In Cottbus geboren - Sportreporter-Legende Heinz Florian Oertel im Alter von 95 Jahren gestorben

Mi 19.04.23 | 19:59 Uhr
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Sportreporter Heinz Florian Oertel im Jahr 2014. Quelle: dpa/Bernd Von Jutrczenka
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 19.04.2023 | Bild: dpa/Bernd Von Jutrczenka

Der langjährige DDR-Sportjournalist Heinz Florian Oertel ist tot. Viele Jahre berichtete er von Sportgroßereignissen wie den Olympischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften. Der gebürtige Cottbuser lebte zuletzt in Berlin.

Der Sportreporter Heinz Florian Oertel ist tot. Der gebürtige Cottbuser starb nach rbb-Informationen im Alter von 95 Jahren in Berlin. Zuerst hatte die "Bild" berichtet. Demnach ist Oertel bereits Ende März friedlich eingeschlafen.

Als Reporter berichtete Oertel insgesamt von 17 Olympischen Spielen, ebenso vielen DDR-Friedensfahrten und acht Fußball-Weltmeisterschaften. Bei den Spielen 1980 in Moskau wurde er mit dem Satz "Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar" berühmt, den er ins Mikro rief, als DDR-Läufer Waldemar Cierpinski zu Gold im Marathon lief.

Heinz Florian Oertel | Bild: Thomas Krüger (rbb)

Auch als Schauspieler und Unterhaltungsmoderator aktiv

Doch Oertel war bei weitem nicht nur sportbegeistert. "Ich wollte eigentlich Schauspieler werden", sagte er einmal. Tatsächlich stand er schon als 19-Jähriger im Cottbuser Theater auf der Bühne. Schließlich wechselte er aber zum Journalismus. 1949 begann er beim Berliner Rundfunk seine Radio-Karriere, die er später beim DDR-Hörfunk fortsetzte. Mehr als 40 Jahre war er als Sportjournalist aktiv, wurde bei den Zuhörern und später beim TV-Publikum mit seiner lockeren Art schnell beliebt.

Nach seinem Wechsel zum Fernsehen - "dann wurde ich halb Radio-, halb Fernsereporter" - entwickelte er neben seiner Tätigkeit bei Sportveranstaltungen Unterhaltungssendungen. Im DDR-Fernsehen moderierte Oertel unter anderem "Ein Kessel Buntes", "He, he, he - Sport an der Spree" oder "Schlager einer großen Stadt". Besonders erfolgreich war die Sendung "Portät per Telefon", die er 254 Mal moderierte. Insgesamt 17 Mal wählten in die Zuschauer in der DDR zum "Fernsehliebling".

Umbruch mit dem Fall der Mauer

Nach der Wende wurde es ruhiger um Oertel. Im hohen Alter von 80 Jahren muss sich der Großvater Oertel um seinen Enkel kümmern, dessen Mutter und Vater starben. Dennoch veröffentlichte er diverse Bücher, unter anderem Werke über die Olympischen Spiele, und arbeitete als Dozent für Rhetorik, nachdem er 1981 in Leipzig promoviert hatte. Vor seinem 90. Geburtstag zog er sich krankheitsbedingt zurück.

Auf sein Leben geblickt resümierte Oertel vor ein paar Jahren im rbb: "Ich habe so viel erlebt. In vier verschiedenen gesellschaftlichen Systemen. Ich kann nur sagen: Danke! Ich hatte ein sehr reiches Leben, weil: überreiches Erleben."

Das rbb-Fernsehen sendet am Mittwoch, 22:00 Uhr, den 45-minütigen Film: "Heinz Florian Oertel - eine Reporterlegende".

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.04.2023, 21 Uhr

36 Kommentare

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  1. 36.

    er war ein ganz besonderer Reporter, Moderator und Künstler, danke rbb für die gesendete Doku über Heinz Florian Oertel,
    der Familie mein aus Herzen kommendes Beileid, bisschen Trost finde ich, ist sein langes, erfülltes Leben so gelebt gehabt zu können
    R.I.P.

  2. 35.

    Mir wird beim lesen bewusst, wie gut er war. Im Vergleich was z.Z. angeboten wird. Da können einem die Sportler leid tun. Heinz Florian Oertel war wohl den Spitzenleistungen der Sportler ebenbürtig und konnte diese ins richtige Licht setzen. Alle.

  3. 34.

    Er war ein Wortakrobat der viel Freude und Frohsinn verbreitet hat.
    Wenn man heute so in die Sportberichterstattung schaut , da wird einem übel. Tut mir leid , aber ich empfinde es so.
    Bestes Beispiel die Fussball WM , Grottenschlechter Journalismus.
    Er bleibt für mich unvergesslich.

  4. 33.

    Ich bin ehemaliger aus dem Westen. Aber er war schon eine Legende, auch für mich . Man hörte ihn auch gerne bei uns. Seine Kompetenz, seine Sachlichkeit, seine Fairness. Seiner Familie mein herzliches Beileid.

  5. 32.

    "Nennen Sie Ihren Sohn Waldemar!"

  6. 31.

    Wenn Flori Kommentierte, war es immer sehr amüsant. Mir fallen spontan viele Sprüche ein wie "Morgenstund`hat Gold im Mund" oder "den hätte ja meine Oma mit Lockenwickler verwandelt" sowie "da ist ja das Ticken einer Uhr spannender" bei Fußballspielen. Auch das Vertrösten von Kindern, wenn wegen einer Fußballübertragung das Sandmännchen verschoben werden musste, war sehr lustig. RiP Flori, du hast wirklich Sportgeschichte geschrieben!

  7. 30.

    ...sein Charm, sein Lächeln und den Ton seiner großartigen Stimme werden wir sehr vermissen!
    " Eine Ära ist von uns gegangen "

  8. 29.

    Ein stolzes Alter!Aber auch nach einem langen erfolgreichen Leben.Wir werden Dich nie vergessen, HFÖ, und "wir" sind in diesem Fall bestimmt Millionen von Menschen.
    Mit Heinz-Florian Oertel verglichen, kommt niemand mit.
    Ich gucke mittlerweile kaum noch Sport, falls aber doch, schalte ich oft den Ton ab, weil das unerträglich ist (jedenfalls wenn man mit HFÖ-Kommentaren aufgewachsen ist).

  9. 28.

    Ich erinnere mich gerne an seine Sportkommentare.Bei Sportereignissen, die vom Westfernsehen und dem Fernsehen der DDR übertragen wurden, wählte ich stets Oertel. Das war entschieden informativer und amüsanter. Ich mochte ihn sehr. Das reiche, lange Leben gönnte ich ihm. Er bleibt in guter Erinnerung.

  10. 27.

    Mach es gut ......,, Waldemar........
    diese Aufforderung bei Olympia an alle Frauen werde ich nie vergessen ( DDR Marathon Sieg )

  11. 26.

    Absolut zutreffend!
    Und wieder stirbt auch ein Teil meiner Kindheit.
    Zudem: Eine solche Qualität eines Sportjournalisten und Kommentators findet man heute nur noch ganz, ganz schwer.
    Sehr traurig!

  12. 25.

    Ach Mensch.. das ist wirklich traurig. Ein Meilenstein meiner Kindheit und Jugend ist nicht mehr.
    "Waldemar... Waldemar... Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar! Waldemar ist da!"
    Ein legendäre Reportersatz!
    Und 95 Jahre - Respekt! vor diesem wirklich langen und bis heute bei vielen nachwirkenden Leben.

  13. 24.

    Wenigen aus der DDR-Öffentlichkeit zolle ich Respekt, Oertel hingegen blieb ich bewundernd verbunden, bis dato... er wurde unsagbar alt und ... alle müssen leider gehen, leider!

  14. 23.

    Ein wunderbarer Mensch ist
    verstorben, wir werden ihn in bester Erinnerung behalten.

  15. 22.

    Sie haben recht. Sorry. Habe es erst gemerkt, als es nicht mehr zu ändern ging. Dennoch mein Mitgefühl an die Angehörigen von HFÖ.

  16. 21.

    Ich wurde auf ihn aufmerksam, als ich in den 80-ger Jahren an der TU Clausthal im Harz studierte. Die Sportsendungen des DDR-Fernsehens habe ich mir damals sehr gerne angeschaut.
    Man merkte einfach, dass er wusste, worüber er redete. Er konnte die Dinge wunderbar auf den Punkt bringen. Doch was ihn besonders ausgezeichnet hat, war die Tatsache, dass ein fairer Berichterstatter gleichzeitig auch Fan sein kann und darf.
    Natürlich hat er den Mannschaften und Sportlern der DDR die Daumen gedrückt. Gleichzeitig aber objektiv und fair, wenn es um die Beurteilung des Geschehens auf dem Platz ging.
    Wenn seine Nationalmannschaft schlecht gespielt hat, hatte sie schlecht gespielt. Da wurde nichts schön geredet. Der Gegner war besser, dass wurde von ihm anerkannt. Diesen Spagat hinzubekommen, dürfte angesichts der politischen Verhältnisse in der DDR nicht gerade einfach gewesen sein.
    Ein großartiger Reporter, von dem sich die heutige Generation noch eine Scheibe abschneiden kann.

  17. 20.

    Ich habe in den 60er Jahren mit HFÖ im selben Haus in Cottbus gewohnt.In der Helmut-Just-Allee
    (wurde nach dem Mauerfall in Beuchstraße umbenannt).
    Das war ein richtig feiner Mensch mit einer sehr sympathischen Ausstrahlung.
    Ich werde ihn in guter Erinnerung behalten.

  18. 19.

    Ach Heinz Florian Oertel,
    Sie waren ein Fernsehliebling, ein Teil der DDR-Unterhaltung und der Sportgeschichte. Ich wuchs mit Ihnen auf und der besondere Klang Ihrer Stimme prägte sich ein. Für mich bleiben Sie ein ganz Großer! Danke für die schöne Zeit.
    Mein Mitgefühl der Familie, den Weggefährten und den Sportsfreunden.

  19. 17.

    Es bewegt unsere internationale Grossfamilie ,sehr tief ,ein super Mensch, ist in Berlin von uns gegangen...er hat Geschichte geschrieben. Mit allem was unser Florian angepackt .sagen wir Danke

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