Bilanz im Spreewald für 2019 - Zwei Nächte im Mai zerstören Aronia-Ernte
Im Spreewald steht die angeblich größte Bio-Aronia-Plantage Westeuropas. Landwirt Frehn wollte sich eigentlich mit der Trendpflanze vom Kostendruck bei den Gurken befreien. Nun der Schock: Die Ernte ist ruiniert. Schuld waren zwei frostige Nächte. Von Iris Wussmann
Es ist ein jämmerlilches Bild: Ein paar magere schwarze Beeren hängen an den Sträuchern vom Biohof Schöneiche bei Golßen (Dahme-Spreewald). Es ist nach eigenen Angaben die größte Bio-Aronia-Plantage Westeuropas.
Doch hier die Erntemaschine durchzuschicken wäre rausgeworfenes Geld, kommentiert der Geschäftsführer des Biohofes Christoph Frehn. "Es tut weh im Herzen." Eigentlich müsste man von Hand nachpflücken, meint er - doch das würde sich nicht rentieren. Die Aroniaernte fällt in diesem Jahr ins Wasser. Und Schuld sind zwei Nächte im Mai.
Kompletter Lieferausfall
Dabei hatte es anfangs sehr gut ausgesehen. "Was ne Blüte, das wird richtig fett", erinnert er sich. Es sei ein Bild gewesen, wie bei einem Baumwollfeld in Australien, "richtig schön weiß. Doch dann kommen zwei Frostnächte und dann rafft's die Ernte dahin."
Frehn spricht von 75 Prozent Ernteausfall. Bei so wenigen Beeren würde sich das Ernten nicht mehr lohnen. Die Lieferverträge könne er damit nicht erfüllen. "Das ist höhere Gewalt", meint er lakonisch.
Im Kühlhaus klingelt das Geld
Um den Verlust etwas auszugleichen setzt der Landwirt jetzt auf den Sanddorn, den er ebenfalls anbaut. Hier ist die Ernte zurzeit in vollem Gang. Mit Elektroscheren werden die Zweige mit den leuchtend orangefarbenen Beeren abgeschnitten.
Doch auch hier ist die Ernte nicht so üppig wie gehofft. "Die sind im Durchschnitt wesentlich kleiner, als sie sein müssten", sagt Frehn. Normalerweise seien die Beeren etwa doppelt so groß. Schuld ist in diesem Fall auch die Trockenheit. Aber immerhin: Der Behang sei gut.
Nun werden die Fruchtzweige klein geschnitten und gefrostet, die Beeren werden abgeschlagen und Saft daraus gemacht. Das Kühlhaus, wo die Beeren über die Siebe ruckeln, dürfte im Moment Frehns Lieblingsort sein. "Da hört man das Geld klingeln."
Versicherung für Ernteausfälle überfällig
Zumindest durch den Sanddorn wird also etwas in die Kassen kommen. Frehn ist klar, dass er als Landwirt mit dem Wetter leben muss. Trotzdem sei seiner Meinung nach bei zunehmendem Extremwetter eine spezielle Versicherung bei Ernteausfällen überfällig, wie sie auch der Bauernverband fordert. Alleine könnten sie die Landwirte nicht bezahlen, weil sie zu teuer ist, sagt Frehn. Er will, dass die Mehrgefahrenversicherung von Bund und Ländern getragen wird. "Sonst ist die Landwirtschaft irgendwann am Ende."