Trotz Wetterkapriolen - Spreewald-Bauern starten optimistisch in die Gurkenernte

Sie fliegen - oder besser: gleiten wieder über die Felder: Im Spreewald pflücken Helfer derzeit die berühmten Spreewaldgurken. Die Bauern erwarten in diesem Jahr eine gute Ernte, trotz erschwerter Umstände. Von Isabelle Schilka
Die Gurkenernte im Spreewald ist am Mittwoch offiziell gestartet. Trotz Wetterkapriolen in den vergangenen Wochen blicke man jedoch optimistisch auf den Ertrag, hieß es zum Auftakt vonseiten der Gemüsebauern.
Das Gemüse sei trotz heftiger Windböen gut gewachsen. Die milden Temperaturen Anfang Mai würden ungünstige Wetterbedingungen ausgleichen, hieß es am Mittwoch von Gurkenbauer Gregor Knösels in Kasel-Golzig (Dahme-Spreewald). Die Wetterprognose deute nun bei anhaltend milden Temperaturen auf einen guten Ertrag hin.
Steigende Kosten in allen Bereichen
Doch dafür würden ihm in diesem Jahr andere Dinge Sorge bereiten, sagte Knösels. "Das Umfeld drumherum ist eigentlich wie bei allen Gemüsebauern ein sehr, sehr schwieriges", sagte er mit Blick auf erhöhte Preise "in allen Bereichen".
Für das laufende Jahr wurden die Preisabsprachen bei Knösels für den Verkauf bereits im Frühjahr getroffen. Die erhöhten Dieselpreise konnten sie also nicht mehr einbringen. Mehr Kosten gebe es aber auch zum Beispiel bei der Bewässerung und beim Personal. Die zwölf Euro Mindestlohn ab Oktober seien eine "extreme Steigerung", so der Landwirt. Das schlage sich laut Knösels gerade bei der Gurkenernte nieder, "wo man mit Lohnkosten von bis zu 60 Prozent rechnet".
Gleichzeitig müsse man sich Importen aus anderen Ländern stellen, so Knösels. "Wenn wir das können und durch höhere Preise vom Handel wiederbekommen, machen wir das auch." Sollten die Landwirte aber nicht ihre Preise durchsetzen können, würden sie ausgetauscht werden, sagte Knösels. "Und dann werden wir wahrscheinlich aufgeben müssen."
Arbeitskräfte aus der Ukraine fehlen
Nach Angaben der Schutzgemeinschaft "Spreewälder Gurken" kommen zu den gestiegenen Kosten auch weitere Probleme für die Betriebe hinzu. So seien Düngemittel und Material für Bewässerungsanlagen kaum zu bekommen, heißt es. Außerdem sei es auch schwierig, die nötigen rund 3.000 Erntehelfer zu finden, so die Schutzgemeinschaft. Aufgrund des russischen Krieges fehlten Arbeitskräfte aus der Ukraine. Sie werden in den Anbau- und Verarbeitungsbetrieben gebraucht.
Im Spreewald stehen auf etwa 500 Hektar Gurken, davon auf 75 Hektar Biofläche. Insgesamt acht Betriebe bauen Gurken an, die frisch vom Feld in acht Konservenbetrieben nach traditionellen Spreewald-Rezepturen veredelt werden. Die Spreewälder Gurken sind neben dem Spreewälder Meerrettich und dem Beelitzer Spargel eines von drei Produkten mit geschützter Herkunftsangabe aus Brandenburg. Seit 1999 sind die "Spreewälder Gurken" von der EU-Kommission anerkannt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.06.2022, 14:40 Uhr