Marodes Bürgerhaus - "Der BER von Spremberg"

Do 05.09.19 | 17:44 Uhr
Spremberg Bürgerhaus (Foto: rbb/Kabisch)
Audio: Antenne Brandenburg | 05.09.2019 | Anja Kabisch | Bild: rbb/Kabisch

Erst 2008 fertig umgebaut und schon marode: Beim Bürgerhaus in Spremberg schlägt ein Statiker Alarm. Das Gebäude muss schnellstmöglich geräumt werden. Es ist nicht das erste Problem mit dem Haus, am Freitag sollen Lösungen gefunden werden. Von Anja Kabisch

Es ist der Höhepunkt einer unendlichen Geschichte: Das Bürgerhaus in Spremberg (Spree-Neiße) muss so schnell wie möglich geräumt werden. Schon länger macht Feuchtigkeit im Gebäude Ärger. Jetzt könnte es sein, dass die großen Dachfenster nicht mehr sicher verankert sind, sagt ein Statiker. Das Rathaus will am Freitag erste Entscheidungen treffen, wie es mit dem Gebäude weitergeht, das erst im Jahr 2008 umgebaut worden war.

Sanierung ständig Thema

Aktuell zieren zwei Gerüste das schon immer umstrittene und von vielen Sprembergern ungeliebte Bürgerhaus am Markt. "Es wird heimlich als Schneewittchensarg oder BER von Spremberg bezeichnet", sagt eine Bürgerin. Die Gerüste stehen allerdings nicht nur für Bauzwecke dort, sondern vor allem zum Schutz der Passanten. Denn im Bürgerhaus sind ein Café, die Touristinfo, das Bürgerbüro und das Bauamt untergebracht.

Der enorme Sanierungsbedarf am Haus ist ständig Thema in der Touristenformation, sagt deren Leiter Marco Wentwort. Die Leute "werfen ihre Spitzen", sagt er. "'Soll ich jetzt mit einem Helm zu dir kommen?' Das hatte ich heute ganz aktuell." Er nehme das aber locker.

Marode Holzteile

Ganz locker kann Stadtverordnetenvorsteher Andreas Bränzel das Thema dagegen nicht nehmen. Seit Jahren beschäftigen Bauschäden am Bürgerhaus die Stadtverordneten. Durch Fehler in der Dachkonstruktion soll Feuchtigkeit ins Gebäude gekommen, die Statik durch marode Holzteile jetzt in Gefahr sein.

Spremberg Bürgerhaus (Foto: rbb/Kabisch)
Bild: rbb/Kabisch

Am Mittwoch hatte Bürgermeisterin Christine Herntier in der Stadtverordnetenversammlung erklärt, dass bei Fassadenöffnungen in den vergangenen Tagen Schäden zutage getreten waren. Das Gebäude müsste schnellstmöglich leergezogen werden. Herntier sagte, dass vor allem "die großen Glasflächen, beziehungsweise die sichere Verankerung" der Scheiben das Problem seien. Es liege im Bereich des Möglichen, "dass die sichere Haltung der Fensterflächen nicht mehr garantiert werden kann".

Stadt hat Architekten verklagt

"Es muss was gemacht werden", sagt Stadtverordnetenvorsteher Bränzel. Es seien Fehler gemacht worden, "hauptsächlich natürlich von den damals für den Bau verantwortlichen Architekten, das muss man einfach so sagen." Die bauausführenden Firmen hätten damals sogar teilweise gewarnt und ihre Bedenken geäußert. Doch "das Architekturbüro hat die scheinbar alle in den Wind geschlagen", so der Stadtverordnetenvorsteher.

Die Stadt hatte den Architekten verklagt, dieser hatte gezahlt. Nun sei der Prozess abgeschlossen. "Er hat, soweit ich weiß, eine größere Summe gezahlt", sagt Bränzel, fügt jedoch hinzu, dass diese Summe "bei weitem" nicht ausreichen werde, um die Sanierung des Gebäudes vollständig zu bezahlen.

Spremberg Bürgerhaus (Foto: rbb/Kabisch)
Bild: Anja Kabisch

Spremberger hoffen auf Abriss

Am Freitag wolle die Stadt laut der Spremberger Bürgermeisterin Christine Herntier die ersten Entscheidungen treffen, wie es mit dem Gebäude weitergeht. Das betrifft auch eine Bäckerei. Filialleiterin Jaqueline Engelkind hofft, dass eine Ersatzimmobilie gefunden wird. Auch die Touristinfo hofft auf ein Quartier im Zentrum.

Die Spremberger wiederum hoffen, dass das ungeliebte Bürgerhaus jetzt aus dem Stadtbild verschwindet. "Also wir haben damals schon gesagt, als es gebaut wurde: Es passt überhaupt nicht hierher", sagt eine Sprembergerin. "Es sieht fürchterlich aus, hat Schaden in allen Räumen." "Abreißen, Neubau", sagt auch eine andere Bürgerin. "Die Optik ist nämlich vielen Sprembergern ein Dorn im Auge."

Ein Abriss könnte allerdings teurer sein als die Sanierung des Gebäudes, gibt Andreas Bränzel zu Bedenken, vor allem wegen des Stahlbetongerüstes und des massiven Luftschutzkellers. Durch die Sanierung könnte sich das Antlitz des Gebäudes komplett verändern, sagt er. "Wir haben jetzt die Chance, es anders zu sanieren. Das heißt: Wir können das Gebäude in seiner äußerlichen und inneren Darstellung sicherlich nochmal verändern."

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