Über Blomberg, Côte d´Azur und Paris - Nach 75 Jahren zurück in die Heimat, nach Finsterwalde

Fr 06.03.20 | 18:51 Uhr
Rückkehrerin Monika Schmidt Finsterwalde mit Hund (Foto: rbb/Wussmann)
Audio: Antenne Brandenburg | 06.03.2020 | Iris Wussmann | Bild: rbb/Wussmann

Mitten im Krieg, im Jahr 1942, wird Monika Schmidt in Finsterwalde geboren. Die Familie muss fliehen, als junge Frau zieht es sie nach Frankreich. Über 50 Jahre lebt sie dort. Nun ist sie in ihre alte Heimat Finsterwalde zurückgekehrt. Von Iris Wussmann

Monika Schmidt hat sich entschieden: Nachdem sie fast ihr ganzes Leben in Paris gelebt hat, ist die gebürtige Finsterwalderin mit 77 Jahren in ihre alte Heimat im Landkreis Elbe-Elster zurückgekehrt. Auslöser war ein Beitrag im rbb-Fernsehen.

In Finsterwalde lebt die humorvolle Frau nun in einem Seniorenwohnheim. Und wer Glück hat, dem erzählt sie von ihrem total verrückten Leben.

Rückkehrerin Monika Schmidt Finsterwalde (Foto: rbb/Wussmann)
| Bild: rbb/Wussmann

Die Männer: scharenweise hinter ihr her

Zweieinhalb Jahre ist Monika Schmidt alt, als sie 1945 Finsterwalde verlassen muss. Die Familie flüchtet "auf Fahrrädern. Mit unserer Mutti, ihrer Schwester - und ich vorne drauf", erzählt sie. Die Eltern leben mit ihr in Bloomberg, Nordrhein-Westfalen. Doch Finsterwalde lässt sie nicht los. "Als ich elf war, bin ich das erste Mal allein zu Oma gefahren." Fortan macht sie bei ihr regelmäßig in den Ferien Urlaub, Jahr für Jahr - um sich in der Heimat zu "beduseln", wie sie sagt.

Bis sie 19 ist. Dann geht es für Monika in die Welt hinaus. Sie besucht eine Hotelfachschule, die Arbeit führt sie schnell nach Frankreich, an die Côte d´Azur. Doch dort gefällt es ihr nicht. Am Strand war es ihr "zu nackend. Und die Männer: scharenweise hinter einem her." Sie zieht weiter nach Paris, arbeitet dort auf dem Flughafen. Sie wird insgesamt 54 Jahre an der Seine leben.

Da bin ich geboren, da will ich sterben

Doch im Alter sei es nicht mehr ihre Stadt, sagt sie. Bei einem Besuch der Mutter in Deutschland sieht sie im rbb-Fernsehen einen Bericht über die Rückkehrerinitiative in Finsterwalde - und ruft, als sie wieder zu Hause ist, sofort im Rückkehrerbüro an. "Die waren natürlich erschrocken, weil ich gesagt habe, dass ich aus Paris anrufe." Sie erklärt ihre Motivation: dass sie dort sterben will, wo sie geboren wurde.  

Jetzt erkundet sie, so gut es in ihrem Alter geht, die neue, alte Heimat. Weil sie so selig lächelt, wird sie in Finsterwalde schon mal auf der Srraße angesprochen.

Mit der Rückkehr hat sie es offenbar richtig gemacht, findet auch ein ehemaliger Kollege ihres Vaters, der sie regelmäßig anruft. Und er sagt: "Vati würde sich freuen."

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