Semesterticket abgeschafft - Warum das 49-Euro-Ticket für manche Lausitzer Studenten mehr Kosten bedeutet

Di 23.05.23 | 14:39 Uhr
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Archivbild: Eine Straßenbahn fährt in Cottbus über den Altmarkt. (Quelle: dpa/B. Settnik)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.05.2023 | Daniel Friedrich | Bild: dpa/B. Settnik

Nicht nur einfacher, sondern vor allem günstiger soll der ÖPNV mit dem 49-Euro-Ticket sein, so zumindest die Idee. Doch einige Lausitzer Studenten zahlen jetzt mehr statt weniger - weil ihre Uni das billigere Semesterticket abgeschafft hat. Von Daniel Friedrich

Clara studiert im vierten Semester Stadtplanung an der Brandeburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). Bisher hatte sie ein Semesterticket für Fahrten durch Brandenburg und Berlin. Das war für alle verpflichtend Teil der Unigebühren und kostete rund 36 Euro pro Monat.

Seit der Einführung des Deutschlandtickets am 1. Mai gibt es das Ticket an der BTU nicht mehr. Clara kann jetzt selbst entscheiden, ob sie so einen Fahrschein überhaupt braucht - und welches Ticket sie sich kauft. Die günstigste Variante wäre das 49-Euro-Ticket. Doch das bedeutet, gut 13 Euro mehr als bisher zu zahlen. Dafür kann sie dann auch deutschlandweit unterwegs sein, aber nicht alle Studierenden wollen das.

Clara und Titian sitzen vor einem Gebäude auf dem Campus der BTU Cottbus Senftenberg in Cottbus (Foto: rbb/Friedrich)
Clara und Titian auf dem BTU-Campus | Bild: rbb/Friedrich

Mobilität - eine Frage des Geldes?

"Das ist erstmal eine schwierige Entscheidung, ob man sich das 49-Euro-Ticket überhaupt holt", sagt Clara. "Es ist ja kein Geheimnis, dass Studenten meistens in einer ziemlich schwierigen Lage sind." Ihrer Ansicht nach ist Mobilität für viele nun eine Frage des Geldes.

Dabei brauche sie in jedem Fall ein Ticket für das Studium. "Stadtplaner-Studenten haben auch Projekte in Brandenburg oder Berlin, zu denen sie fahren müssen." Außerdem wolle sie auch nach Hause zu ihren Eltern nach Luckenwalde (Teltow-Fläming) fahren.

Wechselnde Profiteure

Für die Abschaffung des günstigeren Semestertickets hat sich unter anderem Emanuel Breitfeld ausgesprochen. Er ist auch Student der BTU und berät das Cottbuser Studierendenparlament zum Thema Mobilität, das die Abschaffung beschlossen hat. "Lange Zeit haben die Leute, die das Semesterticket genutzt haben, sehr profitiert", sagt Breitfeld. Nun würden diejenigen profitieren, die das Ticket nicht brauchen, weil sie es nun auch nicht mehr bezahlen müssten. "Die anderen müssen nur 13 Euro mehr im Monat zahlen. Das ist sehr in Ordnung, finde ich."

Kommilitone Titian sagt, er finde das nachvollziehbar, wünsche sich aber trotzdem von der Politik, dass in Brandenburg über ein vergünstigtes Deutschlandticket für Studenten diskutiert werde - "weil jetzt auch Leute gar keine Mobilität nutzen, weil sie sich die 13 Euro Mehrkosten nicht leisten können""

Günstigeres Studententicket in Bayern

Mehr als 50 Hochschulen in Berlin und Brandenburg haben mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) einen Semesterticketvertrag abgeschlossen [vbb.de]. Die BTU Cottbus-Senftenberg ist nach aktuellem Stand die einzige Einrichtung, die aus dem Semesterticket ausgestiegen ist, wie eine VBB-Sprecherin rbb|24 sagte. Wenig später am Dienstag teilte der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der HTW Berlin mit, dass an der Uni das Semesterticket ab dem Wintersemester 23/24 ausgesetzt werde. Die Verhandlungen mit dem VBB seien gescheitert, hieß es [students-htw.de].

Prinzipiell ist für die Studierenden in Berlin und Brandenburg angedacht, dass sie das Semesterticket trotz der Einführung des 49-Euro-Tickets weiterhin erhalten und voraussichtlich ab Juni nur den Differenzbetrag bezahlen müssten, um dann das Deutschlandticket zu bekommen. Ende April hatte das Land Brandenburg angekündigt, dass es für die Hochschulen eine App-Lösung angeboten werde [mil.brandenburg.de].

Ein vergünstigtes Deutschlandticket für Studenten wird es dagegen ab September in Bayern für 29 Euro geben [tagesschau.de]. Für Brandenburg und Berlin ist das bisher nicht geplant. Hier muss außerdem das Semesterticket neu verhandelt werden, weil im Herbst die bisherigen Verträge zwischen dem VBB und den Unis auslaufen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.05.2023, 14:10 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Ja, klar kann. Aber eben nur wenn die 49€ im Monat da sind. Aber wozu, wenn sie eh nur in BB pendelt?

    Wohlgemerkt hatten die Studenten alle die Ermäßigung gemeinsam getragen, da alle das Ticket bezahlt hatten. Das 49€ Ticket muss dafür von Bund und Ländern finanziert werden. Also warum wird den Studenten eine Leistung genommen, die sie kollektiv bezahlt hatten? Also nix mit nur "die Hand aufhalten"!

  2. 10.

    Die Frage ist doch, warum einige Bevölkerungsgruppen das Ticket günstiger bekommen als andere oder nicht? Warum kriegen Azubis und Schüler und Sozialhilfeempfänger das Ticket günstiger und eben nicht die Studenten in ihrem wohlbemerkten Vollzeitstudiums. In diesem Kontext: ja manchen reicht das eben nicht. Wenn man kein Geld hat, hat man eben auch nicht die Wahl, so wie das hier in den Kommentaren plädiert wird.

  3. 9.

    Warum sollen Studenten die wenig Geld haben und hohe Studiengebühren zahlen nicht umsonst fahren ???
    Dabei fahren viele mit Rad oder Auto oder gehen zu Fuß..die haben bisher zwangsweise mit den Studiengebühren hohe Kosten für Beförderung gezahlt die sie nicht nutzten, und dies über Jahre. Studenten müssen FREIfahrten haben das ist die Lösung die hier erforderlich ist ! Steuergelder werden an anderer Stelle verschwendet, anstatt sie in die künftigen "Steuerzahler mit Spitzensteuersatz" bei deren künftigem Lohn zu investieren.

  4. 8.

    Für mich als Rentner lohnt das 49.00€ Ticket nicht. Also zahle ich drauf da Einzelfahrscheine teurer geworden sind. Naja, bekomme ja 40.00€ brutto mehr Rente (kein Inflatonsausgleich!).

  5. 7.

    Mein Beileid. Mein Semesterticket hat damals nur für Berlin ABC schon etwa 180 Euro der Semestergebühren (also 30 pro Monat) ausgemacht. Von Brandenburg war da außer dem Berliner Speckgürtel nichts zu sehen. Und eine Wahl hatte ich nicht. Gerne hätte ich 49 bezahlt und dabei durch ganz D fahren können. Und wenn sie das nicht will, kann sie es ja lassen. Ganz einfach.

  6. 6.

    Tja, es war doch wohl die eigene Studierendenvertretung, die das bisherige Semesterticket nicht mehr wollte. Wer das Semesterticket will, kann ja bei der nächsten Wahl die Stimme entsprechend abgeben.

  7. 5.

    Ich habe bis April 2023 das 29-Euro-Ticket in Berlin genutzt und nutze nun das 49-Euro-Ticket in ganz Deutschland. Inzwischen bin ich damit bereits bis an die tschechische und an die polnische Grenze gefahren sowie auch innerhalb von Berlin und vom Land Brandenburg. Ich habe nirgendwo "übervolle Busse & Bahnen" erlebt, sondern immer einen Sitzplatz gehabt. Sie reden hier leider wie der Papst vom Kinderkriegen. Sie malen mit ihrem Kommentar düstere Bilder an die Wand, die mit der aktuellen Realität überhaupt nicht übereinstimmen. Die Zeiten des 9-Euro-Tickets sind längst vorbei! Meine Züge waren normal besetzt. Die Schaffner kamen mit der Kontrolle des D-Tickets zurecht. Es ganz keinen Stress in den Zügen, die ich benutzt habe. Ich bin wöchentlich in den Ländern Berlin und Brandenburg unterwegs.

  8. 4.

    Richtig. Für 42 Cent mehr pro Tag kann sie nun deutschlandweit herumfahren anstatt nur in Brandenburg. Sogar bis nach Flensburg und Südbayern und nicht nur nach Luckenwalde. Aber irgendwas ist ja immer.

  9. 3.

    Ja, und? Ich würde auch lieber das Berliner 29€ Ticket weiter kaufen anstatt der 49€ Ticket. Ich fahre nur innerhalb von Berlin und da auch nur in A und B.

  10. 2.

    Das 49-Euro-Ticket bedeutet nicht bloß "für manche Lausitzer Studenten mehr Kosten" sondern für alle Leute, die keine Lust haben, für 49 € in übervollen Bussen & Bahnen zu stehen - und stattdessen wieder aufs Auto umsteigen. So wie ich.

  11. 1.

    Manche sind wohl nie zufrieden.

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