Näh-Boom durch Corona - "Jeder holt seine alte DDR-Maschine raus"

Di 12.05.20 | 17:23 Uhr | Von Jasmin Schomber
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Marion Gaede und Eva Maria Scheffler beim Maskennähen in Cottbus (Foto: rbb/Schomber)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.05.2020 | Jasmin Schomber | Bild: rbb/Schomber

Viel Zeit zu Hause, großer Bedarf an Mundschutzmasken - in der Corona-Krise boomt das Nähen. Auch beim Cottbuser Nähmaschinenservice macht sich der Trend bemerkbar: Neue Maschinen gehen weg wie warme Semmeln und viele alte kommen in die Reparatur. Von Jasmin Schomber

Im Hinterzimmer rattert es, im Verkaufsbereich vorne klingelt das Telefon. Kay Duschka vom Nähmaschinenservice Cottbus hat richtig viel zu tun. Nähen liegt im Trend, sagt er. "Das spürt man ganz deutlich." Schon vor Corona habe er mehr Nähmaschinen verkauft und repariert, aber "mit der Corona-Krise und durch das Maskennähen ist ein regelrechter Boom auf Nähmaschinen eingetreten".

"Jeder versucht es"

Seit März haben sich laut Kay Duschka die Anfragen für die Geräte verdoppelt. Aber auch die Werkstatt habe spürbar mehr Arbeit, die Zahl der Reparaturaufträge habe sich etwa verdoppelt. Viele Kunden würden nun im Keller ihre alte Nähmaschine hervorkramen, sagt Duschka. Dann müsse der Feinwerkmechaniker-Meister ran. "Da sind die ganzen Lager meistens schon eingerostet." Es gebe aber auch ganz einfache Reparaturen, "wo die Kundin die Maschine falsch bedient hat, die Nadel falsch reingemacht hat oder nicht richtig eigefädelt hat und so weiter."

Auch Katrin Bott, am Dienstag die erste Kundin im Laden, kann den Trend bestätigen. Sie selbst näht selber öfter, heute braucht sie Gummibänder für Masken. "Also ich weiß von Freundinnen, dass jeder es versucht", sagt Bott. "Jeder holt seine alte DDR-Maschine raus und versucht noch zu nähen. Aber die haben dann meist den Geist aufgegeben."

Markt für günstige Geräte leer gefegt

Diese Maschinen landen dann bei Kay Duschka im Laden. Noch gebe es Ersatzteile, sagt er. Lieferengpässe seien aber bei neuen Maschinen doch spürbar. Diese würden überwiegend in Asien produziert, erklärt er. Doch durch die Corona-Pandemie seien dort Fabriken vorrübergehend geschlossen worden, während in Deutschland gleichzeitig die Nachfrage nach Nähmaschinen gestiegen ist. Und so kommt es, dass auch Kay Duschka im Moment keine Maschinen im unteren Preissegment verkaufen kann. Der Markt für Geräte bis 300 Euro ist leergefegt.

Trotz der gestiegenen Verkaufs- und Reparaturzahlen: Als kompletten Gewinner der Corona-Pandemie sieht sich Duschka nicht. In den ersten zwei Wochen nach Beginn der Einschränkungen für Geschäfte hatte auch er Sorgen, denn es waren nur Reparaturen erlaubt, kein Verkauf. Einige Kunden hätten außerdem gedacht, dass der Laden komplett geschlossen sei.

Jetzt kann er, zusätzlich zu Verkauf und Reparatur, mit seinem Team noch Mund-Nase-Masken nähen und dazu kleine Aufträge übernehmen - und ist froh, dass es wieder so gut läuft.

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1 Kommentar

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  1. 1.

    Ja, ja, die Nähmaschinenindustrie wird Deutschland aus dem Corona-Sumpf ziehen.

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