Mögliche Löschflugzeugstaffel in Welzow - EU-Kommissar beeindruckt von Voraussetzungen in der Lausitz

Di 03.09.19 | 17:58 Uhr
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Christos Stylianides in Welzow (Foto: rbb/Kabisch)
Audio: Antenne Brandenburg | 03.09.2019 | Anja Kabisch | Bild: rbb/Kabisch

Die Idee: Löschflugzeuge fliegen aus der Lausitz nach Polen oder Skandinavien und löschen Waldbrände. Ein Projekt, das die EU mit bis zu 90 Prozent fördern würde, der Bund findet es gut, nur Brandenburg lehnt ab. Nun war der EU-Kommissar für Krisenschutz vor Ort. Von Anja Kabisch

Die Ansiedlung einer europäischen Löschflugzeug-Staffel auf dem Flugplatz Welzow ist am Dienstag vor Ort mit dem EU-Kommissar für Krisenschutz, Christos Stylianides, diskutiert worden. Er hat bei einer Fachkonferenz über das neue Programm "RescEU" informiert - und über die Möglichkeiten eines weiteren Standortes in der Lausitz gesprochen.

Christos Stylianides in Welzow (Foto: rbb/Kabisch)
| Bild: rbb/Kabisch

Thema in Koalitionsverhandlungen

"Wir wollen kein verträumtes Bergarbeiterstädtchen bleiben", sagt die Welzower Bürgermeisterin Birgit Zuchold am Dienstag bei dem Treffen - und rührt vehement und mit viel Leidenschaft die Werbetrommel für ihre Stadt. Seit Monaten kämpft sie für eine Löschflugzeugstaffel in Welzow mit entsprechenden Bereichen für Ausbildung und Wartung.

EU-Kommissar Christian Ehler ist längst auf ihrer Seite, auch er setzt sich für Welzow ein. Er habe bereits mit der polnischen Regierung gesprochen, die würde das Vorhaben unterstützen. Und es gebe Hinweise, dass sowohl die Grünen als auch die CDU die Löschflugzeugstaffel in die anstehenden Koalitionsverhandlungen mit aufnehmen wollen.

Christos Stylianides in Welzow (Foto: rbb/Kabisch)
Bild: rbb/Kabisch

Antworten in sechs bis zehn Monaten

Welzow mit dem Flugplatz und dem benachbarten Sedlitzer See sei ein idealer Standpunkt in Mitteleuropa, sagt auch Alfed Brömme, der Präsident des Technischen Hilfswerks. Er sieht auch viel Raum für begleitende Forschung. "Thema Unterwasserortung, Thema Unterwasserrobotik - da brauchen wir einen See, der auch eine gewisse Tiefe hat, wo das Wasser auch noch nicht ganz so trübe ist." Zurzeit übe die Unterwasserrobotik in einem künstlichen Becken in Bremen.

Für solche Forschungsprojekte gebe es in Brüssel Geld, sagt Brömme. Christos Stylianides, der EU Kommissar für Krisenschutz, nickt immerfort zustimmend. Er zeigte sich beeindruckt sowohl von den Gegebenheiten vor Ort als auch vom Enthusiasmus der Welzower. "Ich mache keine Versprechnungen. Zuerst müssen wir den schon viel diskutierten Entscheidungsprozess starten, es ist ein schwieriger Start. Wir müssen diszipliniert daran arbeiten." Im Moment könne Stylianides noch nichts sagen. Vielleicht gebe es aber in sechs bis zehn Monaten "eine reale Einschätzung, ob wir das Projekt hier umsetzen können."

Land gegen EU, Bund und Welzow

Geht es allerdings nach dem Brandenburger Innenministerium, bleibt das Projekt nur eins auf dem Papier. Das hat am Dienstag auch Abteilungsleiter Frank Stolper bekräftigt. "Wir würden damit eine absolute Minderheitenposition im gesamtdeutschen Kontext einnehmen." Dazu könne er nicht raten. Das Mittel der Wahl für das Löschen aus der Luft sei der Löschhubschrauber, so Stolper. Diese seien auch flexibler von Bundeswehr und Polizei einsetzbar.

Damit stellt sich das Land Brandenburg gegen die Positionen der EU, des Bundes und der Stadt Welzow. Bürgermeisterin Birgit Zuchold ist enttäuscht. "Wenn alle Beteiligten ein Projekt anschieben wollen, ist es gelinde gesagt ein Stück weit betrüblich. Es macht mich traurig." Sie erwartet, dass Welzow die Chancen auch auf Landesebene eingeräumt werden.

90 Prozent der Kosten werden übernommen

In einem EU-Projekt zum Katastrophenschutz ist die Anschaffung von Löschflugzeugen vorgesehen. Damit würde sich die Europäische Union mit bis zu 90 Prozent an den Anschaffungs- und Wartungskosten beteiligen und auch einen Großteil der Einsatzkosten übernehmen.

Darauf setzen die Akteure in Welzow und Sedlitz. Auf dem Sedlitzer See könnten die schwimmfähigen Löschflugzeuge stationiert werden und auf dem benachbarten  Verkehrslandeplatz in Welzow die Wartung erfolgen. Die Flugzeuge könnten so problemlos zu Einsätzen in einem Radius von mindestens 400 Kilometern fliegen.

Positive EU-Aussage bereits im Mai

Bereits im Mai war der EU-Parlamentarier Christian Ehler (CDU) in die Lausitz gekommen, um sich das Projekt vor Ort erklären zu lassen. Sein Fazit damals: Der Flugplatz Welzow mit dem nahegelegen Sedlitzer See scheine eine gute Adresse zu sein. Weil Deutschland auf Grund seiner geographischen Lage den nördlichen Teil der Alpen abdecken könne, "schaut die Kommission ganz ersthaft hierher", so Ehler bei seiner Stippvisite. In Deutschland biete sich dieser Standort an: Die planungsrechtlichen Voraussetzungen seien schon da, es gebe große Akzeptanz und Kommunen würden den Plan unterstützen - all das spreche für eine Ansiedlung. Ehler sprach von "guten Chancen".

Im Moment stehen in ganz Europa sieben Löschflugzeuge und sechs Hubschrauber zur Verfügung. Sie sind in Kroatien, Frankreich, Italien und Spanien stationiert. Die sechs Hubschrauber stehen in Schweden.

2 Kommentare

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  1. 2.

    Es ist unbegreiflich. Auf der einen Seite vom notwendigen Strukturwandel schwafeln und wenn sich eine potente Chance dafür auftut, den Kopf in den Sand stecken. Was Herr Stolper als Minderheitenposition ausweist, heißt in der Wirtschaft Alleinstellungsmerkmal. Ich habe von ca. 600 Arbeitsplätzen durch diese Idee gehört. Was will denn die Landesregierung noch alles tun, um die Lausitz endgültig vor die Wand zu Fahren?!

  2. 1.

    Man fühlt sich doch durch die Landesregierung, vertreten durch Herrn Stolper, voll verschaukelt. Da drängt sich mir gleich die Frage auf. Welchen "Kumpeln vom Stammtisch" er verpflichtet ist. Seilschaften hatten wir schon mal, so vor 30 Jahren. Und dann kommt noch eins dazu. Welzow liegt nicht im Speckgürtel von Berlin.
    Dann die Aussage, wir würden eine Minderheitsposition im gesamtdeutschen Kontext einnehmen. Was ist so schlimm daran? Unsere Region kann bestimmt damit leben, sind wir gewohnt. Also, warum hat die Landesregierung da Bauchschmerzen? Es könnte auch sein das irgend ein Ego verletzt wurde, weil die Idee und Aktivitäten nicht vom Land kommen.

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