Südbrandenburger Politiker nach der Landtagswahl - Die eine geht, ein neuer kommt ins Parlamant

Di 03.09.19 | 15:42 Uhr
Das Parlament diskutiert in Brandenburg während einer Landtagssitzung. (Quelle: dpa/Bernd Settnik)
Bild: dpa/Bernd Settnik

Die Brandenburger haben gewählt und die Sitze im Landtag teilweise neu besetzt. Manch gestandener Politiker muss nun die Koffer packen und aus dem Parlament ausziehen, andere ziehen zum ersten Mal ein. Florian Ludwig mit zwei Beispielen aus Südbrandenburg.

Zwei Tage nach der Landtagswahl in Brandenburg haben sich am Dienstag die neuen Fraktionen zum ersten Mal getroffen, schon in dieser Woche beginnen die Sondierungsgespräche. Nicht mehr mittendrin: die Cottbuser SPD-Abgeordnete Kerstin Kircheis. Nach vielen Jahren im Landtag ist sie jetzt Beobachterin. Wie schaut sie auf die Regierungsbildung, wie geht es für sie persönlich weiter?

Ganz anders Peter Drenske. Er hat in Finsterwalde das Direktmandat für die AfD geholt und ist nun zum ersten Mal im Landtag. Wie will er sich einbringen? Wie geht er damit um, dass niemand mit der AfD regieren will?

Kerstin Kircheis (Quelle: rbb)
Kerstin Kircheis | Bild: rbb

Niedergeschlagen und ungläubig

Es waren knapp 13 Jahre, die Kerstin Kircheis Abgeordnete im Brandenburger Landtag war. Am Sonntag haben ihr genau 5642 Wähler ihre Stimme gegeben, das waren 722 zu wenig für ein Direktmandat. Zwei Tage nach der Wahl, wirkt sie niedergeschlagen. So richtig glauben, dass es nun vorbei ist, kann sie es nicht.

Vorzuwerfen hat sie sich nach eigener Aussage aber nichts. "Alles das, was Politikern immer vorgeworfen wird, sie sind nicht bei den Menschen, sie wissen gar nicht, wie wir leben, wann kommen die mal raus... hab' ich alles nicht gemacht." Sie sei fast täglich vor Ort gewesen, wenn es ging. Auch, wenn die SPD im Land mit einem blauen Auge davongekommen ist, wie sie sagt, hätten gerade die Lausitzer zu wenig von den Vorhaben der Landesregierung zum Strukturwandel gespürt. Das habe für Frust gesorgt. Es seien im Moment nur Absichtserklärungen gewesen, sagt sie. "Auch im Bahnwerk waren sie da, haben eine Vereinbarung unterschrieben, aber es ist nicht erkennbar, dass jetzt etwas kommt." Es bleibe also die Skepsis, meint Kircheis.

Auch Bauvorhaben, wie das zweite Gleis zwischen Cottbus und Lübbenau, seien ihr auf die Füße gefallen. "Da haben wir 30 Jahre gekämpft." Und dann habe niemand verstanden, warum das Gleis erst 2025/2026 gebaut werden soll.

Ohne Plan B in die Zukunft

Kerstin Kircheis ist eine streitbare Frau, die sich auch - wie beim Thema Kreisgebietsreform - konsequent gegen die Linie ihrer Partei gestellt hat. Jetzt ist die 63-Jährige raus aus dem Landtag. Einen Plan B hat sie ganz bewusst nicht. "Ich habe immer gedacht: ich mache das authentisch und sorge nicht schon im Hinterkopf dafür, was ich danach mache." Sie habe zwar ein Rückkehrrecht zur Bahn Betriebskrankenkasse. Doch den Job habe sie 13 Jahre nicht mehr gemacht. "Ich glaube, da bin ich für die Bahn BKK keine Hilfe - und für die Kollegin oder den Kollegen, der mich neu ausbilden müsste, wahrscheinlich auch nicht." Wie es weitergeht? "Mal gucken, was man übergangsweise macht."

Für die künftige Regierung wünscht sich Kircheis ein rot-schwarz-grünes Bündnis. Ihrer Meinung nach tue man der Linken keinen Gefallen, wenn man wieder mit ihr regieren würde. "Und wir müssen zur Kenntnis nehmen: Nicht alle, die die AfD gewählt haben, wollten nun ganz rechts außen wählen."

AfD Kandidat Drenske
Peter Drenske | Bild: Screenshot Brandenburg Aktuell

Völlig neues Umfeld

In der Lausitz haben viele die AfD gewählt. Sie ist stärkste Kraft bei den Zweitstimmen geworden. Einer der Neuen im Landtag ist Peter Drenske aus Schacksdorf bei Finsterwalde.
Er hat das Direktmandat im Wahlkreis Elbe-Elster I geholt. Im völlig neuen Umfeld zu sein, das sei für ihn "sehr aufregend." Es seien nur noch vier AfD-Politiker aus dem alten Landtag übrig. "Alles andere sind Neulinge, die sich erstmal zusammenfinden müssen und natürlich sehr aufgeregt sind, inwieweit sie sich in diese Arbeit einbringen können."

Er selbst wolle sich bei den Themen Strukturentwicklung, Wirtschaft und Landwirtschaft stark machen, "alles das, was auch einen Bezug zum Elbe-Elster-Kreis hat." Konkret geht es Drenske um eine starke Wirtschaftsentwicklung im Kleinen und im Mittelstandsbereich. Problematisch sei, dass viele Handwerksbetriebe keinen Nachfolger gefunden haben. "Wir müssen ganz explizit wieder für das Handwerk werben, um auch wertschöpfende Arbeit in der Lausitz zu etablieren." Er selbst sei immer stolz auf seinen Handwerksberuf gewesen, sagt der gelernte Fleischer.

"Wir sind stärkste Oppositionspartei"

Dass in Brandenburg niemand mit der AfD regieren will, war in der Partei bis jetzt kein Thema, sagt Peter Drenske. Er glaubt auch nicht, dass es noch eine große Rolle spielen werde. "Wir können damit leben. Wir sind die stärkste Oppositionspartei, in der Größe werden wir auch aufgehen." Er betont, dass die Partei im Elbe-Elster-Kreis die stärkste Kraft geworden ist. "Und als diese werden wir uns auch darstellen."

Er geht davon aus, dass es in Brandenburg eine Koalition von SPD und CDU geben wird. Und ergänzt: "Ich kann mir da nicht all zu große Erfolge versprechen, wenn da mittlerweile ein Dreierbündnis notwendig ist, um eine Mehrheit zu erlangen."  

Antenne Brandenburg, 03.09.2019, 14.10 Uhr

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