Interview | Potsdamer Nationalspieler Kevin Schade - "Cottbus ist ein Verein, der mich zu dem Spieler gemacht hat, der ich heute bin"

Di 18.04.23 | 17:12 Uhr
Kevin Schade während seines Debüts in der Fußball-Nationalmannschaft gegen Peru. Quelle: imago images/Revierfoto
Bild: imago images/Revierfoto

Kevin Schade spielte in der Jugend für den SV Babelsberg und Energie Cottbus. Zum Bundesliga-Spieler wurde er in Freiburg, ehe er im Winter zum FC Brentford wechselte - seit Kurzem ist er Nationalspieler. Ein Interview über aufregende Monate.

rbb|24: Kevin Schade, Ende März feierten Sie im Länderspiel gegen Peru Ihr Debüt für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Sie wurden in der 75. Minute für Kai Havertz eingewechselt. Was ging Ihnen durch den Kopf, als sie das Feld betraten?

Kevin Schade: Ich war sehr stolz, sehr aufgeregt, gleichzeitig aber auch fokussiert. Es war ein krasses Gefühl. Es ist immer besonders für Deutschland zu spielen, das war aber noch einmal etwas ganz Spezielles.

Zur Person

Kevin Schade wurde 2001 in Potsdam geboren.

In der Jugend spielte er bis 2014 für den SV Babelsberg.

Im Anschluss wechselte er zu Energie Cottbus, wo er bis 2016 aktiv war.

Danach ging er zum SC Freiburg, wo er 2021 sein Bundesliga-Debüt feierte.

Im Januar wechselte er in die Premier League zum FC Brentford.

Im März wurde Schade von Bundestrainer Hansi Flick erstmals in die Nationalmannschaft berufen. Gegen Peru feierte er sein Debüt.

 

Wie haben Sie die Tage bei der Nationalmannschaft erlebt?

Es waren diesmal sehr viele junge Spieler eingeladen. Dementsprechend habe ich sehr viel Zeit mit denen verbracht. Christian Günther und Matthias Ginter kenne ich außerdem noch aus meiner Zeit beim SC Freiburg. Es waren also schon ein paar Spieler da, die ich kannte. Ich habe dann versucht, so viel wie möglich aufzusaugen und alles mitzunehmen. Es waren sehr besondere Tage.

Sie haben in den zwei Spielen jeweils 15 Minuten spielen dürfen. Glauben Sie, dass Sie Eindruck hinterlassen haben?

Ich glaube, dass es primär ums Training mit der Nationalmannschaft ging. Wir sollten die Abläufe innerhalb der Mannschaft kennenlernen. Ich bin glücklich und dankbar, dass ich darüber hinaus auch noch auf dem Platz stehen durfte. Im zweiten Spiel konnte ich dann noch eine Vorlage geben. Das zweite Spiel gegen Belgien war für mich persönlich also besser als die Partie gegen Peru.

Seit einigen Monaten spielen Sie beim FC Brentford in der englischen Premier League. Was sind für Sie als Offensivspieler die Unterschiede zur Bundesliga?

Die Premier League ist deutlich körperlicher, weitaus härter. Die Schiedsrichter pfeifen weniger ab als in der Bundesliga. Hinzu kommt, dass die Spieler athletischer sind – das Spiel an sich also schneller ist. Dafür finde ich es aber zum Beispiel taktisch etwas schlechter. Dadurch, dass das Spiel so schnell ist, gibt es mehr Ballverluste.

Ihnen fehlt bislang noch ein Torerfolg in der Liga. Ist das etwas, das Ihnen zu schaffen macht?

Ja, klar. Ich verfalle aber auch nicht in Depressionen oder so. Ich bleibe entspannt, es wird schon irgendwann passieren. Natürlich will man Tore machen und vorbereiten.

Der FC Brentford ist in dieser Saison eine der Überraschungsmannschaften in der Premier League. Was macht Ihre Mannschaft aus?

Es ist ein bisschen wie beim SC Freiburg in Deutschland vor zwei, drei Jahren. Im Moment sind sie natürlich sehr, sehr gut drauf. Es geht vor allem über die Mentalität: Jeder kämpft für den anderen. Das ist die Grundbasis. Wenn man die hat und dazu noch gut verteidigt, kann man Spiele gewinnen.

Der Klub hat sie ausgeliehen, im Sommer aber eine Kaufpflicht: Sie planen also über den Sommer hinaus beim FC Brentford. Ihr Jugendklub, der FC Energie Cottbus, könnte davon dank einer üppigen Ausbildungsprämie finanziell profitieren. Wissen Sie von dieser Klausel?

Ich habe das mitbekommen, ja. Cottbus ist ein Verein, der mich zu dem Spieler gemacht hat, der ich heute bin. Der Anteil ist also verdient. Es freut mich, wenn es Cottbus weiterhilft.

Haben Sie noch Kontakt zu Energie oder Menschen aus der Zeit?

Nein, nicht zu Verantwortlichen oder so. Mit ein paar Spielern aus der Jugend von damals habe ich noch Kontakt – dort habe ich ja hauptsächlich gespielt. Ich schaue die Spiele zwar nicht, gucke mir die Ergebnisse aber schon manchmal an. Sie spielen ja auch mit dem SV Babelsberg (dort spielte Schade bis 2014 in der Jugend, Anm. d. Red.) in einer Liga.

Nächstes Jahr findet die EM im eigenen Land statt. Mit Kevin Schade?

Gute Frage (lacht). Es ist auf jeden Fall mein Traum. Eine Heim-EM ist auf jeden Fall ist sehr besonders – das erlebt man höchstwahrscheinlich nur einmal in seinem Leben. Es ist also ein Riesentraum, dort dabei zu sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jonas Bürgener, rbb sport.

Nächster Artikel

Bild in groß
Bildunterschrift