Interview | Festival "Wilde Möhre" in der Lausitz - "Unsere Besucherzahlen sind sogar besser als vor der Pandemie"

Fr 29.07.22 | 14:35 Uhr
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DJ legt bei der Wilden Möhre auf, im Vordergrund feiernde Besucher (Foto: Wilde Möhre GmbH)
Audio: Inforadio | 29.07.2022 | Bild: Wilde Möhre

Mitten im Wald findet seit 2014 das Festival "Wilde Möhre" statt. Ursprünglich ein einzelnes Wochenende mit Bands, DJs, Kleinkunst und Workshops - doch mit Corona musste das Konzept geändert werden. Jetzt soll es so bleiben, sagt der Veranstalter.

rbb|24: Herr Dettke, sie sind Veranstalter und Mitgründer des Festivals "Wilde Möhre". Am Freitag geht es in Drebkau (Speree-Neiße) wieder los, aber anders als andere Festivals läuft es nicht nur an einem Wochenende, sondern diesmal über gleich drei Wochenenden. Das ist ein Konzept, dass Sie wegen der Pandemie erarbeitet hatten. Warum haben Sie es beibehalten - jetzt, wo es keine Auflagen mehr gibt?

ZUR PERON

Alexander Dettke vor dem Gemäuer der Alten Ziegelei in Muckwar.
rbb/Jahn

Alexander Dettke ist Veranstalter und Mitgründer des Festivals "Wilde Möhre" in Südbrandenburg. Geboren wurde er 1988 in Halle (Sachsen-Anhalt), zwischenzeitlich wohnte er in Japan und Chicago - aktuell in Berlin.

In einer verfallenen Ziegelei in Muckwar (Oberspreewald-Lausitz) will der 34-Jährige außerdem ein Erholungsresort unter dem Namen "Wilde Zukunft" aufbauen.

Alexander Dettke: Das hat unseren Gästen sehr, sehr gut gefallen. Früher gab es die Tendenz, dass es bei Festivals immer größer wurde. Das hat dann aber zur Folge, dass man bei den Getränken oder den Toiletten lange in der Schlange steht. Mit dem aktuellen Konzept] ist es möglich, dass es total entspannt ist. Es ist familiär, es gibt keine Engpässe. Vor allem gab es uns die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen.

An diesem Wochenende findet zum Beispiel die "Klimperkiste" statt. Da gibt es mehr Bands. In anderen Editionen gibt es dann zum Beispiel mehr einen Schwerpunt auf Theater, Film, Diskussionsrunden oder sportliche Aktivitäten.

Bleiben wir mal bei Corona. Wir hören aus der Veranstaltungs-Branche, dass während der Pandemie massenweise Fachpersonal weggebrochen ist, Bühnenbauer, Techniker, beim Sicherheitsdienst und auch Bar-Personal. Wie groß ist das Problem für Sie?

Wir haben das Glück, dass wir das Team gehalten haben. Wir haben ja auch während der Pandemie veranstalten können, waren auch Modellprojekt und konnten so viel lernen. So wie wir aufgestellt sind, konnten wir auch eigene Toiletten bauen. Wir haben ja auch noch ein neues Gelände, die Ziegelei in Muckwar, was spannend wird. Dort haben wir Holz geschlagen und die Toiletten-Infrastruktur selbst gebaut und so relativ krisenfest geworden.

Kostümierte Besucher bei der Wilden Möhre (Foto: Weisflog/Wilde Möhre GmbH)
Bild: Wilde Möhre

Wie sieht es bei den Besucherzahlen aus? Merken Sie einen Rückgang, gibt es noch Tickets oder sind Sie ausgebucht?

Wir sind für das erste Wochenende komplett ausgebucht. Unsere Besucherzahlen sind sehr positiv, sogar besser als vor der Pandemie. Wir erwarten pro Tag circa 2.000 Gäste. Die Gäste haben also wieder Lust, wollen rauskommen. Sie haben natürlich auch viel Vertrauen in uns gewonnen, weil wir sehr gute Infektionsschutz-Konzepte hatten. Wer da jetzt noch Sorgen hat, wird die Maßnahmen auch weiterhin bei uns finden. Nur eine Maske muss man jetzt nicht mehr auf der Tanzfläche tragen, darüber sind wir sehr dankbar.

Bei der Wilde Möhre (Foto: Wilde Möhre GmbH)
Bild: Wilde Möhre

Was hebt Ihr Festival von anderen ab?

Wir sind anders als die klassischen Konzert-Festivals, bei denen man eine große Bühne hat. Stattdessen gibt es ganz viele kleine Bereiche. Es gibt unheimlich viel zu entdecken. Ich würde sogar behaupten, dass die meisten gar nicht alles finden, weil es teilweise so versteckt ist. Das lädt natürlich zu ganz besonderen Erlebnisse ein. Manchmal kann man einfach nur entspannen, woanders gibt es ein Theater, irgendwo anders gibt es einen Vortrag - und es gibt natürlich auch viel spannende Musik.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Da gibt es unzählige Erlebnisse, in die man sich begeben kann. Ich finde die Seelenschaukel besonders spannend. Da hat man eine längere Pause im Programm. Da gibt es total abgefahrene Workshops, das muss man sich am besten auf der Seite angucken [wildemoehrefestival.de] - von der Kakao-Zeremonie, Yoga-Geschichten bis hin zu tiefgreifender menschlicher Auseinandersetzung, bei der man sich Fragen über das Leben stellt. Das ist auf jeden Fall eine tolle Erfahrung, sowas mitgemacht zu haben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Leon Stebe. Der Text ist eine redigierte Fassung. Das Gespräch können Sie hören, wenn Sie oben auf den Abspielknopf im Bild klicken.

4 Kommentare

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  1. 4.

    Mitten im Wald stimmt nicht wirklich. Das Festivalgelände liegt an einer Landstraße bei Göritz, eingemeindet zu Drebkau. Ich bin im letzten Jahr zufällig dran vorbeigekommen und hab mir das angesehen. Es gibt verschiedene Gebäude, eins mag vielleicht mal eine Scheune gewesen sein. Mitten in der Pampa wär vielleicht zutreffender gewesen als mitten im Wald, denn der nächste etwas größere Ort in der Nähe ist Altdöbern. Obwohl es da ein Schloss gibt, auch sehr beschaulich.

  2. 3.

    Auf dem Gelände gibt es sogenannte Ökotoiletten, es muss also niemand die Büsche aufsuchen und beschmutzen.
    https://wildemoehrefestival.de/info/faq/

  3. 2.

    Das scheint eines der "guten" Festivals zu sein, wenn man dem Sponsering trauen darf: Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, NeuStartKultur, die GEMA, Kulturplan Lausitz.

  4. 1.

    Eine Veranstaltung mitten im Wald. Und wo bitte gehen die vielen Leute hin wenn diese mal müssen? Kein Wort darüber im Artikel. Aber fein abgestimmt das Interview. Toll gemacht Leon Stebe.

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