Auschwitz-Projekt von Cottbuser Schülern - "Was wäre, wenn ich damals auf der Rampe gewesen wäre?"

Do 30.01.20 | 16:22 Uhr
Steenbeck-Gymnasiasten an ihrem Modell KZ Auschwitz
Audio: Antenne Brandenburg | 30.01.2020 | Alexander Dieck | Bild: rbb/Josefine Jahn

Am Holocaust-Gedenktag berichten Schüler vom Cottbuser Max-Steenbeck-Gymnasium in der Synagoge von ihren Recherchen zu einer Cottbuser Firma, die eine Rampe für das KZ Auschwitz-Birkenau gebaut hatte. Eine Rampe in den Tod. Von Josefine Jahn

Seit mittlerweile einem Jahr beschäftigen sich zwölf Schüler des Max-Steenbeck-Gymnasiums in Cottbus mit den Verbrechen der Nationalsozialisten. Im Projekt "überLAGERt" sprechen sie mit Historikern und Zeitzeugen, sind in Archiven und an Schauplätzen der Geschichte.

Bei diesen Recherchen stoßen sie auf den Gleis- und Tiefbauunternehmer Richard Reckmann. Der hatte in den 40er Jahren seinen Hauptsitz in Cottbus. Von hier aus wurden die Aufträge koordiniert.

Recherche-Dokumente
Recherche-Dokumente | Bild: rbb/Josefine Jahn

Cottbuser Unternehmer baut Rampe 3 für KZ Auschwitz-Birkenau

Der in Ruhland geborene Reckmann hatte seine Firma in Altdöbern gegründet, später den Hauptsitz nach Cottbus verlagert. Von hier aus wurden mehrere hundert Aufträge für das gesamte Dritte Reich koordiniert.

Die Gymnasiasten fanden heraus, dass Reckmanns Firma die sogenannte Rampe drei für das KZ Auschwitz-Birkenau gebaut hat. Der Schienenstrang sollte den Transport von Juden ins Lager noch effizienter machen.

75 Jahre später stehen die 14- und 15-Jährigen vor der Aufgabe, sich ein umfassendes Bild von dem zu machen, was damals passiert ist. Dafür lesen sie bergeweise Akten. Sie lesen davon, dass Reckmann für seine Arbeit Lob erhielt, sie erfahren, wie der Ablauf im Konzentrationslager war.

Wie sich zurecht finden mit der Fülle der Informationen? Auch das ist eine Erfahrung der Schüler auf dem Weg ihrer Recherchen.

Steenbeck-Gymnasiasten zeigen ihre Dokumente zum Projekt "ÜberLAGERt"
Steenbeck-Schüler präsentieren ihre Dokumente | Bild: rbb/Josefine Jahn

"Es ist kein leichtes Thema"

"Es ist kein leichtes Thema", sagt Valentin Haustein, einer der zwölf Schüler der Projektgruppe. Sie besucht die Konzentrationslager Ravensbrück und Auschwitz. "Es ist unvorstellbar, wozu Menschen in der Lage waren", setzt der Neuntklässler fort.

Das, was er gelesen, recherchiert und gesehen hat, weckt seinen Ehrgeiz, noch mehr über dieses Thema zu erfahren. Deshalb läuft das Projekt noch bis Ende des Jahres. Und um das Bild von Auschwitz nicht zu vergessen, haben sie ein Modell gebaut mit dem Eingang zum Konzentrationslager und mit der Rampe drei, gebaut von einer Firma mit Sitz in Cottbus.

Gerade die Besuche in Ravensbrück und Auschwitz wirken tagelang nach, erklärt Valentin Haustein. Und eine Frage bewegt ihn: "Was wäre, wenn ich jetzt auf der Rampe gewesen wäre?"

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