Nicht genügend Vakzine - Affenpocken-Impfungen in Berlin und Brandenburg stocken

Di 26.07.22 | 20:39 Uhr
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Leere Ampullen mit dem Impfstoff von Bavarian Nordic (Imvanex / Jynneos) gegen Affenpocken stehen im Klinikum rechts der Isar in einer Schachtel auf einem Tisch. (Quelle: dpa/Sven Hoppe)
Video: rbb|24 | 27.07.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Sven Hoppe

Die Affenpocken breiten sich in der Region weiter aus - doch es gibt erste Hoffnungsschimmer. Berliner Ärzte würden gerne mehr impfen. Aber noch fehlen Dosen. Auch in Brandenburg droht nach Aussagen von Aktivisten ein Mangel.

Die Novo-Praxis in der Mohrenstraße in Berlin-Mitte. Hier behandelt der Allgemeinmediziner Sven Schellberg unter anderem Menschen mit sexuell übertragbaren Krankheiten. Viele seiner Patienten sind schwule Männer. Ein Personenkreis, der zurzeit besonders betroffen ist von den Affenpocken - und deswegen ein großes Interesse an der Impfung hat.

"Die Affenpocken gelten nicht als klassische sexuell übertragbare Krankheit, werden aber durch Sex und engen Hautkontakt weitergegeben", sagt Schellberg. "Deshalb wollen sich die Patienten schützen und impfen lassen."

Die Liefer- und Lagerbedingungen des Impfstoffs sind laut Sven Schellberg nicht ganz einfach. Unter minus 20 Grad muss dieser gekühlt werden. Das könne nicht jede Praxis in Berlin. 18 Praxen sind laut Schellberg an der Impfkampagne beteiligt, jede von ihnen habe 300 Dosen des Vakzins erhalten. "Die meisten haben jetzt keinen Impfstoff mehr. Das ist natürlich ein großes Problem", sagt der Arzt.

Berlin liegt bei Anzahl der Fälle vorne - aber "Tendenz rückläufig"

Christopher Schreiber vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg sagt, die Impfkampagne laufe in der Hauptstadt nicht, wie sie laufen sollte. Und das, obwohl Berlin bereits ein Viertel der bundesweit 40.000 verfügbaren Impfdosen erhalten hat. "Die Zahl der Fälle, die wir in Berlin haben, spiegelt sich nicht in der Zahl der Impfdosen wider, die vom Bund geliefert wurden", sagt Schreiber.

Er bezieht sich dabei auf Zahlen des Robert-Koch-Instituts: Von den mehr als 2.400 bundesweiten Affenpocken-Fällen wurden mindestens 1.000 in Berlin registriert. Die Gesundheitsverwaltung nannte am Dienstag die Zahl von aktuell 1.277 Fällen in der Hauptstadt.

In Anbetracht dessen fordert der Senat, dass der Bund deutlich größere Mengen an Impfstoff nach Berlin liefert. Der Gesundheitsstaatssekretär Thomas Götz (Grüne) sagte dem rbb, der Bundesgesundheitsminister habe weiteren Impfstoff bestellt und man hoffe, ein Großteil davon werde nach Berlin geliefert. Gut 100.000 Impfdosen seien nötig, so Götz in der rbb24 Abendschau, um alle Personen zu erreichen, die nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Anspruch auf eine Impfung hätten. Was die Infektionsfälle angehe, sei die Tendenz nach einem Höhepunkt Mitte Juli derzeit aber rückläufig.

Braucht Brandenburg mehr Impfdosen?

In Brandenburg sieht die Situation etwas anders aus. Zwei Impfstationen in Potsdam und Blankenfelde-Mahlow haben bisher eigenen Angaben zufolge insgesamt 240 Impfdosen erhalten. Bisher wurde das Vakzin 63 Mal verabreicht.

Einen drohenden Mangel wie in Berlin sieht die Landesgesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) nicht, sagt sie. Zwar sehe sie die Notwendigkeit genügend Impfstoffe an Kontaktpersonen von Infizierten zu bringen. "Aber das, was der Bundesgesundheitsminister bei der EU bestellt hat, müsste dafür ausreichen", sagte Nonnemacher.

Jirka Witschak von der Landeskoordinierungsstelle Queeres Brandenburg kritisiert hingegen, die insgesamt 240 Impfdosen für Brandenburg genügten bei weitem nicht. Er forderte die Landesregierung dazu auf, Impfstoff nachzubestellen.

  • Wie wird das Affenpocken-Virus übertragen?

  • Wie äußert sich die Affenpocken-Infektion?

  • Wie gut kann man sich schützen?

  • Lässt sich der aktuelle Ausbruch noch eindämmen?

Mit Informationen von Marcus Latton

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 26.07.2022, 19:30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Kennen Sie @ralf persönlich oder warum maßen Sie sich an, über ihn und seine Lebenssituation/-stil zu urteilen?
    Aus welchen Gründen auch immer (geht uns nichts an!), möchte er geimpft werden und hat hier dargestellt, wie die Impfsituation in der Realität aussieht.

  2. 12.

    Nö! Nur rational mal überlegt. Wer sollte nach Ihrer Meinung denn als erste mit dem wenigen Impfstoff geimpft werden?
    Für Otto Normal sollten immer noch die allgemeinen Schutzverhalten gelten. Also ich schlabber im Alltag nicht wildfremde Menschen ab, als da eine Übertragung stattfinden könnte.
    Als geborener DDR Mensch bin ich natürlich gegen Pocken geimpft, sogar 2x durch dummen Zufall. Trotzdem lasse ich im Alltag mal Vorsicht walten. Weil s auch nicht meiner Lebensart entspricht, fremden Menschen so dicht auf die Pelle zu rücken.

  3. 11.

    Diese "andere Meldung" ZUM GLEICHEN SACHVERHALT war eien erste Fassung, was denn sonst.

  4. 9.

    "In einer ersten Fassung stand, dass Nonnemacher die 240 Dosen als ausreichend bewertet."
    Das war keine "erste Fassung" sondern eine andere Meldung!
    https://www.rbb24.de/studiocottbus/index.htm/doc=%21content%21rbb%21r24%21politik%21beitrag%212022%2107%21affenpocken-ausbreitung-impfungen-berlin-brandenburg.html

    "wurde nicht veröffentlicht. Warum eigentlich? Weil ich Recht habe?"
    Machen Sie sich keine Sorgen, die hinter dieser Kommentarfunktion befindliche Softwarelösung ist auf einem Stand, der Software"Lösung" nicht verdient.
    Die Krüppelskripte und das Backend verweigern sehr oft die An- und Übernehme der geschriebenen Texte.
    Da gibts ne Lösung für.. Kopieren und lokal zwischenspeichern, bis erschienen.
    Sie können es aber vielleicht noch einmal versuchen.

  5. 8.

    Warum diese Panik? Leben Sie in solch einem Risikoumfeld, dass eine Ansteckung leicht möglich wäre?
    Der wenige Impfstoff sollte erstmal nur Leuten vorbehalten bleiben, die sich schon angesteckt haben, gesundheitlich Risikopatient sind oder beruflich sehr eng mit Menschen zu tun haben. Alle anderen bitte erstmal den persönlichen Infektionsschutz einhalten. Sich mit Pocken anzustecken geht ja nicht so einfach wie bei Cov19.

  6. 7.

    In einer ersten Fassung stand, dass Nonnemacher die 240 Dosen als ausreichend bewertet. Meine Frage, ob sie immer noch die gleiche Glaskugel verwendet wie 2020 wurde nicht veröffentlicht. Warum eigentlich? Weil ich Recht habe?

  7. 6.

    Meine Hausärztin ist Infektiologin und betreibt eine Schwerpunktpraxis. Diese sollten vorrangig mit Imvanex versorgt werden, jedoch ist KEIN Impfstoff verfügbar, bin jetzt auf einer inzwischen zehnseitigen Warteliste. Ich bekam zusätzlich den Hinweis es bei der Charité zu versuchen. Campus Virchow Klinikum bot mir auch nur eine Warteliste an. Campus Benjamin Franklin verwies mich an andere Schwerpunktpraxisen. Auch diese haben keinen Impfstoff, nicht einmal eine Warteliste.

    Aber wenn ich mit Affenpocken infiziert werden sollte, dann soll ich in eine 21-tägige Isolation. Diese Forderung stellt der Staat um die Pandemie einzudämmen. Aber er ist selber nicht in der Lage seinen Beitrag zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung zu leisten.

  8. 5.

    Wäre ja auch, je nachdem welche Strategie man wählt. Um Risikogruppen zu schützen ist zu wenig vorhanden, um nach einer Infektion schwere Verläufe zu verhindern ist dieser ausreichend. Bis zu 7 Tage nach einer Infektion ist eine Impfung noch sinnvoll. Das dumme ist nur das die meisten diese zu spät bemerken.

  9. 4.

    Dann vielleicht doch mal die Impfdosen gegen die echten Pocken, die auf Lager liegen einsetzen?

  10. 3.

    Hat Frau Nonnemacher die Tage nicht gesagt, es sei ausreichend da?

  11. 2.

    " Aber noch fehlen Dosen. Auch in Brandenburg droht nach Aussagen von Aktivisten ein Mangel. "

    nach dem Gasmangel nun auch noch ein Impfstoffmangel , Mangel an allem möglichen Produkten allenthalben

  12. 1.

    Déjà-vu
    Die einen: Es ist genügend Impfstoff da
    Die anderen: Es fehlt an Impfstoff
    Couch, Popcorn.

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