Zahlen für Brandenburg - Verein Opferperspektive zählt weniger rechtsextrem motivierte Attacken

Mi 15.03.23 | 13:24 Uhr
Ein Demonstrant mit einer schwarz-weiß-roten Flagge mit einem Eisernen Kreuz darauf wird von zwei Polizisten abgeführt. (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
Audio: Studio Frankfurt | 15.03.2023 | Nico Hecht | Bild: dpa/Christophe Gateau

Der Verein Opferperspektive hat im vergangenen Jahr in Brandenburg 138 rechtsextrem motivierte Übergriffe gezählt. Das sind etwas weniger als im Jahr 2021 mit 150 registrierten Vorfällen, wie der Verein am Mittwoch mitteilte.

Die Zahl gewalttätiger Angriffe gegen Menschen, also Körperverletzungsdelikte, sei mit 105 Taten gegenüber dem Vorjahr (107) nur unmerklich zurückgegangen, sagte die Geschäftsführerin Judith Porath. Die Zahl der Angriffe bewege sich seit 2019 auf einem relativ konstant hohen Niveau, betonte Porath. Einen deutlichen Rückgang habe es bei Angriffen gegen politische Gegner mit 15 Fällen gegenüber 23 im Vorjahr gegeben und bei Attacken von Rechten bei Protesten gegen Covid-Maßnahmen (2022: 7, 2021: 12).

Zunahme nur in Cottbus und zwei Landkreisen

Schwerpunkte waren Cottbus (19 Fälle) und die Landkreise Märkisch-Oderland (17) und Ostprignitz-Ruppin (12). Anders als in anderen Regionen Brandenburgs nahm die Zahl rechtsextremer Angriffe gegenüber dem Vorjahr in allen drei Gegenden zu. In Cottbus und den beiden Landkreisen gebe es eine verfestigte Neonazi-Szene, sagte Porath.

Von den rechten Gewalttaten, die von der Opferperspektive erfasst wurden, seien im vergangenen Jahr 156 Erwachsene, 47 Jugendliche und 16 Kinder betroffen gewesen. Das jüngste der Kinder sei zwei Jahre alt gewesen, hieß es. Bei dem Vorfall im Landkreis Ostprignitz-Ruppin habe ein Mann zunächst die Mutter des Kindes rassistisch beleidigt und das Kind dann mit einem Feuerzeug beworfen.

Erstmals seit 2015 kein Angriff auf Unterkunft von Geflüchteten

Mit zwei Dritteln der Fälle (91) sei Rassismus immer noch das Hauptmotiv, sagte die Projektleiterin der Beratungsstelle, Anne Brügmann. Danach folgten 15 Angriffe auf politische Gegner und acht Fälle von Antisemitismus.

Der Berater Joschka Fröschner berichtete von einer brutalen Hetzjagd von Rechten gegen drei Freunde in Cottbus, denen nach einem Kneipenbesuch aufgelauert worden sei. Dabei sei ein Betroffener schwer misshandelt und verletzt worden. In einem anderen Fall sollen rechte Schläger Familien und andere Gäste auf einem Wasserwander-Rastplatz bedroht haben, nachdem die Polizei dort gegen deren Versammlung vorgegangen war. Anne Brügmann wertete es am Mittwoch als erfreuliche Entwicklung, dass 2022 erstmals seit 2015 keine zielgerichteten rechtsextremen Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte erfolgt seien. Die Zahl antisemitischer Angriffe dagegen ist von einer registrierten Tat im Vorjahr auf acht im Jahr 2022 gestiegen. Drei Opfer solcher judenfeindlicher Taten seien 2022 direkt mit dem Tode bedroht worden, hieß es vom Verein.

Der Verein Opferperspektive eröffnete vor 23 Jahren die erste Beratungsstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt in Brandenburg und erfasst solche Straftaten seit 2002 systematisch. Er berücksichtigt bei der Einstufung einer Tat als rechts motiviert insbesondere die Schilderung der Opfer.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.03.2023, 10 Uhr

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