Es ist ein Fußball-Spiel, das es so noch nicht gegeben hat. Zumindest nicht im Stadion der Freundschaft in Cottbus. Dort empfängt am Mittwochabend (19 Uhr, im rbb-Livestream) der FC Energie den Oberligisten VfB Krieschow.

Gerade einmal 16 Kilometer trennen den Sportpark in Krieschow und das Stadion der Freundschaft. Trotzdem liegen zwischen beiden Klubs Welten, die sich in den vergangenen Jahren aber immer mehr angenähert haben.

Denn während sich der Verein vor den Toren von Cottbus aus den Niederungen des Brandenburger Fußballs bis in die Oberliga gekämpft hat, ging es für den FC Energie in den vergangenen Jahren in die andere Richtung. Einst noch in der Bundesliga, spielt der Klub seit einigen Jahren in der Regionalliga Nordost, in der die Cottbuser seit Sonntag alleiniger Tabellenführer sind.

Pflichtspiele zwischen Krieschow und Energie gab es in der Vergangenheit kaum. Im Landespokal trafen beide Teams zwei Mal aufeinander. In beiden Fällen setzte sich der Favorit durch. So auch beim letzten Aufeinandertreffen im Mai 2022, als die beiden Lausitzer Vereine das Finale bestritten.

Und genau dieses Finale ist der Grund dafür, weshalb die Krieschower ihr Heimrecht abgeben mussten. Denn nach dem Schlusspfiff stürmten einige Energie-Anhänger den Rasen und provozierten Fans des VfB. Die Polizei musste deshalb eingreifen. Und äußerte im Vorfeld des Halbfinales Bedenken bezüglich der Sicherheit.

Nach einigem Hin und Her verlegte der Fußball-Landesverband die Partie in das Stadion der Freundschaft. "Wir hätten schon gern zuhause gespielt. Und nun hat man das Heimrecht dem Favoriten gegeben. Damit bekommt Cottbus noch einen Vorteil mehr", zeigt sich der Krieschower Trainer Toni Lempke enttäuscht. Allerdings dürfte auch ihm klar sein, dass es kaum Alternativen gegeben hätte. Dadurch, dass die Partie zu einem Hochsicherheitsspiel gemacht wurde, gibt es in der Umgebung keine alternativen Stadien. "Und nach Frankfurt/Oder zu fahren, wo die Fans mindestens eine Stunde für die Anreise brauchen, macht ja auch keinen Sinn", so Lempke. Und so hat Energie ein Heimspiel.

Erwartet werden um die 5.000 Fans im Stadion der Freundschaft. "Es ist schön, wenn die Fans sehen, dass hier eine Mannschaft auf dem Rasen steht, die alles versucht, um das Maximum zu erreichen", sagt Claus-Dieter Wollitz, der die meisten der Krieschower Spieler persönlich kennt. Denn ein Großteil des Teams aus der Nachbarschaft besteht aus ehemaligen Fußballern des FC Energie. "Ich kenne tatsächlich viele Spieler. Philipp Knechtel zum Beispiel habe ich vor einer Weile in der Stadt getroffen und ein längeres Gespräch mit ihm geführt. Aber ich kenne auch viele andere. Was für Mittwoch kein Nachteil sein sollte."

Und auch umgekehrt führt die Nähe zwischen beiden Klubs dazu, dass Krieschow-Coach Toni Lempke den FC Energie sehr gut kennt. Immer wieder ist er im Stadion der Freundschaft und weiß deshalb sehr genau, was auf seine Jungs zukommt. "Cottbus ist eine absolute Topmannschaft. Im Moment brennen sie ein einziges Feuerwerk ab. Wir brauchen viel Glück und es muss alles passen, damit wir dieses Spiel irgendwie gewinnen."

An eine zehnprozentige Siegchance seiner Mannschaft glaube Lempke, der selbst großen Respekt vor der Arbeit von Energie-Coach Wollitz habe. "Er ist das dritte Mal in Cottbus und hat es zum dritten Mal geschafft, eine Topmannschaft zusammenzustellen. Pele steht für Erfolg und macht bei Energie einen riesen Job."

Claus-Dieter Wollitz hört dieses Lob sicherlich gern. Doch seine Erfahrung dürfte ihn die bekannte Redensart gelehrt haben, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat. Und dass der Weg ins Finale nicht leicht wird - trotz Fan-Euphorie und Heimvorteil.

Sendung: rbb24, 24.04.2023, 18 Uhr