Blützeit für Traditionspflanze - Höchste Zeit für Spreewälder Lein
Blau blüht er, der Lein und bedeckt Brandenburg mit einem Teppich. Aus der Ferne erinnert der an eine See-Oberfläche. Und Lein ist ein Vielkönner: beliebt als Leinöl, kann aus der Pflanze auch Kleidung hergestellt werden. Von Josefine Jahn
"Lein ist eine besondere Pflanze, eine ganz besondere" sagt Gisela Christel, auch als Spreewald-Christel bekannt. In sorbischer Tracht präsentiert sie Gästen am Feldrand den frisch blühenden Lein. Für die Holzbearbeitung, den Geigenbau und in der Malerei wurde das daraus gewonnene Öl früher benutzt, die Fasern langstieliger Pflanzen zu Kleidung versponnen.
Dieses Jahr steht der Lein gut, in den beiden letzten Jahren dagegen fiel die Ernte schwach aus. Schuld war der Regen, der fehlte. Dadurch konnte etwa ein Viertel weniger als die gewohnte Pflanzenmenge für Speiseöl gewonnen werden.
2020 könnte ein gutes Jahr für Leinöl werden
Im Vergleich zu 2018 und 2019 könnte es in diesem Jahr einen guten Ertrag geben, davon ist die Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Drebkau, Dagmar Schenke überzeugt. Der Regen sei zur richtigen Zeit gekommen, die Mitarbeiter hätten den Boden perfekt bearbeitet, sie habe selten in ihrem Berufsleben einen derart guten Leinbestand gesehen, freut sich Dagmar Schenke.
Ähnlich geht es Christian Behrendt, Geschäftsführer der Kanow-Mühle im Spreewald. Der Öl-Müller weiß, was nach dem Pressen der Leinsamkörnchen noch übrig bleibt, nämlich der Ölkuchen, auch Leinschrot genannt. Genau das sei ein sehr hochwertiger Ballaststoff und extrem reich an Eiweiß, bestens geeignet als Zugabe zum Müsli. Der Ölkuchen rege zudem die Verdauung an, klärt Behrendt auf.
Geradezu ein Wundermittel
Lein enthält viele Omega-3-Fettsäuren und regen damit die Gehirnfunktion an, weiß Gisela Christel. Außerdem würde das Herz-Kreislauf-System satbilisiert. Deshalb empfiehlt die Spreewald-Christel, jeden Morgen einen Esslöffel pur einzunehmen.
Der Leinblüte ist nur von kurzer Dauer, in den nächsten Tagen wird das kräftige Blau noch zu sehen sein, kündigt Christel an. Geerntet werde im September.