Inkonsequente Straßensperrung - Warum drei Metall-Poller zu Streit in Cottbus führen

Drei unscheinbare Poller sorgen für Frust bei Lieferanten in Cottbus. Sie sollen verhindern, dass eine Fußgängerzone als Abkürzung genutzt wird. Lange Umwege sind deshalb nötig. Für die Stadt ist die Barriere hingegen ein Erfolg. Von P. Manske und F. Ludwig
Es sind drei verhältnismäßig kleine Gegenstände, die aber eine große Wirkung haben: seit April sollen drei Metallpoller in der Cottbuser Innenstadt den Durchgangsverkehr durch eine Fußgängerzone verhindern. Konkret geht es um die Spremberger Straße, eine beliebte Einkaufsstraße in Cottbus.
Die Metallpoller, die seit dem Frühjahr stehen, sollen in erster Linie verhindern, dass Autofahrer die Fußgängerzone queren, um ihren Fahrtweg abzukürzen. In der Praxis zeigt sich aber: vor allem Lieferanten und Paketzusteller sind genervt von der Maßnahme - denn sie müssen lange Umwege auf sich nehmen.
Fünf bis Minuten mehr, nur wegen eines Schlüssels
"Die stehen da recht ungünstig", sagt Nico Gierth, Fahrer für einen großen Versanddienstleister. Er beschreibt den Mehraufwand, den er durch die Absperrung hat. "Aussteigen, sich den Schlüssel holen, aufschließen, durchfahren, aussteigen, wieder den Poller hoch machen, Schlüssel wieder wegbringen", so Gierth. Fünf bis zehn Minuten dauere das zusätzlich - doch das ist offenbar immer noch weniger, als wenn die Lieferanten die von der Stadt Cottbus vorgesehene Routen nutzen würden.
Die Spremberger Straße ist von mehreren Seiten erreichbar, das ist allerdings mit der Sperrung des nahgelegenen Altmarktes für den Autoverkehr noch einmal schwieriger geworden. Nur über enge Nebenstraßen gelangen die Fahrer zu ihrem Ziel. Liegt der nächste Lieferort auf der anderen Seite der Spremberger Straße, müssen die Lieferanten die halbe Innenstadt umrunden, um ihr Ziel zu erreichen.
Gierth nutzt dennoch nach eigenen Angaben den Weg über den Altmarkt - doch das ist durch die Sperrung nicht nur verboten, sondern durch die vielen Menschen dort oft kompliziert. Anschließend muss er sich durch ein Gewirr von Einbahnstraßen manövrieren. Bei Lieferungen versperre er dadurch regelmäßig die engen Straßen.
Lieferanten sollen gar nicht durchfahren
Manche Fahrer haben deshalb schon eigene Schlüssel für die Poller - das Abholen aus einem der Geschäfte entfällt damit. Dabei war die Durchfahrt für den Lieferverkehr zunächst gar nicht vorgesehen. Berechtigt seien alle Rettungskräfte und die Polizei, außerdem Entsorgungsbetriebe, so die Stadt auf Nachfrage.
Laut Stadt bestehe die Notwendigkeit für Lieferungen im Regelfall nicht - und verweist auf die anderen Zugänge zur Spremberger Straße.
Auch absenkbare Poller würden geprüft, so die Stadt, wann diese gebaut werden sollen könne die Stadt aber nicht sagen, hieß es auf rbb-Nachfrage.

Lieferfahrzeuge befahren gesamte Fußgängerzone
Die Stadt war allerdings nicht besonders konsequent bei der Errichtung der Poller. Von der anderen Seite kann man die Fußgängerzone befahren - diese Zufahrt ist nicht gesperrt. Dennoch sei es nicht geplant, weitere Poller zu errichten, die bisherigen hätten ihr Ziel erreicht, so die Stadt. "Weitere Poller würden keine Verbesserung bedeuten", so die Antwort an den rbb.
Dadurch kommt es aber regelmäßig vor, dass Lieferfahrzeuge über die nicht gesperrte Zufahrt direkt auf die Fußgängerzone fahren. Statt die Überquerung der Straße zu verhindern sorgen die Poller also auch dafür, dass nun teilweise die gesamte Straße befahren wird.
Laut Stadt gehört die Sperrung zum Mobilitätskonzept in der Innenstadt. Das Ziel dessen ist "eine Verbesserung der gesamten Verkehrssituation", so die Stadtverwaltung. Wie alle Maßnahmen aus dem Paket soll die Sperrung innerhalb der Stadtverwaltung evaluiert und diskutiert werden.
Für Lieferanten bleibt damit noch eine kleine Hoffnung, dass die Poller wieder verschwinden. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber angesichts der Erfolgsmeldungen der Stadt eher gering.
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.08.2023, 16:42 Uhr