Braunkohleausschuss in Cottbus - Meerwasser für die Spree?

Do 10.11.22 | 15:46 Uhr
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Flutungen am künftigen Cottbusser Ostsee (Bild: imago images/Rainer Weisflog)
Bild: imago images/Rainer Weisflog

Die Spree wird aktuell zu weiten Teilen aus Grubenwasser der Lausitzer Tagebaue gespeist. Mit dem Ende der Braunkohle ist damit Schluss. Beim Braunkohleausschuss am Donnerstag wurde deshalb auch über ungewöhnliche Alternativen gesprochen - etwa Ostsee-Wasser.

Ein großer Teil des Wassers, das durch die Spree aus der Lausitz in Richtung Berlin fließt, stammt aus den Lausitzer Braunkohle-Tagebauen. Damit die Gruben nicht volllaufen, wird Grundwasser abgepumpt. Dieses Grubenwasser machte noch im August laut Brandenburger Umweltministerium etwa 40 Prozent des Spreewassers aus. Besonders in Trockenphasen ist das Grubenwasser essentiell. Im Dürrejahr 2019 lag der Anteil laut Tagebaubetreiber Leag sogar zwischen 60 und 80 Prozent.

Mit dem Beschluss für einen Kohleausstieg kommt die Frage auf, woher das Spreewasser kommen soll, wenn spätestens 2038 Schluss ist mit der Lausitzer Braunkohle - und damit auch mit dem Einpumpen des Grubenwassers. Am Donnerstag befasste sich in Cottbus der Braunkohleausschuss des Brandenburger Landtags mit der Frage.

Braunkohleausschuss in Cottbus (Bild: rbb/Erler)
Braunkohleausschuss in Cottbus | Bild: rbb/Erler

Wasser aus Elbe, Oder, Neiße - oder aus der Ostsee?

Das Bundesumweltamt hatte eine Studie zu dem Thema in Auftrag gegeben, am Donnerstag wurden die Zwischenergebnisse im Ausschuss vorgestellt. Jörg Frauenstein vom Bundesumweltamt sagte dem rbb, es gebe aktuell ein Defizit beim Wasserhaushalt in der Region. Gelinge es nicht, zusätzliches Wasser in die Region zu holen, würde man "Wasserkonkurrenzen sehen, die ein Potential zu Konflikten haben können", so Frauenstein. Das fehlende Wasser könne beispielweise aus der Oder, der Neiße oder der Elbe in die Spree geleitet werden. "Wasserüberleitungen spielen eine wichtige Rolle", so Frauenstein. Allerdings würden auch diese Flüsse unter der Trockenheit leiden.

"Ein Vorschlag geht sogar in die Richtung, technisch darüber nachzudenken, ob mit der Möglichkeit einer Meerwasserentsalzung vielleicht sogar Ostseewasser herbeigebracht werden könnte", erklärt der Abteilungsleiter. Dieser Vorschlag bedürfe aber einer weiteren Untersuchung.

Seen als Speicherbecken

Ein weiterer Ansatz neben der Überleitung von Wasser ist, die Seen in der Region als Wasserspeicher zu nutzen. Neben den Talsperren in Brandenburg und Sachsen könnten das wiederum die Tagebau-Seen sein. So wird beispielsweise der Senftenberger See bereits als "Speicherbecken Niemtsch" geführt. Perspektivisch müsse aber auch über den künftigen Cottbuser Ostsee oder den sächsischen Bärwalder See als Speicherbecken nachgedacht werden, schreiben die Autoren der Studie. Ein Problem daran: So musste beispielsweise die Flutung des Ostsees bereits mehrfach wegen der Dürresommer unterbrochen werden. Auch, wenn das Volumen der Seen reichen würde, um die Spree zu stützen, muss das Wasser zunächst in die Seen gelangen.

Die endgültigen Ergebnisse der Studie sollen zum Jahresende vorgelegt werden. Spätestens dann dürften sich aber Bedenkenträger zu Wort melden: Sollte beispielsweise Wasser aus der Elbe an die Spree abgegeben werden, befürchtet der Hamburger Hafen bereits, selbst zu wenig Wasser abzubekommen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.11.2022, 14:40 Uhr

17 Kommentare

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  1. 17.

    Realistischer als der andere Schiet, der irgendwo angedacht ist. Eine Ewigkeit leitet man regenerirte Abwässer und zeitweiligen Überfluss letztlich ins Meer. Welch Blödsinn,

  2. 16.

    Naja längerer Weg bedeutet schonmal mehr Verdunstung, wichtiger is aber, dass ein Fluss je nach Geologie mit dem Grundwasser in Verbindung steht und diese hydrologischen Gegebenheiten sind bei euch ganz anders.

    Hier an der Elbe ist sehr lehmhaltiger Boden, da versickert kaum etwas, bei euch im Brandenburgischen Wüstensand ist das schöne Elbwasser ja sofort versickert ;)

  3. 15.

    Mehrwasser(Meerwasser)ist immer gut für einen Wüstenstaat, wie Brandenburg. Aber, wer will das bezahlen, solange noch der geringste Niederschlag in Brandenburg fällt. Wie jetzt beim Gas- erst abwarten und irgendwann handeln.

  4. 14.

    ,,Überleiten von Wasser,, Für mich sieht das eher, wie das Stehlen von Wasser aus, ohne etwas zu verändern zu brauchen und ohne groß, investieren zu müssen. Nach dem Motto: Irgendwo ist ein schwacher Nachbar und dem, leiten Wir das Wasser weg in unsere Region.

  5. 13.

    Genau, Berlin abreißen und an der Ostsee neu aufbauen, ist in der Bundesrepublik wahrscheinlich einfacher, statt eine funktionierende Wasserversorgung über Pipelines oder über Kanäle oder sonstwie - Im antiken Rom, wurde Trinkwasser über zig Kilometer heran transportiert, im 21. Jahrhundert ist nur noch Jammern und nur nichts investieren, angesagt - Also jedenfalls Berlin abreißen und an der Ostsee neu aufbauen, ist die beste Alternative, Viele Grüße.

  6. 12.

    Ihr hochgelobtes Rheinland hat eine ganz andere geologische Struktur als die Lausitz. Im übrigen werden sowohl in der Lausitz als auch in der Leipziger Tieflandsebene Tagebauflächen rekultiviert. Geflutet werden nur die Restlöcher, welche des Volumen der entnommenen Kohle haben. Das wissen Sie vermutlich, aber ständig gegen Brandenburg hetzen ist offenbar Ihr Beruf.

  7. 11.

    Das ist ja sowas von inkonsequent. Wenn man zurück zur Natur will muß man eben damit leben, das die Spree zeitweise trocken fällt. Mit allen Konsequenzen. Entsalztes Ostseewasser in die Spree zu leiten dürfte ein erheblicher Eingriff in die natürlichen Wasserkreisläufe sein. Dann kann man auch die Oder und die Elbe mittels Stauwerke regulieren. Was zur Folge hätte, das diese Flüsse wesentlich besser schiffbar wären und somit auch noch einen direkten wirtschaftlichen Nutzen bringen.

  8. 10.

    Oderwasser kommt wahrscheinlich auch nicht mehr in Frage. Man muss sich entscheiden, was ist wichtiger,Baden oder Trinken !

  9. 9.

    Wenn man wollte könnte man sicher eine Pipeline in die Schmelzende Arktis legen, und von dort das Sußwasser abpumpen, um damit den Aralsee, etc zu befüllen -> Gaspipeline, Ölpipelines, etc nur beim Wasser macht man das nicht…

    Die Menschheit braucht nicht alle 2 Jahre neuen Schnickschnack, sondern Massenhaft (schön einfachaufgebaute, leicht reparierbare/Modulare) Normale + schwimmende Entsalzungsanlagen, die sich ia Auf und Ab der Wellen + Solar + Wind selbst versorgen, und das Süßwasser dahin Pumpen wo wir es brauchen! - Ganze Wüsten würden wir Fruchtbar bekommen, wenn das der Wille der Mehrheit wäre, -> es muß ja (für Flüsse und Felder) keine Trinkwasserqualität haben, sondern nur fürs jeweilige Ökosystem ok sein-> Entsalzung sollte reichen, so kleinstlebewesen im Meerwasser, sollten im Süßwasser eh nicht klar kommen, und das Plastik ist eh schon überall…

  10. 8.

    Man kann ja auch Berlin abreißen und neu an der Ostsee aufbauen, dann ist der Weg nicht mehr so weit um Wasser in die Stadt zu leiten.

  11. 7.

    Sind meine Fragen nicht als rhetorische Fragen erkennbar?
    Für die Kenntnisse reicht doch der Heimatkundeunterricht aus.
    Quasi ganz Ostdeutschland liegt im Einzugsgebiet der Elbe. Bis auf die Werra, die relativ kleinen deutschen Oder-Neiße Einzugsgebiete sowie ein paar mecklenburgische Flüsse fließt jeder andere ostdeutsche Wassertropfen irgendwann in der Elbe zur Nordsee.
    Daher ist das in Hamburg völlig Banane ob man der Elbe z.B. in Pirna Wasser entnimmt und zur Spree nach Bautzen überleitet.

  12. 6.

    Die Spree ist ein Nebenfluss der Havel und die Havel wiederum ist der längste rechtsseitige Nebenfluss der Elbe -- Spree, Havel, Elbe und andere Brandenburger/Berliner Flüsse sind also untereinander verbunden. -- Kann man bei Wikipedia googeln, Viele Grüße.

  13. 5.

    Die einzelnen Landkreise/Regionen in Brandenburg bräuchten auch mehr Speicherbecken/Seen/Gruben/Löcher zur Wasseraufnahme und Speicherung. Alles nur vom Tagebau abhängig zu machen und darüber hinaus die anderen Landkreise zu vergessen, ist eine sehr schwache Landespolitik. Ich persönlich, fange mein Regenwasser auf und komme damit durch jeden trockenen Sommer. Auffangen und Halten von Wasser in der Landschaft- statt ableiten in Kanäle, Flüsse und ins Meer.

  14. 4.

    Hier soll doch nur Wasserdiebstahl aus anderen Regionen, politisch abgesegnet werden. Die anderen Brandenburger Regionen sollten endlich wachsam werden, damit Ihnen nicht das Wasser abgegraben wird und irgendwelche Überleitungen geschaffen werden. Als wenn das Projekte-unfähige Brandenburg oder ,,Klima/Behörden-Deutschland,, dazu fähig wären, Ostsee Wasser zu entsalzen und herzuleiten. Die Energiekrise/Corona/Krieg/Verkehrswende werden nicht bewältigt- aber Ostseepiplines für Wasser werden gebaut und aktiviert und anschließend nicht wieder von irgendwelchen Aktivisten beklebt oder zerstört-Hier soll doch nur Wasser, billig, aus anderen Regionen übergeleitet werden- ohne große Investitionen !!!

  15. 3.

    Man sollte einfach mehr Geduld haben.

    Katja und Helene (Tagebau-Restlöcher hier in der Nähe) sind ganz einfach über die Jahre vollgelaufen - dauert „natürlich".

    Heute soll alles sofort und nach Plan… beim Waldumbau ist das ähnlich: Mancher hätte nächstes Jahr gern eine hundertjährigen Eichwald vor der Tür.

  16. 2.

    Man singt also immer ich das Lied der Braunkohlelobby. Nicht fluten, sondern Rekultivierung wie im Rheinland vorgeschrieben schont das Grundwasser, Wasserstände der Flüsse und die Quellgebiete. Wie wäre es sich einmal im rheinischen Braunkohlerevier vor Ort zu erkundigen anstatt solch spinnerter Ideen!

  17. 1.

    "Sollte beispielsweise Wasser aus der Elbe an die Spree abgegeben werden, befürchtet der Hamburger Hafen bereits, selbst zu wenig Wasser abzubekommen."
    So so die kleine Spree in Sachsen aus der Elbe anreichern, gefährdet also den Hafen in Hamburg.
    Moment mal.
    Ist die Spree noch ein Nebenfluss der Elbe? Fließt die Spree über die Havel neuerdings erst in Brunsbüttel oder gar nicht mehr in die Elbe? Ist der Hafen HH nicht mehr quasi direkt an die Nordsee angebunden? Droht nicht eher der Anstieg des Meeresspiegels?
    Die Entkopplung zwischen Elbe und Nordsee findet am Elbwehr in Geesthacht statt. Somit spielt die Wasserführung der Elbe doch eher eine untergeordnete Rolle für HH und schon gar nicht ein paar Kubikmeter über den Umweg durch die Lausitz und Berlin.

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