Löschbrunnen und Brandschutzschneisen - Wie feuerfest ist die Lieberoser Heide?

Die Waldbrände in Beelitz und Treuenbrietzen lassen Feuerwehrleute besorgt auf die Lieberoser Heide blicken. Auch sie ist munitionsbelastet, regelmäßig hat es hier gebrannt. Trotz einiger Maßnahmen - die Verantwortlichen sind besorgt.
Ronny Henkel hat in diesen Tagen häufiger ein Déja Vu - immer wenn er in den Nachrichten hört, es müssten wegen der Waldbrände in Treuenbrietzen und Beelitz mehr Löschwasserbrunnen gebaut werden. "Wie vor drei Jahren. Genau dasselbe wurde bei uns damals gesagt. Aber warum erst danach, warum nicht schon vorher?" fragt der Feuerwehrmann aus Drachhausen (Spree-Neiße).
Vor drei Jahren, 2019, hat es in der Lieberoser Heide den letzten großen Brand gegeben. Weitere Großbrände gab es beispielsweise 2017 und 2018. Was seitdem in Sachen Brandschutz passiert ist, sei zu wenig, so Henkel. Fünf Tiefbrunnen sind in der Kernzone gebohrt worden, "aber wir kommen nicht an das Wasser ran", sagt Henkel. Das nötige Notstromaggregat, um das Wasser aus dem Boden zu holen, fehle, so der Feuerwehrmann.
"Es werden Löschwasserentnahmestellen gebaut und wir kommen nicht an das Wasser ran", klagt Henkel.

Fünf Brunnen für 12.000 Hektar
Das Problem erklärt Bernd Boschan, Amtsdirektor des Amtes Lieberose/Oberspreewald. Der Brunnenbau wurde damals vom Land gefördert. Für die nötigen Aggregate, um das Wasser nach oben zu pumpen, gab es hingegen kein Geld. Zudem, so Boschan, seien fünf Brunnen für die etwa 12.000 Hektar große Fläche viel zu wenig.
"Wir hatten uns damals vorgenommen, aus diesen Bränden Lehren zu ziehen. Und ich muss eingestehen, wir haben kleine Schritte erreichen können, aber ich habe nach wie vor die Unruhe, dass die nicht ausreichen", sagt der Amtsdirektor.
Eine weitere Brandgefahr befindet sich außerdem nach wie vor auf den ehemaligen Brandflächen: Unmengen von Totholz, erklärt der Bürgermeister von Byhleguhre/Byhlen (Dahme-Spreewald), Romeo Buder. "Das ist eine richtige Zündquelle, ein Brandbeschleuniger", warnt er.

Streit um Brandschutz-Schneisen
Streit gibt es auch um Schneisen, die die Ausbreitung von Bränden verhindern sollen. Ursprünglich sollte ein Ring solcher Schneisen rund um die Kernzone geschlagen werden. Die Streifen der Stiftung Naturlandschaften seien auch hergerichtet worden, sagt Amtsdirektor Boschan. Diese würden zwei Mal jährlich von Grünbewuchs befreit.
"Wo ich leider etwas weniger positiv berichten darf, das sind die Brandschutzstreifen, die sich im Bereich des Landesforstbetriebes bewegen", so Boschan. Seiner Einschätzung nach sei dort in den letzten Jahren wenig passiert, die Streifen oft wieder zugewachsen. "Da kann ich dann kaum noch von Waldbrandschutzstreifen reden", kritisiert Boschan.
Ruhig schlafen kann deshalb keiner der Männer, die in der Lieberoser Heide Verantwortung tragen.
Geplante Wildnisflächen verhindern Brandschutz zusätzlich
Dabei ist zuletzt viel Geld in den Brandschutz investiert worden. So wurden Flächen von Munition befreit und die besagten Brandschutzstreifen angelegt. Aber, so Klaus Seliger, Chef der Landeswald-Oberförsterei in Peitz (Spree-Neiße), der Wegebau sei wegen strenger Umweltschutzauflagen zu teuer und damit unmöglich geworden. Zusätzliche befahrbare Strecken für die Feuerwehren fallen damit weg.
Hinzu komme, so Seliger, dass das Land noch mehr Flächen in Wildnisflächen umwandeln will - auch in der Lieberoser Heide. "Wildnis heißt Wildnis, dann kann ich auch nicht da drin löschen", erklärt er. Wenn keine Brunnen mehr gebohrt und keine Löschwege mehr gebaut werden dürfen, sei dies ein großes Problem für die Feuerwehren.
So zieht auch Seliger das Fazit, auf einen neuen Großbrand ist die Lieberoser Heide besser, aber noch nicht gut vorbereitet.
Sendung: Inforadio, 22.06.2022, 18:30 Uhr