Geschichte einer ehemaligen Interflug-Mitarbeiterin - "Wir waren privilegiert, das gebe ich zu"
1979 fängt die Technikerin Margot Lux bei der ehemaligen DDR-Fluggesellschaft Interflug an - für sie ein Traumjob. Mit dem Mauerfall vor 30 Jahren kommt das Ende der Interflug und damit die Arbeitslosigkeit. Heute sieht sich Lux als Wendeverliererin. Von Daniel Friedrich
Knapp ein Jahrzehnt hat Margot Lux aus Lübbenau für die DDR-Fluggesellschaft Interflug gearbeitet. Eine Tätigkeit, deren Ende mit dem Mauerfall vor 30 Jahren eingeläutet wurde. Lux verliert durch die Wende ihren Traumjob und wird arbeitslos. Ihren Job als Technikerin kann sie nicht mehr ausüben. Heute sieht sich die 73-Jährige als Wendeverliererin.
Vorteile durch den Traumjob
Wenn Margot Lux von ihrer Arbeit bei der Interflug erzählt, strahlen ihre Augen. Direkt nach ihrem Studium hat die Lübbenauerin bei der Fluggesellschaft als Flugtechnikerin angefangen. Das war 1979. Sie kontrollierte die Geräte an Bord und war für die Wartung zuständig.
"Das war natürlich mein Leben, das war das Schönste", sagt die 73-Jährige heute. "Wir waren auch ein bisschen privilegiert, gebe ich ja zu", ergänzt sie. Lux sei viel gereist,ihre Kinder hätten Budapest besser gekannt als Berlin.
Noch kurz vor dem Mauerfall habe die Interflug drei neue Airbus-Maschinen aus Frankreich bekommen. Die bevorstehenden Veränderungen warfen damit bereits ihre Schatten voraus, sagt Margot Lux rückblickend. Bei einer Betriebsreise für langjährige Mitarbeiter nach Kuba kurz nach dem Mauerfall ist vielen Mitarbeitern bereits klar, das ist der letzte Flug.
"Auf dem Rückflug nach Berlin lagen wir uns alle in den Armen und haben geweint. Es war klar, dass das dann zu Ende ist", so Lux heute.
Protest gegen die Treuhand
Kampflos aufgeben wollten sie und ihre Kollegen aber nicht. Sie übergaben dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker eine Petition und demonstrierten vor der Treuhandgesellschaft in Berlin. "Ich hatte ein großes Schild gemalt, 'Treuhand = Mafia'. War natürlich gleich in allen Medien, aber es hat nichts gebracht", erzählt Margot Lux.
Mit 45 Jahren wird die Technikerin arbeitslos, so wie viele ihrer rund 8.000 Kollegen. Die Interflug war Geschichte, die konkurrierende Lufthansa hatte einen Wettbewerber weniger, so die Kritik. Durch eine ABM-Stelle kommt Lux später zurück an den Flughafen und arbeitet am Check-In-Schalter. Für die studierte Flugzeugtechnikerin war das eine Demütigung.
"Für mich war das ein Zusammenbruch und ich muss heute sagen, ich war ein Verlierer der Wende", meint Margot Lux.