Lange Intendant am Staatstheater Cottbus - Theaterregisseur Christoph Schroth gestorben

Mi 21.09.22 | 16:39 Uhr
Christoph Schroth (Foto: dpa/Lautenschläger)
Audio: Antenne Brandenburg | 21.09.2022 | Anke Blumenthal | Bild: Berliner_Verlag

Der Theaterregisseur und Intendant Christoph Schroth ist tot. Das hat das Staatstheater Cottbus am Mittwoch dem rbb bestätigt. Demnach ist er am Dienstag im Alter von 85 Jahren gestorben, habe das Theater von Schroths Ehefrau Barbara Bachmann und Ziehsohn Andreas Dresen erfahren.

"Christoph Schroth war ein großer Theatermacher vor und nach der Wende, der Cottbus durch besonders schwierige Zeiten hindurch ein wichtiger künstlerischer Impuls- und dadurch ein Hoffnungsgeber war", so Intendant Stephan Märki am Mittwoch in einer Mitteilung des Theaters.

Theater als Über-Lebensmittel

Christoph Schroth wurde 1937 in Dresden geboren, stammte aus einer Theaterfamilie. Er studierte Jounalistik, entdeckte dann doch das Theater für sich und führte Regie in allen großen Häusern der DDR. "Wo ich bin, ist keine Provinz", behauptete Christoph Schroth im September 1992, als er in Cottbus sein Amt als Intendant des Staatstheaters des Landes Brandenburg antrat. Der Ausspruch ist legendär geworden in der Brandenburger Theaterszene. Als Intendant in Cottbus von 1992 bis 2003 setzte er vor allem auf zeitgenössische Stücke und wurde dafür geschätzt.

Mit seinen "Zonenrand-Ermutigungen" wurde er über Landesgrenzen hinaus berühmt. Solche Theaterspektakel hatte er schon zu DDR-Zeiten in Halle und später in Schwerin durchgeführt. Es waren Stücke aller Sparten und Spielarten. In der ersten Ausgabe 1993 waren es 17 Inszenierungen an einem Abend. "Ein Versuch, erstens dem Publikum eine geballte Ladung Theater zu vermitte - anzubieten, sie herauszufordern, zweitens das ganze Theater in Bewegung zu bringen", so Schroth in einem Interview.

Christoph Schroth war ein anspruchsvoller Intendant und Regisseur. Er forderte Haltung und Ernshaftigkeit. Schauspieler Thomas Harms kannte ihn bereits aus seiner Zeit als Schauspieldirektor in Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern. "Eigentlich, kann ich immer wieder nur sagen, ist er der Grund, warum ich am Theater bin und Schauspieler geworden bin", sagte Harms am Mittwoch dem rbb. Er habe zwar auch als Kind und Jugendlicher Stücke geguckt und sie interessant gefunden. "Aber, dass das was mit mir macht oder mit der Gesellschaft zu tun hat, das hat er durch sein politisch-poetisches Theater in Schwerin geschafft."

Brecht, Schiller, Kleist und Plenzdorf

Angepasst war Schroth nie. Nach seiner Auffassung hat das Theater eine Funktion und mischt sich ein. Diesen Grundsatz behielt Schroth auch in Cottbus bei - Theater ist Über-Lebensmittel. "Ich habe großes Glück, dieses Theater als Lebensraum gefunden zu haben, wo man etwas miteinander machen kann", so Schroth, "und wenn es hoch kommt auch noch was, was anderen Leuten gefällt."

Christoph Schroth brachte Brecht, Schiller, Kleist oder Plenzdorf auf die Bühne. Er inzenierte auch selbst, nach seiner Zeit in Cottbus als Gastregisseur unter anderem auch an der Neuen Bühne Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). Schroth erhielt im Laufe seines Lebens mehrere Auszeichnungen, unter anderem den Kunstpreis der DDR, den Nationalpreis der DDR und im Jahr 2010 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Mit Informationen von Anke Blumenthal.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.09.2022, 13:30 Uhr

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