Athletinnen aus Berlin und Bandenburg - Das waren die Paralympics-Höhepunkte

So 05.09.21 | 13:05 Uhr
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Denise Schindler jubelt (Quelle: www.imago-images.de/Oliver Kremer)
Audio: Inforadio | 05.09.2021 | Holger Gerska | Bild: www.imago-images.de/Oliver Kremer

Von der ersten Medaille bis zum emotionalsten Interview der Paralympics. Athletinnen und Athleten aus Berlin und Brandenburg haben die Spiele in Tokio mit geprägt. Das waren unsere Top-Fünf der regionalen Höhepunkte.

Athletinnen und Athleten aus Berlin und Brandenburg haben bei den Paralympics in Tokio dreimal Gold, zweimal Silber und achtmal Bronze zum Ergebnis des Teams Deutschland beigetragen. In Erinnerung bleiben aber nicht immer nur die sportlichen Erfolge. Eine Auswahl an tollen Momenten aus regionaler Sicht.

5. Die erste Medaille: Denise Schindler

Die erste Medaille bricht immer eine Art Bann. Und für Team Deutschland war die für den BPRSV Cottbus startende Denise Schindler die Brecherin. Die 35-jährige Para-Radsportlerin gewann in der Bahn-Verfolgung der Klasse C3 über 3.000 Meter bereits am ersten Wettkampftag Bronze. Nach Silber in London 2012 sowie Bronze und Silber in Rio de Janeiro 2016 war es bereits Schindlers vierte paralympische Medaille.

Die seit einem Straßenbahnunfall als Zweijährige unterschenkelamputierte Paracyclerin fuhr im kleinen Finale im Izu Velodrome gegen die Amerikanerin Clara Brown persönliche Bestzeit "Wahnsinn, das war mein großer Traum, darauf habe ich jetzt so lange hingearbeitet, das war irgendwie eine magische Schallmauer, wo man nie drunter kam, und jetzt habe ich es hier geschafft", staunte Schindler anschließend über sich selbst.

Martina Willing bereitet sich auf den Speerwurf in Tokio vor (Quelle: Imago/AFLOSPORT).
Bild: Imago/AFLOSPORT

4. Für immer jung: Martina Willing

Martina Willing ist eine der beeindruckendsten Sportlerinnen der Welt. Kurz vor ihrem 62. Geburtstag nahm sie zum neunten Mal an Paralympics teil. Nein, keine Tippfehler! Willing ist Jahrgang 1959 und neben acht Sommerspielen schaffte sie es 1994 in Lillehammer im Langlauf und Biathlon auch noch zu Winterspielen.

Alleine ihre Teilnahme in Tokio war ein Höhepunkt - ihr fünfter Platz im Speerwurf/sitzend gegen Konkurrentinnen, die ihre Enkelinnen sein könnten, eine herausragende Leistung. Und dabei waren die 19,78 Meter der einzigen blinden Athletin im Feld nicht mal Willings Saisonbestwert.

Die Tierliebhaberin kam mit einer Sehbehinderung zur Welt und ist durch einem Behandlungsfehler nach den Winterparalympics 1994 zusätzlich querschnittsgelähmt. Die Spiele in Tokio waren nun, im ehrfürchtig formuliert hohen Alter, die ersten im Sommer, die sie ohne Medaille verlässt. Der "FAZ" gab Willing entspannt Auskunft: "Es ist auch in Ordnung, dass die jungen Leute eine Runde besser sein sollten als ich."

Verena Schott aus Cottbus holt in Tokio zum dritten Mal Bronze. / imago images/AFLOSPORT
Bild: imago images/AFLOSPORT

3. Die dreifache Bronze-Gewinnerin: Verena Schott

Nach ihrem letzten von vier Rennen gab eine glückliche aber müde wirkende Verena Schott im ZDF-Interview Einblicke in ihr Seelenleben. "Ich bin ziemlich fertig. Jetzt freue ich mich, nach Hause zu kommen zu meinen drei Monstern", zog die Cottbuserin einen persönlichen Schlussstrich unter diese Paralympics.

Die 32-jährige Schwimmerin vom BPRSV Cottbus bringt den "Monstern" - ihrem Mann und den beiden Kindern - drei Bronzemedaillen mit. Über 200 Meter Lagen, 100 Meter Brust und 100 Meter Rücken schaffte es die Biologiestudentin aufs Treppchen: "Ich habe angeschlagen und einfach nur drei Namen gesehen. Dann habe ich gehofft, dass einer davon meiner ist". In drei ihrer vier Rennen war das der Fall.

Schott, die seit einem Fahrradunfall mit einem Kleintransporter 2002 partiell querschnittsgelähmt ist, dürfte diese Erfolge besonders genießen. Denn aus Rio des Janeiro kam die Medaillenkandidatin ohne Edelmetall nach Hause, zweimal musste sie sich dort als Vierte geschlagen geben.

Die Berliner Schwimmerin Elena Krawzow präsentiert stolz ihre paralympische Goldmedaille (imago/AFLOSPORT).
Bild: Imago/AFLOSPORT

2. Der Goldfisch: Elena Krawzow

Keine Sportlerin der Welt möchte nur als "die aus dem Playboy mit den 35.000 Followern auf Instagram" in Erinnerung bleiben. Nach einem Weltmeistertitel 2019 und einer Silbermedaille in London 2012 muss sich die Berliner Schwimmerin Elena Krawzow nun diesbezüglich keine Sorgen mehr machen.

Nach dem Gewinn der olympischen Goldmedaille über die 100 Meter Brust strahlte Elena Krawzow befreit und zufrieden. Diesen Moment durfte der Schwimm-Star genießen: Sie hatte geliefert. Die sehbehinderte Physiotherapeutin muss den Druck gespürt haben, den eine derart erhöhte Aufmerksamkeit mit sich bringt. Seit Tokio ist sie vor allem auch die Paralympics-Siegerin.

Jana Majunke und Angelika Dreock-Käser bejubeln ihre paralympischen Medaillen (Quelle: Imago/Beautiful Sports).
Bild: Imago/Beautiful Sports

1. Medaillen für verstorbenen Ehemann: Angelika Dreock-Käser

Für atem-raubende Momente sorgten Jana Majunke und Angelika Dreock-Käser vom BPRSV Cottbus. Die 31-jährige Majunke schnappte sich im Dreirad die Paralympics-Siege sowohl im Zeitfahren als auch im Straßenrennen. In beiden Rennen gewann auch ihre Vereinskollegin Dreock-Käser eine Medaille.

Bronze im Zeitfahren und Silber auf der Straße widmete sie anschließend sehr bewegend ihrem kürzlich verstorbenen Ehemann: "Das war eine sehr, sehr schwere Zeit für mich. Die Kollegen haben mir darüber hinweggeholfen. Mein Mann hat sich das so gewünscht, dass ich eine Medaille hole." Der Wunsch ist in Tokio in Erfüllung gegangen: "Für ihn ist das, für den Maxi."

Sendung: rbb UM6, 04.09.2021, 18 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Die Platzierung eines Landes ist sowas von egal. Diese Erfolge zählen für jeden einzelnen Teilnehmer weitaus mehr als irgendwelche Landeswertungen. Ihre Anspielungen auf das "RBB-Klischee" hinsichtlich der Paralympics sind einfach Laterne ganz unten.
    ... und sicher interessieren, mich zumindest, die Artikel über diese Sportler. Dies war aber seit langem mal einer Kommentarfunktion.
    Ich wette, das die Teilnehmer in ihrer jeweiligen Disziplin sie durchweg locker in die Tasche stecken.
    Können z.B. mal 'ne Raddtour mit "Killerbiene" machen.

  2. 2.

    mein beitrag vom mittag, lautete:
    wirklich klasse, platz 12 hinter aserbaidschan - ich denke, da ist viel luft nach oben

  3. 1.

    der beitrag scheint ja nicht zu interessieren, oder passen die kommentare nicht ins rbb "Klischee"?

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