Kommentar | Oberbürgermeisterwahl in Cottbus - Bleibt das blaue Wunder aus?

Mo 12.09.22 | 07:47 Uhr | Von Andreas Rausch
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Tobias Schick (links), Lars Schieske (rechts).(Quelle:dpa/Hammerschmidt)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.09.2022 | Ronald Schleif | Bild: dpa/Hammerschmidt

Der AfD-Kandidat Lars Schieske landet bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus vorerst auf Platz zwei. Ist der Traum von der ersten Rathaus-Übernahme damit erneut ausgeträumt? Ganz so einfach ist das nicht, kommentiert Andreas Rausch.

Cottbus hat gewählt, und die Frage schien bereits im Vorfeld zu sein: Wer wird neben dem AfD-Kandidaten Lars Schieske in die Stichwahl kommen?

Nun ist es der bisherige Sportfunktionär Tobias Schick für die SPD, auf dem jetzt die Hoffnungen all jener liegen, die Brandenburgs zweitgrößte Stadt nicht einer Partei anvertrauen wollen, die ein rechtsextremer Verdachtsfall ist.

Das Potential der AfD in Cottbus, sagen Experten, liegt in normalen Zeiten bei bis zu 30 Prozent. Rein rechnerisch dürften die Linien damit abgesteckt sein, zumal der unterlegene Kandidat der CDU, Ordnungsdezernent Thomas Bergner, gegenüber dem rbb-Studio Cottbus schon vor der Wahl sagte, er werde im Fall einer Niederlage seine Anhänger zur Wahl des Nicht-AfD-Bewerbers aufrufen. Nur, ist darauf Verlass?

Grenzen in der konservativen Wählerschaft verschwimmen

Die Grenzen zwischen Blau und Schwarz verschwimmen in der konservativen Wählerschaft, das musste Bergner bei seinen Wahlkampfgesprächen schmerzlich spüren. Denn es sind eben keine normalen Zeiten. Die Mär von der Brandenburger Gewalthauptstadt, die sich AfD-Kandidat Schieske in seinem Angst-Wahlkampf auf die Fahnen geschrieben hatte, verfängt. Es war das bestimmende Thema vor der Wahl.

Selbst der Strukturwandel der einstigen Kohlestadt mit milliardenschweren Investitionsverheißungen konnte das nicht toppen. Dazu kommt eine wachsende Unzufriedenheit mit der Allgemeinsituation, die der AfD in die Hände spielt. Die allgegenwärtigen Preissteigerungen, das Geraune von einem heißen Herbst beziehungsweise Winter - schon jetzt dürfte der eine oder andere seine allgemeine Unzufriedenheit und auch Angst mit in die Wahlkabine genommen haben.

Entscheidung fällt am 9. Oktober

In den kommenden Wochen bis zur Stichwahl wird sich die Gesamtsituation wohl kaum entspannen. Klassisches AfD-Andockpotential, das die Partei in den nächsten Wochen sicher noch befeuern wird. Bei der letzten Bundestagswahl stahl die Cottbuser SPD der AfD die Show und gewann – nach einem klar auf AfD-Verhinderung setzenden Wahlkampf.

Man darf gespannt sein, wie die Sozialdemokraten es vor der Stichwahl am 9. Oktober angehen werden. Die AfD, soviel ist sicher, hat ihren Traum vom triumphalen Einzug in das erste bundesdeutsche Großstadtrathaus noch längst nicht ausgeträumt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.09.2022, 08:00 Uhr

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75 Kommentare

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  1. 75.

    Public Relation, d. h. die salbungsvollen Formulierungen gemeinhin aus Unternehmenszentralen, ist mittlerweile auch im politischen Bereich angekommen - selbstverständlich auch in einer AfD. Alles ist für alle drin und niemand bleibt draußen, wenngleich auch bei wirklich kontroversen Dingen so Manche in der jeweiligen Partei die Fäuste in der Tasche ballen.

    Wer etwas über Parteien wissen will, sollte sich zuallerletzt an Parteiprogramme halten, sondern zuallererst an das praktische Verhalten und die Reden der vergangenen Jahre.

  2. 74.

    Thomas:
    "Antwort auf [Ulf] vom 12.09.2022 um 16:43
    Also Sie wundern sich das Russland sich nicht an Gaslieferverträge hält…!? Ein Land das gerade die stärksten Sanktionen erfährt die es je gab, mit dem alle wirtschaftlichen Beziehungen und auch Verträge gecancelt worden sind. Ein Land das vom kompletten Zahlungsverkehr ausgeschlossen worden ist…etc. Dieses Land hat sich dann trotz allem an Gaslieferverträge zu halten und diese Länder gefälligst weiter mit Gas zu beliefern? Aha…"

    JA! Russland hat sich an das Völkerrecht und an Verträge zu halten!
    Und wenn es sich nicht an das Völkerrecht hält und dafür zurecht sanktioniert wird, dann hat es sich trotzdem wenigstens an Verträge zu halten!

    Nach Ihrer Logik muss sich ein Einbrecher, der für seinen Einbruch bestraft wird, wegen dieser Bestrafung dann auch nicht mehr an alle anderen Regeln und Verträge halten, sondern darf dann erst recht tun und lassen, was er will?

  3. 73.

    Tim K:
    ""Rechtsextremismus sollte grundsätzlich ein Ausschlusskriterium sein, wenn es darum geht, welche Partei man wählt. Bedauerlich, dass das bei Ihnen nicht so ist..."
    Ich habe nie die AfD gewählt, aber das Parteiprogram kennen Sie wohl nur vom Hörensagen, oder?"

    Insbesondere bei der AfD sollte man mehr auf das Gesagte und das Tun schauen als auf ein weißgewaschenes Parteiprogramm. Ich verweise auf den jüngst bekanntgewordenen Wunsch eines AfD-Führers nach Chaos, nur damit die AfD an die Macht kommt! Es geht der AfD also nicht um die Bevölkerung, sondern nur um Macht! Und dann noch die menschenverachtenden Reden eines Bernd Höcke! Wer nach dem Hören dieser Nazi-Reden immer noch AfD wählt, der hat jegliche humanistische Orientierung verloren.

  4. 72.

    Berliner:
    "Warum sollte der Kandidat der AfD keine Chance bekommen. Was rot rot grüne Kandidaten erreichen, seht ihr in Berlin.....nur Chaos und Moloch."

    "N U R Chaos und Moloch"?
    Also ich lebe in Berlin und muss Ihnen sagen, dass dIhre Beschreibung auf Berlin NICHT zutrifft!

    Berliner:
    "Liebe Cottbuser, nehmt Berlin als abschreckendes Beispiel......."

    Also als Berliner schreckt mich Cottbus sehr viel mehr ab als Berlin, auch wegen der hohen menschenfeindlichen AfD-Affinität! Und den allermeisten der 3,5 Millionen Berlinern geht es ebenso. Die anderen sind bereits weggezogen, denn wozu sollte man in Berlin eine teure Wohnung mieten, wenn man Berlin nicht mag und nur abschreckend findet und woanders viel leichter eine günsigere Wohnung findet? Die Einwohnerzahl von Berlin spricht für die Attraktivität von Berlin, bei allen Problemen, die eine Großstadt zwangsläufig mit sich bringt.

  5. 71.

    "Ja, wohl eher eine Schande für die anderen Parteien. Irgendwas müssen diese falsch machen wenn sie mit ihren Werten die Bürger nicht überzeugen können. So bleibt die AfD stets ein Hinweis für die anderen Parteien an sich zu arbeiten."

    Man soll sich also Rechtsextremen anbiedern, damit die nicht rechtsextrem wählen? Auch bei ständiger Wiederholung wird die Forderung nicht logischer.

  6. 70.

    Schon mal echte Armut und Elend gesehen? So muss(te) in Deutschland niemand leben.

  7. 69.

    Das durch Faschismus und faschistische Parteien, unsere Städte zerstört wurden, Deutschland geteilt wurde, Ostdeutschland zurückgeblieben und von Strukturhilfen abhängig ist - ist nach zwei Weltkriegen (die von Deutschland ausgingen), hoffentlich auch bei Ihnen angekommen ???

  8. 68.

    Sie haben noch den Retro/ Provinz Flughafen BER vergessen.

  9. 67.

    Also Sie wundern sich das Russland sich nicht an Gaslieferverträge hält…!? Ein Land das gerade die stärksten Sanktionen erfährt die es je gab, mit dem alle wirtschaftlichen Beziehungen und auch Verträge gecancelt worden sind. Ein Land das vom kompletten Zahlungsverkehr ausgeschlossen worden ist…etc. Dieses Land hat sich dann trotz allem an Gaslieferverträge zu halten und diese Länder gefälligst weiter mit Gas zu beliefern? Aha…

  10. 66.

    Durch die Strukturhilfen in Milliardenhöhe für Cottbus und Lausitz unterstützen doch auch Sie als Steuerzahler, die AfD. Ca. jeder dritte Euro an Strukturhilfen, kommt einem AfD Anhänger in Cottbus und der Lausitz, zugute. EU, Bundesrepublik und Land Brandenburg unterstützen seit Jahrzehnten, eine Region mit ca. 30% AfD Anhängern - Jeder macht mit und keiner will es dann gewesen sein ?

  11. 65.

    "zum anderen würde ich tatsächlich eher die Tierschutzpartei wählen."
    Die wird im Winter wirklich für warme Wohnungen und bezahlbares Essen sorgen.
    Ich wünsche viel Spaß, immer locker bleiben, bis zum Ende.
    Ohne Worte

  12. 64.

    "Rechtsextremismus sollte grundsätzlich ein Ausschlusskriterium sein, wenn es darum geht, welche Partei man wählt. Bedauerlich, dass das bei Ihnen nicht so ist..."
    Ich habe nie die AfD gewählt, aber das Parteiprogram kennen Sie wohl nur vom Hörensagen, oder?

  13. 63.

    Zum einen weiß ich absolut nicht, welche Lösungen Sie sich von der afd erhoffen, zum anderen würde ich tatsächlich eher die Tierschutzpartei wählen. Rechtsextremismus sollte grundsätzlich ein Ausschlusskriterium sein, wenn es darum geht, welche Partei man wählt. Bedauerlich, dass das bei Ihnen nicht so ist...

  14. 62.

    Jetzt lassen Sie mal die Katze aus dem Sack.....WER bedroht gerade Existenzen? Ein Massenmörder der glaubt einen Nachbarn überfallen zu müssen und dann Gaslieferverträge nicht einhält oder unsere Regierung? Subventionen abschaffen??? Also dem treiben des Kriegsverbrechers zusehen? Genau das wollen die Rattenfänger von der AfD, im Einklang mit Putin Europa zerstören ohne das Deutschland nie so groß geworden wäre.

  15. 61.

    "....bei der Energieerzeugung Atomkraft, woraus dieses Land ausgestiegen ist."
    Leider anderes Thema. Andere Länder sehen das anders.
    In den letzten Jahren gab es Fortschritt, ist woanders nicht ganz vorbeigegangen.

  16. 60.

    "Warum sollte der Kandidat der AfD keine Chance bekommen. Was rot rot grüne Kandidaten erreichen, seht ihr in Berlin.....nur Chaos und Moloch. Liebe Cottbuser, nehmt Berlin als abschreckendes Beispiel......."
    Realer, wie Berlin geht nicht. Sehr gut beschrieben.
    Eine Stadt zum Dorf machen.
    Aber vielen gefällt das. Licht aus, Inflation, frieren für Olympia.....Hurra
    Da muß noch mehr kommen.

  17. 59.

    >"Liebe Cottbuser, nehmt Berlin als abschreckendes Beispiel...."
    Mischen Sie sich als Berliner mal bitte nicht ein und bemühen Sie sich mal, ihren Planeten da in Ordnung zu bekommen. In Brandenburg ist glücklicher Weise nicht Berlin!
    Liebe Cottbuser, nehmt euch kein Beispiel an Berlin! Cottbus dagegen ist die normale Welt, mit ein paar Ecken und Kanten. Ein Paradies auf Erden gibts nicht! Auch wenn wir es gerne hätten, weil das Paradies für jeden anders aussieht. Eine lebenswerte Stadt für ALLE Einwohner sollte es sein - ALLE im Sinne von reich bis arm, aller Indentitäten.

  18. 58.

    Denkwürdig, dass eine Partei mit ururalten Erklärungsansätzen, andere Parteien als Altparteien bezeichnet. Erklärungsansätze für menschliches Verhalten aus dem Fundus von Freud, Adler und Jung bspw. ist allgemein Standard, außerhalb der AfD mit davorliegenden, im Grunde archaischen Erklärungsansätzen.

  19. 57.

    Nicht alles, was wählBAR ist, ist auch vernünftig und zu verantworten:
    Bei der Medizin seinerzeit Contergan, was dann unterbunden wurde, bei Baumaterialien Asbest, was seitdem nicht mehr verbaut wird, bei der Energieerzeugung Atomkraft, woraus dieses Land ausgestiegen ist.

    Gut, dass es nicht nur Minister gibt, die von Technik erzählen können und in ihrem Selbstlauf verstrickt sind, sondern die ethischen Gesichtspunkten den Vorrang einräumen. Mit "Augen zu und durch, Schwund ist dabei" wäre nichts von dem Angeführten aus dem Verkehr gezogen worden.

    Das größte Defizit ist nicht das Defizit bei der Energieerzeugung, es ist das Defizit, die ethischen Grundlagen dieses Staatswesens zu kennen. Die Grundlage besagt, dass nicht alles, was technisch möglich ist, gemacht wird - aus guten, wohlverstandenen Gründen.

  20. 56.

    Warum sollte der Kandidat der AfD keine Chance bekommen. Was rot rot grüne Kandidaten erreichen, seht ihr in Berlin.....nur Chaos und Moloch. Liebe Cottbuser, nehmt Berlin als abschreckendes Beispiel.......

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