Landleben unter Corona-Bedingungen - Einmal in der Woche kommt der Bäckerwagen

Mi 19.01.22 | 17:48 Uhr
Der wöchentliche Bäckerwagen in den Plinsdörfern
Audio: Antenne Brandenburg | 19.01.2022 | Aline Lepsch | Bild: rbb

Das Leben auf dem Land ist beschaulich. Wenig Verkehr, jeder kennt (fast) jeden, viel Ruhe. Wie schwierig lebt es sich aber in dieser Idylle in Lockdown- oder Quarantäne-Zeiten. Beispielsweise in Dörfern im Amt Altdöbern. Von Aline Lepsch

Zwietow, Ortsteil von Gosda im Amt Altdöbern (Oberspreewald-Lausitz), ist eines von drei sogenannten Plinsdörfern. Zu denen gehören in unmittelbarer Nachbarschaft noch Gosda und Weißag im Süden der Calauer Schweiz. Plinsdörfer heißen sie deshalb, weil diese Gegend für ihre aus Buchweizenmehl gebackenen Plinse bekannt sind. Insgesamt leben in den drei Orten etwa 200 Menschen.

In Zwietow hält nur einmal in der Woche Woche ein Bäckerwagen. Einen Bus gibt es nicht. Jeden Morgen radelt Alexander Schiller zu seinen Schwiegereltern. Die beiden sind 77 Jahre alt, sie hatte eine Nieren-OP, er hat es mit der Lunge, wie Schiller den Zustand der beiden beschreibt. Auto fahren können sie nicht mehr, sie sind auf die Hilfe der Familie angewiesen.

"Auf dem Lande leben ist schön, aber..."

Alexander Schiller und seine Frau kümmern sich gemeinsam. Die Schwiegermutter Sonja Czerwinski ist dankbar. "Auf dem Lande leben ist sehr schön. Aber man muss fahrbereit sein, oder man hat solche Enkelkinder und Kinder, die hier in der Nähe wohnen und mich versorgen, dann ist das ausreichend - dann wohne ich gern auf dem Dorf", sagt die 77-Jährige.

Auch die Pandemie lebe sich auf dem Lande etwas entspannter, sagt sie. Gäb es kein Radio, kein Fernsehen - sie würden von Corona kaum was mitbekommen. Allerdings passen Alexander Schiller und seine Frau auch extrem auf, dass sie selbst nicht krank werden oder das Virus einschleppen.

Alexander war schon einmal in Quarantäne. Müssten jetzt er und seine Frau wieder eine solche Auszeit nehmen und zu Hause bleiben, dann, so sagt er, wäre es schwierig. Aber die Ehefrau zeigt sich sicher: Es gäbe einige im Dorf, die dann auch helfen würden. Denn der Vorteil auf dem Land sei, dass man sich kenne und jeder jedem helfe. Das wäre in der Stadt wohl schwieriger, vermutet sie.

Dorfleben in Gosda (Oberspreewald-Lausitz)
Bild: rbb

"Wir haben nur noch einen Bäckerwagen"

Elfriede Pohle lebt in Gosda, seit vier Jahren ist sie allein. Sie sieht die Situation kritischer. Und meint damit die Versorgung im Dorf. "Wir haben nur noch den Bäckerwagen, der hier hält. Der Fleischer fährt durch, weil keine Kunde mehr da sind", resümiert Pohle nüchtern den Alltag.

Ihr Schwager, erzählt sie, fahre jeden Donnerstag in das zehn Kilometer entfernte Calau, zum Einkaufen. Sie sei dreimal geimpft, der Schwager auch, sagt sie. Sie mache sich eigentlich wenig Sorgen. Sollte der Schwager dennoch mal ausfallen, dann bliebe ihr nur, sich eine Taxe zu bestellen. Eine Busverbindung gibt es nicht.

In den ersten Jahren seien noch Busse gekommen, abr die älteren Leute seien weggestorben. Und die jungen haben Autos, sie fahren zum Einkauf dahin, wo die Geschäfte sind.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.01.2022, 15.10 Uhr

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