. Das seien Geschichten, die man im Herzen behalte, wie Stach meint.
Viele Abschiede haben die Pflegerinnen im Hospiz zu bewältigen. Für Heike Stach hat der Tod dadurch in den vergangenen Jahren seinen Schrecken verloren. Die Geschichten, die sie mit den Gästen erlebe seien so schön, dass sie mit einem "Plus" herausgehe. "Man bekommt viel mehr, als man jemals geben kann", so die Pflegerin. "Wir lernen von unseren Gästen auch sehr viel, was wirklich wichtig ist im Leben und was völlig unwichtig ist. Das Hospiz ist der beste Lehrmeister für einen selbst."
Ritual zum Abschied
Ein Ritual hilft den Mitarbeiterinnen dabei den Abschied von ihren Gästen zu verarbeiten. Der Tote bekommt seine Lieblingskleidung an, Blumen in die Hand und es wird leise Musik gespielt. Bei Kerzenschein können sich dann auch die Angehörigen verabschieden. "Dann können wir sagen, er konnte friedlich gehen und dann ist das für uns auch ein Schluss", meint Heike Stach.
Nach der Sterbebegleitung beginnt die Trauerarbeit. Dabei würde sich das Haus mehr Unterstützung vom Land wünschen, etwa Geld für einen Trauerbegleiter. Sozialministerin Susanna Karawanskij, die das Haus am Donnerstag besucht hat, will den Wunsch mit nach Potsdam nehmen.
Heike Stach geht nach dem Besuch der Ministerin wieder an die Arbeit, gern noch weitere zehn Jahre lang. Für sie ist das Hospiz gegenüber Krankenhäusern oder Pflegeheimen der beste Ort zum Sterben, menschenwürdig, in Begleitung und weitestgehend schmerz- und symptomfrei.