Preview in Schwarzheide - Krimiserie "Lauchhammer" stößt bei Lausitzer Zuschauern auf geteiltes Echo

Mi 14.09.22 | 14:38 Uhr
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ARD/MDR LAUCHHAMMER - TOD IN DER LAUSITZ (Quelle: MDR/Moovie/Steffen Junghans)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.09.2022 | Daniel Mastow | Bild: MDR/Moovie/Steffen Junghans

Ein Mädchen wird tot an einem Lausitzer Tagebau-See gefunden. Die Ermittlungen führen bis in die DDR-Zeit zurück. Um diese Story dreht sich die neue Krimiserie "Lauchhammer". Die Meinung der Zuschauer bei der Preview am Dienstag war zwiegespalten.

Die Krimiserie "Lauchhammer" ist am Dienstagabend bei einer Preview in Schwarzheide (Oberspreewald-lausitz) präsentiert worden. Neben Darstellern, Produzenten und Autoren waren rund 120 weitere Zuschauerinnen und Zuschauer zugegen, um die ersten beiden Folgen des Sechsteilers zu sehen, der bei ARD und Arte ausgestrahlt wird.

Mit "Lauchhammer" kommt - nach dem "Spreewaldkrimi" und der "Wolfsland"-Reihe - eine weitere Krimiserie aus der Lausitz ins Fernsehen. Sie ist an Drehorten in der Nieder- und Oberlausitz entstanden, unter anderem in der namensgebenden Stadt. Dabei ist Lauchhammer laut Regisseur Till Franzen bewusst als Spielort ausgewählt worden: Es sollte sich um eine Kleinstadt im Herzen der Lausitz handeln, wo auch der Strukturwandel spürbar ist.

In der Serie muss ein Ermittlerduo den mysteriösen Mord an einem Mädchen aufklären. Der LKA-Ermittler Maik Briegand, gespielt von Misel Maticevic, kehrt deshalb in seine alte Heimat zurück und wird dabei mit seiner Vergangenheit konfrontiert. An seiner Seite ist Annalena Gottknecht, gespielt von Odine Johne. Die Publikumsreaktionen fielen im Anschluss an die Preview unterschiedlich aus.

Bei der Preview von Lauchhammer, im Vordergrund Publikum, im Hintergrund die Kinoleinwand (Foto: rbb/Schilka)
| Bild: rbb/Schilka

Darstellung der Stadt sorgt für Diskussionen

Einig waren sich alle, dass es eine "tolle Krimiserie" sei. "Man ist jetzt doch gespannt nach dem zweiten Teil", sagte eine Frau. Auch ein anderer Zuschauer fand die Serie "sehr gelungen". Er habe auch seine Heimat deutlich wiedererkannt. "Sogar vereinzelte Bilder, die in meiner unmittelbaren Nachbarschaft sind."

Doch die Art, wie die Stadt dargestellt werde, sorgte auch für Diskussionen. "Es ist peinlich, wenn man das gesehen hat", sagte eine Frau nach der Vorstellung. "Der Krimi war gut, aber man hätte nicht 'Lauchhammer' sagen sollen, weil man ein völlig falsches Bild von Lauchhammer darstellt." Dennoch wolle sie die Serie weiterschauen.

Ähnlich sieht das eine 87-jährige Zuschauerin. "Man will versuchen, das Milieu in Lauchhammer deutlich zu machen – und das aus zwei verschiedenen Richtungen: DDR und Gegenwart. Aber die Gegenwart ist nicht realistisch", sagte sie nach der zweiten Folge. "Wenn der Film in Köln läuft, dann ist er gut, aber in Lauchhammer… Wir sind empfindlich, wir haben viel durchgemacht."

Einer anderen Zuschauerin war es dagegen nicht so wichtig, ob die Region richtig dargestellt werde. "Ich bin Krimifan. Ich fand’s gar nicht mal so düster. Im Gegenteil: Das Düstere ist teilweise so und hat mich zum Nachdenken angeregt, wie meine Kindheit so war", sagte sie der rbb-Reporterin. "Wie die Kinder gespielt haben im Tagebau, das habe ich gemacht. Im Nachhinein sage ich mir: Wie verrückt wir waren!"

"Man darf keine Dokumentation erwarten"

Dem Bürgermeister von Lauchhammer, Mirko Buhr (parteilos) gefiel nach seinen Aussagen die Serie, in der Mediathek habe er sie schon bis zum Schluss geschaut. "Als Krimi ist sie faszinierend, umwerfend." Dass sich manche in Lauchhammer durch die Darstellung der Stadt angegriffen fühlen, könne er nachvollziehen. "Wir haben einfach in den letzten Jahrzehnten sehr viel in Lauchhammer geleistet und sollten und müssen darauf auch stolz sein." Er betonte aber auch, dass es sich um Fiktion handelt. "Man darf nicht mit der Erwartungshaltung reingehen, dass eine Dokumentation über Lauchhammer gezeigt wird. Es ist eine Krimiserie."

Die Serie könne auch Ansporn geben, so Buhr. "Vielleicht kriegen wir auch mal durch den rbb oder MDR eine Liebeskomödie, eine Romanze nach Lauchhammer. Das ist auch ein Ansporn für mich, jetzt vielleicht auch einen Imagefilm zu drehen, um zu zeigen, wie Lauchhammer aussieht."

Ausstrahlung

Wichtiges Feedback für Serienmacher

Serien-Autorin Silke Zertz und der Crew sei es immer ein Anliegen gewesen, die Region sichtbar zu machen, sagte sie im Anschluss an die Preview. Zertz habe es viel bedeutet, dass die Zuschauer Anteil genommen haben. "Auch die Nachfragen waren interessant, auch die kritischen Nachfragen", sagte sie im Anschluss dem rbb. Für die Serienschaffenden sei es wichtig, dieses Feedback zu bekommen.

"Eine spannende Handlung erfordert natürlich auch Charaktere, die eine gewisse Problematik in sich tragen. Hier zu hören, wie das angekommen ist, fand ich großartig", sagte Zertz. Die Serienmacher hätten sich sehr bemüht, "spannende, warmherzige, ambivalente Charaktere zu erschaffen", so die Autorin weiter. "Einen Imagefilm sollen die Tourismusverbände machen."

Den Eindruck mancher Zuschauer nach den ersten beiden Folgen, dass die Serie zu düster sei, kann Produzentin Katrin Bullemer nicht teilen. Es gebe zum Beispiel auch fantastische Naturaufnahmen, die auch eine Weite und Dimension erzählen. "Ich glaube: Wenn man alle Teile gesehen hat, stellt sich dieses Gefühl auch nicht ein."

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.09.2022, 08:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Also ich finde den Krimi, der in meiner Geburtsstadt spielt echt toll. Schön aufgebaut, viel Vergangenheit und Gegenwart. Sogar die Kunstgießerei kommt vor! Viele Lamdschaftsaufnahmen erinnerten mich an meine Kindheit in den 90ern. Natürlich soll hier ein einheitliches Farbbild sich durch die Serie führen = Farben des Tagebaus. Da passen die gezeigten alten Wohnungen/Wohngegenden farblich natürlich perfekt rein. Auch wenn das nicht der Realität entspricht! Nach Lauchhammer kommen und mal umschauen. Ist ganz nett da!

  2. 7.

    Ich habe mir die Serie schon in der Mediathek angesehen, auch, weil ich neugierig darauf war, wie der Film, bei dem ich mehrmals hinter die Kulissen schauen durfte, am Ende geworden ist - ein spannender Krimi!
    Ich lebe seit1979 in der Region, kenne die Tagebaulandschaften mit all ihrem Schmutz und der Zerstörung der Natur aus eigenem Erleben und habe den Wandel nach 1989 sehr nah miterlebt. Deshalb bin ich der Meinung, dass der Film der Region in der Gegenwart nicht gerecht wird. Ja, die Menschen hier sind ein spezielles Völkchen, grummelig, manchmal unnahbar, abweisend. Aber die Darstellungen der familiären und wohnlichen Umstände sind m.M.n. SEHR im Klischee geblieben und hängen zeitlich irgendwo in den 70er Jahren fest. Für die Rückblenden okay, keinesfalls aber für die Handlung in der Jetztzeit. Hier wird ein Bild der Menschen und der Natur gezeigt, das einfach nicht geeignet ist, der Region und der Stadt Lauchhammer zu entsprechen. Fiktion ist anders, denke ich.

  3. 6.

    Als erstes denke ich an Nazis und an Demokratie-Verweigerer. Kein Streit, sicherlich gibt es für alles gute Gründe. Schließlich sind die blühenden Landschaften nicht gekommen...
    Bin gespannt ob die Serie meine (Vor)urteile abmildern kann.

  4. 5.

    Mich hat der Storch hier vor 64 Jahren abgeworfen. Bis auf vier Jahre Studium bin ich der Stadt treu geblieben. Habe also alle dargestellten Zeiten erlebt. Ich muss sagen, nach den ersten zwei Folgen war ich enttäuscht, sauer und wütend wie meine Stadt dargestellt wurde. Nach ein paar Tagen Pause habe ich in der Mediathek bis zu Ende geschaut. Ich bin zerrissen. Auf der einen Seite Krimifan, auf der anderen ist die Situation in unserer Stadt überspitzt dargestellt. Ich hoffe, dass es keine Investoren und Neulauchhammeraner abschreckt. Es gibt hier nicht nur graue Ecken und viele tolle Menschen. Kannten die Autorinnen unsere Stadt?

  5. 4.

    Nach der Hälfte, also drei Filmen, habe ich eine Pause gebraucht.
    Spannend, düster , deprimierend in der Genauigkeit der Charaktere, die Suchtgeschichten, der Alttag von Kindern, auch in der Vergangenheit .
    Das Interview in der Berliner Abendschau hat mich neugierig gemacht weiter in der Mediathek zu schauen.
    Ja, die Serie ist gelungen !
    Modern, dicht dran. Sehenswert.

  6. 3.

    Ich habe bis Teil 4 geguckt und werde die letzten zwei Teile noch nachholen. Die Handlung und die Figuren finde ich okay. Was mich stört ist das Bild von Lauchhammer und der Lausitz, dass jetzt in ganz Deutschland zu sehen sein wird. Davor habe ich ein wenig Angst vor allem wenn so Sätze fallen wie "See? Das ist ein Loch mit Wasser drin." Und dann ständig diese Offroad Aufnahmen. Wir haben hier auch Asphaltstraßen, die man super filmen kann, gerade bei der F60. Da sind wir auch schon beim größten Kritikpunkt: Was hat die F60 eigentlich mit Lauchhammer zu tun? Ich hätte eher ein Wahrzeichen der Stadt genommen und nicht eins im nächsten Landkreis. Naja Mal sehen wie es endet.

  7. 2.

    Ich habe mir alle sechs Folgen in der Mediathek angeschaut. Ich fand die szenische Kulisse sehr gut, die Zerrissenheit der Menschen vor Ort war auch gut dargestellt. Aber ich verstehe, wenn einige sagen, sie fühlen sich nicht gut damit. Aber es ist eine Story. Keine Dokumentation. Meine Meinung.

  8. 1.

    Mir hat es nicht gefallen.
    Ich ziehe die Reihe Spreewald Krimi vor.
    Dies ist nur meine Meinung.

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