Interview | Ökofilmtour startet in Potsdam - "Wir ziehen durch ganz Brandenburg in die kleinsten Orte"

Fr 13.01.23 | 06:05 Uhr
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Katrin Springer, Leiterin "Ökofilmtour" © Ev-Katrin Weiß
Audio: rbbKultur | 10.01.2023 | Interview mit Festival-Chefin Katrin Springer | Bild: Ev-Katrin Weiß

Zum 18. Mal zieht die Ökofilmtour bis April durch Brandenburg. Gezeigt werden Filme über Umweltschutz und die Klimakrise. Festival-Leiterin und Filmproduzentin Katrin Springer verrät im Interview, worauf sie sich neben der Filme noch freut.

rbb: Frau Springer, der Eröffnungsfilm "Into the ice" hat bereits für Aufsehen gesorgt mit der Sprecherstimme von Campino, dem Sänger der Toten Hosen. Es geht um das Schmelzen des grönländischen Eisschildes. Welche Themen und Höhepunkte gibt es noch?

Katrin Springer: Wir haben 52 Filme ausgewählt. Und es ist natürlich wahnsinnig schwer, Höhepunkte zu benennen. Wir haben dieses Jahr sehr viele Filme über die heimische Tierwelt, über die Meisen, über die Spechte, aber auch über die Ratten zum Beispiel, die uns als Wildtier ja ganz eng begleiten und die wir so wenig kennen.

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Wir haben auch einen Film über die Moore und warum wir die Moore dringend brauchen, um auch dem Klimawandel zu begegnen. Wir haben einen Film über Thomas Riedelsheimer, der vielen ein Begriff ist als Dokumentarfilmer: Er hat eine Serie über gesunde Ernährung und den Weg zurück zu den Ursprüngen gedreht. Und wir lassen Klimaaktivisten zu Wort kommen und vieles mehr.

Nach welchen Kriterien wurden die Filme ausgesucht?

Eine Vorauswahl-Jury hat etwa 8.500 Minuten Film geguckt. Und das war eine tolle, auch aber auch eine schwere Aufgabe. Wir haben bestimmte Kriterien, denn wir wollen uns auch an Kinder und Jugendliche wenden. Das heißt, es ist uns sehr wichtig, dass die Hälfte der Filme auch von ihnen geguckt werden kann.

Und es sind unsere Themen, für die wir stehen: Klima und Umwelt, Natur und Umweltschutz, Klimaschutz, Agrarwende, Biodiversität. Darunter sortieren sich die Filme thematisch ein. Neben politischen Themen haben wir aber auch Naturfilme, die uns zeigen, in welcher schönen Natur wir leben.

Es kann ja auf Dauer auch ganz schön frustrierend sein, weil man immer wieder damit konfrontiert wird, was einem droht, wenn wir nicht den Hebel umlegen. Gibt es auch ermutigende Filme?

Auf jeden Fall - also fast alle. Es ist wichtig, dass wir uns diese Themen immer wieder angucken und uns nicht in Sicherheit wiegen. Deswegen ist es natürlich frustrierend, auch weil man denkt, warum kommen wir eigentlich nicht schneller voran.

Aber die Filme zeigen auch die Schönheit der Natur und was es gilt, zu bewahren. Und sie zeigen auch viele Menschen, die sehr aktiv sind und Pionierarbeit leisten: Seien es Forscher:innen oder Aktivist:innen, die wachsam und sehr kluge Köpfe sind und uns voranbringen. Das ermutigt mich und bereichert mich auch. Wenn wir diese Filme gucken, bin ich hinterher schlauer als vorher. Und das macht natürlich Spaß.

Sie leiten das Filmfestival zum allerersten Mal. Was interessiert Sie persönlich an dieser ganzen Thematik?

Ich bin Dokumentarfilmproduzentin und habe mich immer schon mit Menschen beschäftigt, die politische Veränderungen angezettelt haben. Anhand deren Biografien man Zustände, aber auch Missstände in unserer Welt sehen kann und die sich dann aktiv eingesetzt haben. Das war eigentlich immer auch Inhalt meiner Filme.

Und das ist jetzt gar nicht so ungleich. Mich interessieren diese Themen und diese Menschen, die Visionen entwickeln, die forschen und überlegen, wie kann es besser gehen. Wie können wir uns einbringen.

Vor allem ist dieses Festival für mich kein klassisches Filmfestival, wie ich sie als Produzentin kenne. Sondern es ist ein ganz besonderes Konzept, was mich sehr reizt. Wir gehen mit den Filmen zu den Menschen aufs Land. Wir ziehen durch ganz Brandenburg in die kleinsten Orte, wo wir Gespräche führen und Begegnungen haben, die sehr fruchtbringend sind. Oft dauern die Gespräche viel länger als die Filme. Mit Expert:innen, Filmemacher:innen, aber auch mit den Leuten, die uns mehr zum Thema sagen können, vertiefen wir die Themen noch einmal. Das ist sehr, sehr wertvoll.

Das Interview mit Katrin Springer führte Shelly Kupferberg, rbbKultur. Der Text ist eine gekürzte und redaktionell bearbeitete Fassung. Das komplette Gespräch können Sie oben im Audio-Player nachhören.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13.01.2023, 19:30 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Sehr wichtige Themen in Brandenburg: Stoppt den Ausbau der Infrastruktur für Autos und bringt den ÖPNV auf die Qualitäts- Höhe von Japan, China, Frankreich, Russland,.. .Stoppt die Monokultur in Landwirtschaft und Wald!!!! Ganz einfache Forderungen, die nie erfüllt werden! Nur greenwashing!

  2. 1.

    Ich halte einen gut gemachten, die Sensibilität ansprechenden Film für ein ausgesprochen gutes Mittel, Zusammenhänge zu illustrieren, die oft genug abstrakt behandelt und debattiert werden, auf eine anschauliche Ebene zu bringen. Manche Menschen haben die Gabe, mittels Worte Vorstufen dazu zu erreichen, sodass "innere Bilder" bei den Zuhörenden entstehen. (Allerdings gibt es auch wieder Reden und Vorträge, mitunter auch Filme, wo dann hinterher der Kopf raucht, wo das vergebliche Mühen einsetzt, die mehreren Dutzend Zahlen zu behalten und wiedergeben zu können, was in der Tat keine Motivation zur Handlung ist.)

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