Heizkraftwerk, Netzsanierung - Warum Cottbus Millionen in die Wärmeversorgung investiert

Mi 26.05.21 | 15:48 Uhr
Unterirdische Kanäle für die Fernwärmeversorgung in Cottbus (Bild: rbb/Schiller)
Bild: rbb/Schiller

Ein neues Heizkraftwerk und die Sanierung des Fernwärmenetzes: Die Stadt Cottbus investiert Millionen in die eigene Wärmeversorgung. Die neue Technologie soll sauberer sein, ist aber vor allem aus einem Grund nötig: das Ende der Braunkohle in der Lausitz.

Sie bleiben als Erinnerung stehen - und weil ein Abbau zu teuer wäre: die gigantischen Silos auf dem Gelände des Cottbuser Heizkraftwerkes, in denen der Kohlestaub zur Verbrennung gelagert wurde. Jahrzehntelang ist damit in der Stadt Strom und Wärme produziert worden.

Diese Zeit ist vorbei. "Diese Technologie ist auch aus dem Umweltgedanken passé, der Kohleausstieg ist beschlossen", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Vlatko Knezevic. "Was wir als Stadtwerke machen können ist, immer die zur Zeit beste Technologie zu nehmen und in diese zu investieren", erklärt er. "Wohlwissend, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist."

Gas statt Kohle

Die aktuell beste Technologie ist für die Stadtwerke ein Blockheizkraftwerk, betrieben durch Erdgas. Der Neubau steht direkt neben der alten Anlage. In 15 großen Tanks vor dem Kraftwerk wird die Wärme zukünftig gespeichert. Ein weiterer dient zum Druckausgleich. "Das bedeutet: wenn wir die Flexibilität brauchen, zum Beispiel wenn wir Strom erzeugen, aber der Wärmebedarf nicht da ist, können wir das für später lassen", sagt Knezevic.

Die Speicherbehälter sollen für Sicherheit und Flexibilität bei der Fernwärme sorgen, ohne dass die Verbraucher zu Hause davon etwas bemerken, so der Stadtwerke-Geschäftsführer.

Das neue Heizkraftwerk in Cottbus, direkt neben dem alten (Bild: rbb)
Das neue Heizkraftwerk in Cottbus, direkt neben dem alten Bild: rbb

Cottbus profitiert von ausgedehntem unterirdischen Netz

Bevor die Fernwärme den Verbraucher aber überhaupt erreicht, muss sie das Cottbuser Fernwärmenetz passieren. Es erstreckt sich auf etwa 170 Kilometer und ist bereits vor mehr als zehn Jahren größtenteils saniert - und von Wasserdampf auf heißes Wasser umgestellt worden. Oberirdisch ist davon nicht viel zu sehen, es verläuft größtenteils durch die Cottbuser Katakomben.

Fast 20 Kilometer begehbare Schächte befinden sich unter der Stadt, erklärt der Netzmeister Fernwärme, Frank Nicklau. Für eine 100.000-Einwohner-Stadt wie Cottbus sei das viel. Der längste Kanal ist etwa acht Kilometer lang. Wo sich der Eingang befindet ist geheim.

Die Schächte sind seit den 1960er-Jahren gebaut worden, der letzte 1989. Anfangs waren sie zur Wasser- und Wärmeversorgung gedacht, werden mittlerweile aber auch von Telefon- und Internetanbietern dankbar mitgenutzt. "Man kann es regelmäßig begehen, man sieht Schäden und Veränderungen, man kann reparieren und instandsetzen", so Nicklau. Die Errichtung der Kanäle sei ein großer Vorteil, heutzutage würde so etwas wegen der hohen Tiefbaukosten nicht mehr gemacht, sagt Nicklau.

Die Cottbuser Stadtwerke wollen auch weiterhin in das Netz investieren. Derzeit fiebert man aber dem nächsten großen Puzzlestück entgegen: Zum Jahresende soll das neue gasbetriebene Heizkraftwerk in den Regelbetrieb gehen und dann mehr als 33.000 Cottbuser Wohnungen mit Wärme versorgen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 26.05.2021, 19:30 Uhr

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