Radsportlerin Trixi Worrack - "Im Kopf hatte ich mit dem Radfahren schon abgeschlossen"
Es kommt nicht häufig vor, dass sich jemand mit fast 40 wieder auf's Rad setzt und eine komplette Profisaison durchzieht. Doch die Cottbuserin Trixi Worrack macht genau das: Mit ihrem US-amerikanischen Team bereitet sie nun ihre letzte Saison vor. Von Andreas Friebel
Eigentlich wollte Trixi Worrack schon in Radsport-Rente sein. 2020 sollte ihr letztes Jahr werden. Dann kam Corona, und ein Angebot für einen Trainerjob platzt. Deswegen passt es der 39-Jährigen ganz gut, dass ihr Rennstall mit ihr noch mal verlängert: "Das hat mir in die Karten gespielt. Und ich habe gesagt: Warum nicht? Bevor ich gar nichts mache, hänge ich noch ein Jahr dran. Aber im Kopf hatte ich mit dem Radfahren schon abgeschlossen."
Locker, statt Olympiadruck
Und so steigt Worrack noch mal für eine Saison in den Sattel. Ganz ohne Stress, ganz ohne Druck und nur mit einem vorsichtigen Blick nach Tokio. "Ich will mich nicht darauf versteifen, dass man nur dieses Olympia-Jahr im Kopf hat. Das macht einen auch nicht besser. Ich will meine Arbeit für das Team gut machen. Lockerheit und etwas Spaß bringen mich einfach weiter."
Siege oder gar Titel stehen für die fünfmalige Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren erst einmal nicht in der Jahresplanung. Aber, nach über 20 Jahren im Nationalteam, hat Worrack eine Menge Erfahrung, auf die das US-amerikanische "Trek-Segafredo"- Team baut. Die Lausitzerin soll die Mannschaft mit ihrer großen Radsport-Erfahrung anführen. "Ich bin die rechte Hand der sportlichen Leitung und übernehme die Taktik im Team. Oder mache Ansagen an die Fahrerinnen, weil die Leitung hinten im Auto nichts sieht."
Am Samstag hebt der Flieger nach Valencia ab
Bevor es aber wieder auf die Straße und in den Rennpulk geht, hebt am Samstag der Flieger in ein zweiwöchiges Trainingscamp nach Valencia ab. Bei vorfrühlingshaften Temperaturen macht das Radfahren doch ein bisschen mehr Spaß, als bei Schmuddelwetter zuhause. "Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal im November oder Dezember nicht irgendwo in der Sonne im Trainingslager war. Das ist bestimmt zehn Jahre her. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwerfällt, die Sonne nicht zu sehen."
Worrack hofft, dass es Ende März, Anfang April, mit der neuen Saison losgeht. Dann stehen zunächst die Frühjahrsklassiker auf dem Programm. Ohne regelmäßig auf Corona getestet zu werden, geht aber auch im Radsport nichts. Deshalb macht sich die Cottbuserin dafür stark, dass zum Sommer hin auch Leistungssportler geimpft werden sollten. "Ich könnte mir vorstellen, dass da auch der Weltverband UCI darauf drängt. Das würde auch Sinn machen. Vor Radrennen immer sechs und drei Tage getestet zu werden, ist kompliziert."
40 Corona-Tests in einem Jahr
Denn normalerweise sollte in Deutschland nur derjenige getestet werden, der Symptome hat oder in Kontakt zu Infizierten stand. Weil Worrack zum Auswahlkader gehört und an einem Olympiastützpunkt trainiert, sind Tests leichter möglich. Etwa 40 Mal, schätzt die Cottbuserin, wurde sie im vergangenen Jahr auf Corona getestet. Bis Trixi Worrack Endes des Jahres dann wirklich in ihre Radsport-Rente geht, werden mit Sicherheit noch ein paar dazukommen.