BrandenburgTrend | Kohleausstieg - Wachsende Skepsis gegenüber schnellem Kohleausstieg in Brandenburg

Die Ampelpläne für ein vorfristiges Ende von Tagebauen und Kohlekraftwerken stoßen in Brandenburg auf deutliche Ablehnung. Im Gegenteil: Immer mehr Menschen halten Kohlestrom auch nach 2038 für eine Option. Von Thomas Bittner
Ein vorzeitiger Kohleausstieg wird in Brandenburg mit wachsender Skepsis gesehen. Nur noch eine Minderheit von 16 Prozent kann sich vorstellen, dass die Braunkohleförderung schon vor 2038 beendet wird. Das geht aus dem BrandenburgTrend von infratest dimap für rbb24 Brandenburg aktuell und Antenne Brandenburg hervor.
30 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Kohleausstieg wie bisher verabredet bis zum Jahr 2038 vollzogen werden soll. Fast die Hälfte, 46 Prozent der Befragten, meint dagegen, die Förderung von Braunkohle soll über das Jahr 2038 weiter betrieben werden - das sind 19 Prozentpunkte mehr als im September 2021.
Lausitz skeptischer als Berliner Umland
Besonders groß ist die Skepsis in der Braunkohleregion. 56 Prozent der Befragten in den vom Strukturwandel betroffenen Gebieten, etwa der Lausitz, sprechen sich dafür aus, auch nach dem Jahr 2038 Braunkohle zu fördern. Im Berliner Umland ist eine Mehrheit von 53 Prozent dagegen für einen Ausstieg bis 2038 oder früher.
Im Koalitionsvertrag der Ampelregierung aus SPD, Grünen und FDP heißt es, dass der Kohleausstieg "idealerweise" bis zum Jahr 2030 erreicht werden soll, acht Jahre früher als bislang gesetzlich vereinbart. Aus Klimaschutzgründen soll Kohlestrom weitgehend durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Ein solcher vorzeitiger Ausstieg hat im Verlauf der letzten Jahre in Brandenburg an Zuspruch verloren.
Im August 2019 – unmittelbar vor der letzten Landtagswahl – konnte sich noch jeder Dritte in Brandenburg vorstellen, früher als 2038 die Braunkohleförderung auslaufen zu lassen. Vor der Bundestagswahl im vergangenen Jahr waren noch 29 Prozent dieser Meinung. Jetzt, nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine und angesichts eines drohenden Öl- und Gas-Embargos gegen Russland, ist das nur noch für 16 Prozent eine Option.
Nur Grünen-Anhänger wollen früheren Ausstieg
Nur die Anhänger der Grünen plädieren mehrheitlich für einen früheren Kohleausstieg (61Prozent). Bei den Anhängern von Linken (26 Prozent), SPD (14 Prozent) und CDU (11 Prozent) steht nur eine Minderheit für ein schnelles Kohle-Aus. Drei Viertel der AfD-Anhänger halten ein Weiterbetreiben der Kohleförderung über 2038 hinaus für richtig.
Für die repräsentative Umfrage hat infratest dimap vom 21. bis 24. April in Brandenburg etwa 1.200 Wahlberechtigte in Telefon- und Online-Interviews befragt.
Brandenburg Trend April 2022 in Grafiken
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 29.04.2022, 19:30 Uhr