Gedenktag für verstorbene Kinder - "Unsere Seele verbietet es uns, das nachzuempfinden"

Fr 06.12.19 | 11:12 Uhr
Ein Teddybär und ein Grablicht auf einem Kindergrab (Quelle: dpa/Pilick)
Bild: Symbolbild-dpa/Stephanie Pilick

Am Sonntag findet der Weltgedenktag für verstorbene Kinder statt. Hilfe finden Betroffene zum Beispiel in Selbsthilfegruppen. Nirgendwo sonst treffen Eltern auf so viel Verständnis. Doch die Trauerbegleitung hat auch Grenzen.

Der zweite Sonntag im Dezember ist der Weltgedenktag für verstorbene Kinder. Angehörige werden an diesem Tag eingeladen, ihrer verstorbenen Kinder, Enkel oder Geschwister besonders zu gedenken.

Hilfe für Betroffene bieten beispielsweise Selbsthilfegruppen. Zwei davon betreut Kathrin Schreier in Lübbenau.

Unterstützung in der Selbsthilfegruppe

Bereits seit 16 Jahren kümmert sich Schreier um Angehörige von verstorbenen Kindern. Einerseits trifft sie sich mit Eltern, deren Kinder bereits auf der Welt waren, andererseits betreut sie eine Gruppe für Angehörige sogenannter Schmetterlings- oder Sternenkinder, die während der Schwangerschaft oder um den Geburtstermin verstorben sind.

Aus ganz Südbrandenburg kommen Eltern nach Lübbenau zu Kathrin Schreier. Nirgendwo sonst treffen sie auf so viel Verständnis wie in der Selbsthilfegruppe. "Die treffen auf Menschen, denen genau das gleiche wiederfahren ist. Niemand anders auf der Welt kann nachvollziehen, wie das ist, wenn man ein Kind verliert", so Schreier. "Unsere Seele verbietet uns, das nachvollziehen zu können, wenn uns das nicht passiert ist", meint sie.

Trauerbegleitung hat auch Grenzen

Oft ist Kathrin Schreier selbst berührt von den Einzelschicksalen. Ausblenden kann und will sie diese nicht. "Mir tut es sehr gut, dass ich helfen kann. Ich bin ausgebildet, es ist aber trotzdem nicht so, dass ich Hornhaut auf der Seele habe", erklärt sie. "Ich will auch nicht, dass mich das nicht berührt. Ich will nicht so professionell sein, dass ich da raus gehe und nicht mehr daran denken muss."

Die Trauerbegleitung verwaister Eltern hat aber auch Grenzen. "Die Grenze ist da, wo ich die Gefahr für das Leben von Eltern sehe. Wenn Eltern so tief in ihrer Trauer sind, dass die pathologisch ist, also dass sie von mir als Trauerbegleiterin nicht mehr begleitbar ist, sondern Mediziner an die Seite der Eltern gehören, wenn das Leben der Eltern gefährdet ist", meint Schreier.

Am Sonntag findet anlässlich des Gedenktages eine Veranstaltung in der Zerkwitzer Kirche bei Lübbenau statt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.12.2019, 16:10 Uhr;

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