Vermehrt Anfragen an Cottbuser Tierheim - "Die fragen uns, ob wir ihre privaten Tierarztkosten übernehmen können"

Mo 03.04.23 | 15:07 Uhr | Von Daniel Mastow
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Ein Kaninchen sitzt hinter einem Gitter im Tierheim. (Quelle: dpa/Federico Gambarini)
Audio: Antenne Brandenburg | 03.04.2023 | Daniel Mastow | Bild: dpa/Federico Gambarini

Gestiegene Futterkosten und hohe Tierarztrechungen bringen aktuell viele Menschen dazu, ihre Tiere abzugeben. Die Besitzer wenden sich dann an die Tierheime, beispielsweise in Cottbus. Doch auch dort ist die Lage angespannt. Von Daniel Mastow

Die Hunde bellen hinter ihren Gitterstäben, die Katzen liegen entspannt im Gras. Für das Tierheim in Cottbus scheint es ein normaler Montag zu sein.

So normal ist er dann allerdings doch nicht: Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat sich angekündigt und Geld mitgebracht. 8.000 Euro aus Lottomitteln hat das Tierheim am Vormittag erhalten - und die werden dringend gebraucht.

Den entspannten Eindruck, den die im Gras liegenden Katzen vermitteln, machen die Mitarbeiter des Tierheims nicht. Immer häufiger klingele das Telefon, berichtet Romana Dobianer. Immer häufiger müssten sich Tierhalter von ihren Schützlingen trennen, weil sie die gestiegenen Kosten nicht mehr stemmen könnten. "Die fragen uns, ob wir ihre privaten Tierarztkosten übernehmen können", sagt Dobianer. "Das geht natürlich nicht, ansonsten würde es uns irgendwann gar nicht mehr geben".

Auch Menschen, deren Tiere etwa Spezialfutter benötigten, würden anrufen und um Hilfe bitten, so Dobianer. Auch deshalb würden aktuell Tiere abgegeben.

Lottomittelübergabe durch Ministerpräsident Woidke an das Tierheim Cottbus (Bild: rbb/Mastow)
Lottomittelübergabe durch Ministerpräsident Woidke an das Tierheim Cottbus | Bild: rbb/Mastow

Tiere vermehrt über den Zaun geworfen

Die Kapazitäten des Tierheims sind allerdings fast ausgeschöpft. Geht es so weiter, können bald keine Tiere mehr aufgenommen werden, sagt Romana Dobianer. "Dass Tiere über den Zaun geschmissen wurden oder einfach davor abgestellt wurden, hatten wir jetzt wieder vermehrt", sagt sie.

Zusätzlich kommen derzeit weniger Spenden beim Tierheim an - eine weitere Folge der gestiegenen Kosten. Auch Personalprobleme hat das Heim. Elf Mitarbeiter sind hier beschäftigt, mehr könne es aus finanziellen Gründen nicht geben, sagt Dobianer. "Es kommen immer mehr verhaltensausffällige Hunde zu uns, die ein intensives Training benötigen und es funktioniert nicht."

Die Ursache für die verhaltensauffälligen Hunde sieht Dubiana darin, dass sich viele Hundehalter ihre Tiere unüberlegt über das Internet, beispielsweise über Ebay Kleinanzeigen anschaffen, wie sie sagt. "Große Rassen, die in kleinen Wohnungen gehalten werden - die werden dann abgegeben, weil die Hunde anfangen, die Kinder anzuknurren oder zu schnappen, zu beißen", sagt sie. Außerdem würden sich die Käufer häufig nicht über die Rassen informieren.

Anbau abgesagt

Einen geplanten Anbau musste das Tierheim wegen der aktuellen Finanzprobleme vorerst auf Eis legen. Geplant war eine Kranken- und Quarantänestation. "Das mussten wir sehr weit nach hinten schieben aufgrund der Energiekosten und der Futterkosten. Wir wollen auf jeden Fall unser Personal halten", so Dobianer.

Die 8.000 Euro Lottomittel sind zwar ein Tropfen auf dem heißen Stein - helfen aber dennoch. Das Tierheim will sich davon eine neue Spezial-Waschmaschine anschaffen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 03.04.2023, 16:12 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Es muss nicht ein Hund einerZucht sein, die dem VDH angehört und stolze Welpenpreise verlangt. Unsere Tierheime platzen aus allen Nähten, und man findet dort sicher ein neues Familienmitglied. Dazu kommt noch, dass ein Tierheim seine Schützlinge nicht nach der Methode "Hauptsache weg und Geld her" abgibt, sondern den potentiellen neuen Besitzer schon gründlich überprüft.

  2. 12.

    Vollkommen RICHTIG!
    Diese Stammtischpolitiker mit ihrem Bild-Zeitungs-Niveau müssen überall ins Licht drängen und Stimmung machen - und dafür ist ihnen sogar die Not der Tierheime Recht.

  3. 11.

    Es ist natürlich einfach an Tiertafeln zu verweisen als das Problem zu lösen.

    Fakt ist es nun mal, dass sinnlos Geld zur Unterstützung der Ukraine bzw für Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen ausgegeben wird

    Aber die Gutmenschen interessieren sich nicht für die Realität.

    Fakt ist auch, dass der Regelsatz 720 Eur zzgl Strom und Miete betragen muss, wie schon viele Experten berechneten.

  4. 9.

    Lass mal den unnützen AfD-Unsinn. Es gibt Tiertafeln, die für Bedürftige da sind und auch Tierärzte, die Tiere von Bedürftigen helfen, das sollte auch kommuniziert werden. Was die Ukrainehilfe damit zu tun hat, können Sie wohl nur am Stammtisch oder hier in der Anonymität rausposunen - sparen Sie sich Ihre hilflosen Versuche, irgendwem die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben. Helfen Sie, sei es Bedürftigen mit ihren Tieren, bedürftigen Kindern oder Geflüchteten, anstatt zu blubbern....

  5. 8.

    Mit einem richtig berechneten Regelsatz beim Bürgergeld hatten die betroffenen Personen auch mehr Geld zur Verfügung.

    Aber für arme Menschen, Rentner oder gar Behinderte ist in diesem Land ja kein Geld da

    Das wird unnütz für Ukrainer oder Hilfe bei Naturkatastrophen ausgegeben

  6. 7.

    Ich habe größten Respekt für jeden Menschen, der sich, egal was es kostet, Tieren beisteht. Ich verachte aber die, die ihre Tiere, die sich ihrem Menschen mit allem hingeben was sie haben, verraten. Ich finde es toll was Sie tun, das zeigt Herz.
    Sicherlich kann jeder tierhaltende Mensch auch in Krisen geraten, es gibt aber immer Hilfe, wenn man darum sucht ubd es annimmt.
    Ich persönlich werde immer Grauschnauzen aufnehmen. Sie sind so dankbar und tolle Charakter, auch wenns mal hakt, aber Ecken und Kanten gehören dazu. Ist der Hund erstmal da, bleibt er bis zur Erlösung oder dem natürlichen Tod. Und er wird immer zuhause die letzte große Reise antreten dürfen.

  7. 6.

    Leider sind nicht alle Menschen so wie sie. Ja man sollte sich vorher überlegen was ein Tier kostet. Ich habe erst letztens 220 € für Kastration ausgegeben. Aber mir ist das wichtig das es meinen Katzen gut geht. Und ich versorge nicht nur meine Katzen zu Hause, sondern auch die im Pflegeheim wo ich arbeite. Die musste auch erst zum Tierarzt und das hat dann mal schnell 100 € gekostet.

  8. 5.

    Aufklären ja, Vorwürfe machen nein, helfen ja! Wer helfen kann, soll sich beteiligen. Jeder kleine Betrag hilft. Tierhalter in Not unterstützen: fragt die in München, wie die das fertigbringen. Nachahmung dringendst empfohlen!

  9. 4.

    Es ist sehr traurig wenn Menschen ihr Tier abgeben müssen, nur weil das Geld nicht mehr reicht. Ich könnte meine kleine Hündin niemals abgeben, lieber würde ich hungern und auf alles verzichten. Die Tierheime machen einen sehr guten Job und bemühen allen Tieren gerecht zu werden, wobei es eben auch an Geld fehlt. Leider hilft die Politik den Betroffenen nicht.

  10. 3.

    Das sehe ich genauso. So ein Tier gehört zur Familie und kann doch nicht einfach so entsorgt werden. Ich würde auch lieber selbst hungern, bevor ich meine Tiere abgeben würde. Da sollte man vorher dran denken.

  11. 2.

    Es wird immer wieder auf allen möglichen Kanälen vor Käufen auf Ebay gewarnt. Die Tiere die dort verkauft werden kommen aus Qualzuchten.
    Sicher lockt der günstige Preis für die WARE, aber wer sich kein Tier aus einer vom VDH zugelassen Zucht leisten kann oder will, sollte darauf verzichten.
    Ein Tier ist keine Barbi, die nach Benutzung im Müll landet!

  12. 1.

    In guten, wie in schlechten Zeiten. Wer das nicht kann, sollte es sich vorher überlegen, ein Haustier in Obhut zu nehmen. Unsere beiden Hunde werden immer bei uns bleiben. Lieber hungere ich, als die beiden wegen Kosten leiden zu lassen. Unseren Hund, der am 6.1.23 erlöst werden musste, habe ich gepflegt bis zum letzten Atemzug. Sein Leiden hat in der Behandlung einiges gekostet. 7ch wusste, was auf uns zukommen konnte ubd doch waren wir uns dessen bewusst, als wir ihn aufnahmen und haben es nie bereut. Bis heute nicht.
    Run free Pepe :-(...

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