Höchste Anerkennung für Verdienste ums Gemeinwohl - Cottbuser Theaterchef Reinhard Drogla bekommt Bundesverdienstkreuz verliehen

Mi 11.01.23 | 11:17 Uhr
Reinhard Drogla auf den Publikumsplätzen im Theater (Foto: Clemens Schiesko)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.01.2023 | Anke Blumenthal | Bild: Piccolo Theater Cottbus

Es ist eins der profilierten Kinder- und Jugendtheater Deutschlands, nun bekommt der Chef des Piccolo-Theaters Cottbus, Reinhard Drogla, das Bundesverdienstkreuz. Für ihn war das Theater auch immer ein politischer Ort, um relevante Themen zu verarbeiten. Von Anke Blumenthal

Gerade hat der 73-Jährige sein allererstes Konzept aus der Kiste geholt, für ein Kinder- und Jugendtheater. Es ist 1989, alles im Aufbruch und der Cottbuser Liedermacher Reinhard Drogla schreibt sechs Seiten runter. "[Es ist] im Grunde alles drin. Im Grunde ist es eine grundsätzliche Haltung gegenüber Kindern und Jugendlichen - und die hat sich nicht verändert."

Diese grundsätzliche Haltung beinhaltet: Keine Manipulation und keine Selbstdarstellung auf der Bühne. "Man verbündet und verbindet sich mit dem, sobald es los geht. Bestimmte Dinge möchte ich auf der Bühne nicht. Man darf das Kinderpublikum nicht benutzen, um sich groß zu machen", sagt Drogla.

Portrait Reinhard Drogla im Jahr 1996 (Foto: dpa/Schutt)
Drogla im Jahr 1996 zum fünften Geburtstag des Theaters | Bild: dpa/Schutt

"Brauchen wir das überhaupt?"

Aber Theater groß machen, das will der damals Anfang 40-Jährige schon. 1991 gründet Drogla das "Piccolo". Als Theater im Land reihenweise geschlossen werden, macht er eins auf. Von Anfang an ist auch eine Theaterpädagogin dabei. Er treibt für sein siebenköpfiges Team 191.000 D-Mark auf und zieht in einen ehemaligen Jugendclub. 100 Vorstellungen pro Jahr sind geplant, Theaterstücke für Kinder und mit Jugendlichen. Und immer wieder muss Reinhard Drogla eine Frage beantworten: "Brauchen wir das überhaupt und wollen wir das überhaupt?" Diese Frage stellen die Stadt und das Land abwechselnd, denn Theater kostet Geld. "Dann war ich auch ein sehr renitenter Typ."

Ein Typ, der in die Stadtpolitik geht, für die SPD seit vielen Jahren in der Stadtverordnetenversammlung sitzt und sie inzwischen leitet. Zweimal zieht das "Piccolo" innerhalb der Stadt um. Die jetzige Heimat ist ein Neubau aus dem Jahr 2011, extra für das Theater entstanden. Ein Haus, das auch das Puppenspiel und Tanzpädagogik beherbergt. Mit viel Glas und Licht und Platz. "Das ist natürlich eine riesige Entwicklung", so der Schauspieler und Leiter des Puppenspiels, Werner Bauer. "Da sind viele, viele Städte in der gesamten Bundesrepublik ein bisschen neidisch. Das ist zum großen Teil auch sein Verdienst, sich an der richtigen Stelle durchgesetzt zu haben."

Und Reinhard Drogla hat immer das richtige Gespür für Themen. Auch wenn sie in der Gesellschaft noch nicht angekommen zu sein schienen. "Beim Thema Magersucht haben mir ganz viele Lehrerinnen und Lehrer in der Schule gesagt 'Das Problem haben wir nicht, was wollen sie denn da?' - und dann war das Ding immer voll, weil es doch da war", so Drogla. Für ihn war das "Piccolo" auch immer ein politischer Ort. Relevante Themen, ob Magersucht über Cybermobbing bis Fremdenfeindlichkeit, wurden künstlerisch verarbeitet.

Älteste Ironman-Starter

200 Kinder und Jugendliche spielen und proben zurzeit im "Piccolo" in 20 Spielgruppen. Das aktuelle Theaterteam besteht aus 16 Mitarbeitern, angeführt vom heute 73-jährigen Reinhard Drogla. Er lässt uns viele Freiräume, sagt Theaterpädagoge Matthias Heine - und er könne motivieren. Das habe er einmal beim gemeinsamen Joggen gemerkt, als sie plötzlich bei 20 Kilometern waren.

Drogla ist der derzeit älteste Teilnehmer beim legendären Ironman auf Hawaii, dem härtesten Triathlon der Welt. Insofern ist die Frage, wann er in Rente geht, schon beantwortet. "Solange, wie ich mindestens noch genauso schnell denken kann wie alle anderen hier im Haus - und genauso schnell rennen kann, wahrscheinlich länger als alle anderen."

Das Bundesverdienstkreuz in einer Schatulle auf einem Tisch liegend.(Quelle:dpa/B.Pedersen)Das Bundesverdienstkreuz

Höchste Anerkennung der Bundesrepublik

Nun wird Reinhard Drogla am Mittwoch mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, überreicht von Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt Cottbus. Es ist die höchste Anerkennung der Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl. Neben Drogla bekommt auch der Cottbus Jörg Rohde das Verdienstkreuz für sein langjähriges Engagement als Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Staatstheaters Cottbus überreicht.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.01.2023, 16:40 Uhr

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