Viele Einsätze im Sommer erwartet - Waldbrand-Spezialisten von @fire verstärken Team in Brandenburg

Fr 13.01.23 | 08:12 Uhr | Von Philipp Rother
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Archivbild:Einsatzkräfte der Hilfsorganisation @fire legen am 19.06.2022 Gegenfeuer, um eine weitere Ausbreitung des Waldbrandes zu verhindern und die Feuerwehr bei der Bekämpung des Feuers zu unterstützen.(Quelle:dpa/C.Detlaff)
Bild: dpa/C.Dettlaff

Nirgendwo sonst in Deutschland gab es 2022 so viele Waldbrände wie in Brandenburg. Die Hilfsorganisation @fire wurde vermehrt angefordert. In Vorbereitung auf die neue Waldbrand-Saison wird sie in Brück nun Personal und Material aufstocken. Von Philipp Rother

In den Wäldern Brandenburgs gab es im vergangenen Jahr besonders viele Brände. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz, Hubschrauber unterstützten aus der Luft. Auch die Hilfsorganisation @fire - englisch ausgesprochen "at fire" - wurde wiederholt zur Unterstützung angefordert. Sie hat sich auf die Bekämpfung von Großwaldbränden mit wenig oder sogar gar keinem Wasser spezialisiert.

@fire legte in Beelitz erstmals Vorfeuer

Die als gemeinnützig anerkannte Organisation mit Sitz im Landkreis Osnabrück (Niedersachsen) legte in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) erstmals in Deutschland überhaupt ein sogenanntes Vorfeuer. Der Wald sei gezielt abgebrannt worden, um dem eigentlichen Waldbrand die Nahrung zu nehmen, erklärt @fire-Sprecher Tim Heunisch im Gespräch mit rbb|24. So konnte der Waldbrand in einem abgelegenen Gebiet nahe erster Häuser gestoppt werden, eine geplante Evakuierung konnte abgesagt werden. Die Technik wird normalerweise vor allem in Südeuropa und in den USA angewandt – dort haben die meisten Freiwilligen von @fire in Praktika ihr Handwerk auch erlernt.

Auch bei den Bränden in Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark), Bad Liebenwerda, Falkenberg (beide Elbe-Elster), Bad Saarow (Oder-Spree) und im Berliner Grunewald waren die Waldbrand-Experten im Einsatz.

Material wird nach Brück verlegt

Die Vorbereitungen auf den kommenden Sommer laufen bereits auf Hochtouren: Am Stützpunkt in Brück (Potsdam-Mittelmark) soll das Bereitschaftsteam aufgestockt werden. Dort sollen während der Waldbrandsaison künftig fünf bis zehn Ehrenamtliche Bereitschaftsdienst leisten, um im Ernstfall schnell ausrücken zu können. Viele würden dafür Urlaub nehmen, sagt Heunisch. In der Regel erhalten die Ehrenamtler erst eine Ausgleichszahlung, wenn sie wirklich im Einsatz sind.

Im vergangenen Sommer seien im Schnitt fünf Personen vor Ort gewesen. In Brück hat die spendenfinanzierte Organisation eine Halle angemietet. In ihr sind verschiedene Spezialwerkzeuge, Fahrzeuge und Anhänger gelagert. "Mit Beginn der Waldbrandsaison verlegen wir noch mehr Material nach Brück", kündigt Heunisch an.

Die Waldbrandgefahr im kommenden Sommer wird laut Landesfeuerwehrverband wieder so hoch sein wie im vergangenen Jahr. Die Waldbrandbekämpfer erwarten daher, dass die Zahl ihrer Einsätze – auch in Brandenburg – noch weiter steigen wird: "Wir haben im vergangenen Sommer helfen können und sind dadurch bekannter geworden. Daher ist schon zu erwarten, dass wir künftig öfter angefordert werden", so Heunisch. Nicht immer sei im Rahmen der Einsätze Feuer gelegt worden: "Wir werden angefordert, und unterstützen die Einsatzleitung. Dann werden unsere Aufgaben besprochen: Unsere Fußmannschaften können in schwierigen Lagen Vor- und Gegenfeuer legen, führen aber auch Nachlöscharbeiten durch. Zudem können wir den Einsatz der Hubschrauber koordinieren, Lagebilder erstellen oder Spezialgeräte vermitteln."

30 bis 40 Freiwillige aus Berlin und Brandenburg

Insgesamt gehören mittlerweile rund 450 Kräfte aus dem deutschsprachigen Raum zum ehrenamtlichen Team von @fire. 30 bis 40 von ihnen kommen aus der Region Berlin-Brandenburg. Die Mitglieder hätten die kälteren Monate genutzt, um Lehrgänge in Portugal und Spanien zu besuchen, erklärt Heunisch. Zudem sei mehr Ausrüstung beschafft worden. Die Hilfsorganisation kooperiert mittlerweile auch mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark und stellt Kräfte für eine Bereitschaftseinheit zur Verfügung. Darüber hinaus werden stetig kommunale Feuerwehren ausgebildet - auch in Beelitz waren Kräfte von @fire nach dem verheerenden Brand im vergangenen Sommer schon zu Gast. In speziellen Lehrgängen auf dem Truppenübungsplatz in Lehnin (Potsdam-Mittelmark) wird auch das kontrollierte Abbrennen von Waldflächen simuliert.

2022 gab es in Brandenburg nach Angaben von Innenministerium und Staatskanzlei 507 Waldbrände auf einer Gesamtfläche von fast 1.500 Hektar. Darunter seien fünf Großbrände in drei Landkreisen gewesen. Besonders betroffen waren nach Angaben des Umwelt- und Klimaministeriums mit jeweils zwei Großbränden die Landkreise Elbe-Elster mit 740 Hektar Brandflächen und Potsdam-Mittelmark mit 410 Hektar Brandflächen.

Geplant wird nun der Aufbau eines Waldbrand-Kompetenzzentrums, wie Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Donnerstag in Potsdam nach einem Treffen mit Vertretern der Bundesregierung, der Bundeswehr und des Feuerwehrverbandes sagte. Einen konkreten Zeitplan nannte er aber nicht - von heute auf morgen scheinen Fortschritte bei der Waldbrandbekämpfung in jedem Fall nicht umsetzbar. In besonders prekären Lagen werden daher auch im kommenden Sommer die Hoffnungen wieder auf die Brandbekämpfer von @fire ruhen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 12.01.2022, 19:30 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    „Wenn Wälder nicht betreten und befahren werden, gibt's auch fast keine Waldbrände.“

    Hm, ob sich die Zündler durch ein Verbot vom Betreten des Waldes abhalten lassen würden, dürfte zu bezweifeln sein. Auf jeden Fall würden aber die Spaziergänger fehlen, die vielleicht einfach durch ihre Präsenz den Zündler von der Tat abhalten würden oder einen Brand einfach frühzeitig entdecken und melden, noch bevor er von den Kameras wahrgenommen wird.
    Letzteres habe ich selbst schon erlebt. Hätte ich nicht mit dem Fahrrad diesen Waldweg langfahren gedurft, sondern den Umweg auf der vielbefahrende Bundesstraße nehmen müssen, hätte ich den Waldbrand nicht melden können.

  2. 5.

    "Es ist schon traurig wenn der rbb in einem Beitrag nicht einmal erwähnt. wer bis jetzt immer die Feuer gelöscht hat."
    ""Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz, Hubschrauber unterstützten aus der Luft.""
    Die machen "ihren Job" (obwohl das wohl eher wirklich eine Berufung ist) auch weiterhin im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten exzellent. Diese Möglichkeiten werden jetzt hoffentlich dauerhaft erweitert durch "at fire".

  3. 4.

    Na dann können die tauschen Freiwilligen Feuerwehrleute oder die Helfer vom THW ja bald zu Hause bleiben wenn jetzt @fire Alles allein macht.
    Es ist schon traurig wenn der rbb in einem Beitrag nicht einmal erwähnt. wer bis jetzt immer die Feuer gelöscht hat.

  4. 3.

    Externe Freiwillige !
    Seit Jahren wurde Allen vorgegaukelt die
    Ffw, Bupo und Buwe schaffen Das allein ?
    Ffw, Bupo und Buwe haben
    mitgeschummelt ?
    Was wird in Brandenburg noch unter den
    Tisch gekehrt ?
    Und,
    Wer löscht dann eigentlich in Berlin ?

  5. 2.

    Vielleicht ist nur ein Betreuungsverbot von März bis Oktober die Lösung?

    Fakt ist, dass Waldbrände fast nur durch Menschen entstehen. Wenn Wälder nicht betreten und befahren werden, gibt's auch fast keine Waldbrände.

    Die Idee, Zisternen ect anzulegen wird nicht funktionieren

  6. 1.

    Wenn @tfire zum Niederlassen angelockt werden soll, dann muss man sie mit Anreizen locken. Ob der bekannte (Wasserverkäufer&Zuteiler) Herr Vogel da einen Plan hat? Auch wie man diese gut ausgebildeten Leute bezahlt? (Kostenlose Arbeit kann man nur begrenzt genießen)

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