Einsatz gegen Menschenhändler - Bundespolizei geht gegen Schleuser in Berlin, Forst und Cottbus vor

Mi 07.12.22 | 17:27 Uhr | Von Margherita Bettoni, Axel Hemmerling, Ludwig Kendzia und Nadja Malak
Durchsuchungen in Neukölln, Harzer Straße, und Schöneberg (Ebersstraße) am 07.12.2022. (Quelle: rbb/Olaf Sundermeyer)
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Audio: rbb24 | 07.12.2022 | Olaf Sundermeyer | Bild: rbb/Olaf Sundermeyer

Am Mittwochmorgen hat die Polizei Objekte in Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen durchsucht. Der Einsatz richtete sich gegen Menschenhändler, die mehrere Hundert Menschen aus Syrien nach Deutschland geschleust haben sollen. Von M. Bettoni, A. Hemmerling, L. Kendzia und N. Malak

Am Mittwochmorgen haben Beamte der Bundespolizei 14 Objekte in Berlin, im brandenburgischen Forst, in Cottbus sowie in Siegen (Nordrhein-Westfalen) durchsucht. Vier Männer zwischen 25 und 45 Jahren wurden verhaftet, zwei in Berlin und zwei in Forst. Bei den Razzien ging es um die Bekämpfung der gewerbs- und bandenmäßigen Schleusungskriminalität. Laut Bundespolizei waren 375 Polizisten an der Razzia beteiligt.

Fluchtroute vom Nahen Osten über Belarus

Nach Recherchen des MDR soll der Kern der mutmaßlichen Bande aus mindestens sechs Menschen syrischer und irakischer Herkunft bestehen. Ermittler vermuten aber, dass um sie herum ein größeres Netzwerk agierte. Die Gruppe operierte wohl aus Deutschland und steht im Verdacht, Menschen aus Syrien über Belarus und Polen nach Deutschland geschleust zu haben.


Diese Fluchtroute führt unter anderem vom Nahen Osten über Dubai in die belarussische Hauptstadt Minsk. Von dort geht es weiter zu den Wäldern an der Grenze zu Polen, dann meist quer durch das Land und schließlich nach Deutschland. Oft stecken Schleuserbanden dahinter, die vom Leid der Menschen profitieren.

Durchsuchungen in Neukölln, Harzer Straße, und Schöneberg (Ebersstraße) am 07.12.2022. (Quelle: Dominik Totaro)

Einnahmen von bis zu 10.000 Euro pro geschleuster Person

Als Polen die Sicherheitsmaßnahmen an der Grenze zu Belarus verstärkte, sollen die Beschuldigten auf die Balkanroute ausgewichen sein. Die Ermittler, die mehrere Monate an dem Fall gearbeitet haben, gehen davon aus, dass die Bande pro eingeschleuster Person zwischen 3.500 und 10.000 Euro verdiente. Die Bundespolizei soll um die 60 Fälle mit rund 300 Geschleusten nachweisen können.

Die Staatsanwaltschaft Görlitz, die die Ermittlungen führt, beschäftigt sich seit längerem mit Schleusungskriminalität. Unter anderem hatte ein Fall aus der Nähe von Görlitz bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Dort hatte die Polizei im Herbst 2021 einen Iraker tot in einem Transporter gefunden.

"Den Schleusern ist das Leben des einzelnen Geschleusten völlig egal", sagt Andreas Roßkopf, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, Bezirk Bundespolizei und Zoll, dem MDR. Schleusungskriminalität, so Roßkopf, sei ein "hochprofessionelles und hochkriminelles Geschäft" mit "mafiösen Strukturen", das sich auch deswegen schwer bekämpfen lasse, weil die Hintermänner gar nicht in Deutschland sitzen würden.

Sendung: rbb24, 07.12.2022, 13:00 Uhr

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