Kinderschutzbund -
Einfach mal mit jemandem reden - dieses Bedürfnis haben viele der Kinder und Jugendliche, die die Nummer des Sorgentelefons wählen. Am anderen Ende sitzt seit zwölf Jahren Sabine Fritsche für den Kinderschutzbund in Senftenberg.
Die Sorgen der Anrufer - 20 bis 30 täglich - seien vielfältig, sagt sie. "Schulische Probleme, gesundheitliche Probleme, die ganze Palette. Und sei es nur Langfeweile, die Kinder wollen einfach mit jemandem reden." Einmal habe ein Junge angerufen, dessen Mutter in ihre alte Heimat Russland mit ihm ziehen wollte. Das Kind war verzweifelt. "Er spreche ja nicht einmal russisch, hat er mir erzählt. Dann redet man einfach ein bisschen und allein das hilft manchmal schon weiter." Für Sabine Fritsche ist der Kinderschutzbund wichtig. Sie beschreibt es als das Beste, das ihr nach ihrer Arbeitszeit passiert sei: "Beim Kinderschutzbund angefangen zu haben!"
Es fehlt Unterstützung vom Land
Der Kinderschutzbund Senftenberg ist dabei der einzige, den es in Brandenburg noch gibt - alle anderen haben sich aufgelöst, wegen schwindender Mitglieder. Und auch in Senftenberg ist die Zukunft ungewiss, was die langjährige Vorsitzende Heidi Kempke sehr beschäftigt: "Solange wir gesund und fit sind, werden wir uns hier weiter engagieren. Aber wenn das mal nicht mehr ist, was passiert dann?"
Dass der Nachsuchs fehlt liege gar nicht mal an der Bereitschaft der Menschen zu helfen, sondern an der fehlenden Unterstützung durch die Landespolitik. Es fehle eine Stelle, die alles koordiniert, denn Menschen, die ehrenamtlich tätig sein wollen, gebe es genügen, ist sich Kempke sicher. "Das müsste eine hauptamtliche Stelle sein im Land Brandenburg. In unserem Haushalt gibt es das noch nicht."
Wenn sich daran nichts ändert, könnte bald auch der letzte Kinderschutzbund aus Brandenburg verschwinden - und mit ihm das Kinder- und Jugendtelefon.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.12.2022, 15.12 Uhr