Regionale Starter bei der Tour de France - Edelhelfer auf Etappenjagd
Zum 106. Mal startet am Samstag das wichtigste Radrennen der Welt – die Tour de France. Mit Simon Geschke, Maximilian Schachmann, Tony Martin und Roger Kluge sind auch vier Rennradprofis aus Berlin und Brandenburg mit von der Partie.
Insgesamt 3.450 Kilometer liegen zwischen dem Grand Départ, dem diesjährigen Start in Brüssel, und der Ziellinie auf den Champs-Élysées in Paris. Auf 21 Etappen bringen die Atlethen nicht nur flache und hügelige Passagen hinter sich, sondern erklimmen auf mehreren Gebirgsstrecken in den Pyrenäen auch Gipfel auf über 2.000 Metern Höhe.
Berliner und Brandenburger Profis rechnen sich Chancen aus
Die Tour de France hat in diesem Jahr nach Expertenmeinungen keinen eindeutigen Favoriten, sondern ist so offen wie schon lange nicht mehr. Der viermalige Gewinner Christopher Froome fehlt verletzt, genauso wie der Vorjahreszweite Tom Dumoulin. Und auch der aktuelle Titelverteidiger Geraint Thomas scheint nicht in Topform zu sein.
Diese Umstände wollen die vier Berliner und Brandenburger Profis nutzen, um entweder selbst anzugreifen oder zumindest den Top-Fahrern in ihrem Team während des Rennens zu helfen.
Der Zeitfahrspezialist Tony Martin
Wie sich Etappensiege bei der Tour de France anfühlen, weiß Tony Martin. Bereits fünf Mal gewann der 34-jährige einzelne Abschnitte des bekanntesten Radrennens der Welt, trug 2015 sogar zwischenzeitlich als Führender der Gesamtwertung das Gelbe Trikot. Der gebürtige Cottbuser ist zudem viermaliger Weltmeister im Einzelzeitfahren und Silbermedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Gerade erst konnte er sich mit seinem neunten Deutschen Meistertitel im Einzelzeitfahren Selbstvertrauen holen.
An das Gelbe Trikot oder seinen sechsten Etappensieg will der Lausitzer in diesem Jahr trotzdem nicht denken. Vielmehr soll er seinen Teamkollegen um Top-Mann Dylan Groenewegen in entscheidenden Momenten Windschatten geben und mit Ratschlägen helfen: "Es ist teilweise eine junge, unerfahrene Mannschaft, wo ich weiterhelfen kann. Meine Ratschläge werden gut angenommen und auch umgesetzt", sagt Martin der ARD.
Die Nachwuchshoffnung Maximilian Schachmann
Der 25-jährige Maximilian Schachmann tritt zum ersten Mal bei der Tour de France an und träumt schon von seinem ersten Etappensieg. "Gerade die Etappen in den Vogesen könnten mir liegen. Anstiege bis 6,5 Prozent mag ich", so Schachmann im Interview mit der "Sport Bild". Aber auch er werde seinem Teamkollegen Emanuel Buchmann während des Rennens die Flaschen bringen, damit er unter die Top 10 fahren könne. Das Nachwuchstalent wuchs in Berlin-Lichtenberg auf und gilt als Zeitfahrspezialist mit Stärken am Berg. Ende Juni sicherte er sich den Deutschen Meistertitel im Straßenrennen auf dem Sachsenring.
Der Bahnexperte Roger Kluge
Der Eishüttenstädter Roger Kluge soll - ähnlich wie Tony Martin und Maximilian Schachmann - für sein Team arbeiten und den Top-Fahrern zu Etappensiegen verhelfen. Der 33-Jährige gilt als Ausdauerspezialist auf der Bahn. Zu seinen größten Erfolgen zählen die Silbermedaille bei Olympia 2008 und die Weltmeistertitel 2018 und 2019 im Zweier-Mannschaftsfahren mit seinem Teamkollegen Theo Reinhardt. Kluge kann aber auch auf der Straße sprinten und wird zum dritten Mal bei der Tour starten: "Ich bin sehr glücklich, von meinem Team Lotto Soudal nominiert zu sein und freue mich auf den Start in Brüssel", so Kluge auf Twitter.
Der Routinier Simon Geschke
Der Berliner Simon Geschke wird zum siebten Mal an der Tour de France teilnehmen. Seinen größten Erfolg beim bedeutendsten Radrennen der Welt feierte er 2015. Damals gewann der 33-Jährige im Alleingang eine Bergetappe.
Die bisherige Saison verlief für Geschke alles andere als gut: der Wahl-Freiburger hatte mit vielen Verletzungen zu kämpfen und hofft bei diesem Jahreshöhepunkt auf das Ende seiner Pechsträhne: "Ich war verletztungsbedingt noch nie richtig in Form. Seitdem habe ich aber alles getan, gut gelebt, gut trainiert. Jetzt muss es eigentlich passen", sagte er während der deutschen Straßenrad-Meisterschaften am Sachsenring.
Geschke wird bei der Großen Schleife auf Etappenjagd gehen. "Wir haben keinen Klassementfahrer, das macht vieles einfacher", sagte er über sein Team, das von dem belgischen Olympiasieger Greg van Avermaet angeführt wird: "Wenn es Chancen gibt, dann heißt es: Feuer frei."
Neben Martin, Kluge, Schachmann und Geschke starten noch 172 weitere Profis in Brüssel. Nicht alle Teilnehmer erreichen nach der dreiwöchigen Odyssee das Ziel. In den letzten Jahren war für etwa jeden Siebten schon vorher Schluss.
Sendung: Inforadio, 05.07.2019