Spatenstich für Instandhaltungswerk - Woidke: Cottbus soll ICE-Anbindung bekommen

Di 10.05.22 | 12:58 Uhr
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Dietmar Woidke (l-r, SPD), Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Richard Lutz, DB-Vorstandsvorsitzender, Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler und Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin Digitalisierung und Technik, stehen zum symbolischen Spatenstich für ein neues Bahnwerk zwischen roten Luftballons mit dem Deutsche Bahn (DB) Logo. Die Deutsche Bahn hat mit dem Bau des neuen Bahnwerks in Cottbus begonnen. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: Brandenburg Aktuell | 10.05.2022 | 19:30 Uhr | Bild: dpa/Patrick Pleul

Baustart für eines der wichtigsten Leuchtturm-Projekte in der Lausitz: Zum Spatenstich des neuen Instandhaltungswerks in Cottbus hatte sich viel Prominenz angekündigt, darunter Bundeskanzler Scholz. In zwei Jahren sollen die ersten Züge gewartet werden.

Der Cottbuser Bahnhof soll künftig auch von ICEs angesteuert werden. Das sagte der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstag am Rande des Baustarts des neuen ICE-Instandhaltungswerks in Cottbus dem rbb.

"Wir machen da als Land Brandenburg richtig Druck", so Woidke. Im Moment werde darüber nachgedacht, ob eine Art Taskforce eingerichtet werde, um das Ziel schneller zu erreichen. "2024 werden hier die ersten ICE-Züge gewartet und unser Ziel sollte es sein, möglichst zeitnah auch die ICE-Züge in Cottbus losfahren und enden zu lassen", so der Ministerpräsident.

Auf dem Baufeld machten 500 rote Luftballons den Grundriss der neuen Werkhalle sichtbar (Foto: Deutsche Bahn AG/Lang)
Bild: MediaPortal der Deutschen Bahn

Für das neue ICE-Instandhaltungswerk wurde am Dienstag symbolisch der erste Spatenstich gesetzt. Der Bau ist eines der ersten und wichtigsten Vorhaben, um den Strukturwandel in der Lausitzer Kohleregion voranzubringen.

Beim Spatenstich mit dabei waren neben Dietmar Woidke unter anderem auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Bahn-Vorstandschef Richard Lutz und der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer. Mit diesem Projekt werde der Strukturwandel in der Lausitz abgefedert, versprach Scholz. "Der Strukturwandel wird hier gelingen und das ist ein gutes Zeichen dafür, dass das wirklich harte Fakten sind und nicht nur schöne Versprechen", sagte er dem rbb.

Viele Reporterinnen und Reporter sind beim ersten Spatenstich für das neue Bahnwerk in Cottbus dabei (Foto: rbb/Mastow)
Großes MedieninteresseBild: rbb/Mastow

1.200 Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen

Mit dem Projekt will der Bund in der Lausitz auch einen Teil des Verlusts tausender Industriearbeitsplätze nach dem Ende der Braunkohleverstromung kompensieren. Die Baukosten für das neue Bahnwerk liegen bei rund einer Milliarde Euro. Finanziert wird es von der Bahn, dem Land Brandenburg und dem Bund.

Das neue Werk entsteht zwischen Hauptbahnhof Cottbus und dem bereits bestehenden alten Bahnwerk. Seit Wochen gleicht das Gelände einer Mondlandschaft. Dutzende Baumaschinen sind bereits im Einsatz. Alte Gebäude wurden abgerissen, befestigte Böden aufgebrochen und Tiere umgesiedelt. Sie sind in Habitate an den entstehenden Cottbuser Ostsee gebracht worden.

Bis 2024 soll auf dem Gelände eine erste Werkhalle mit zwei Gleisen entstehen, zwei Jahre später eine zweite mit vier Gleisen. Richard Lutz, der Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bahn, sprach am Dienstag von einem "Rekordtempo." Die Deutsche Bahn will in Cottbus bis 2024 mehr als 500 neue Mitarbeiter beschäftigen. Insgesamt sollen in dem Werk einmal 1.200 neue Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen. Nach Bahn-Angaben wird die Anlage das modernste Instandhaltungswerk für ihre ICE-4-Flotte, die jüngste Baureihe der Hochgeschwindigkeitszüge. Die Flotte umfasst derzeit rund 100 Züge.

Bahnwerk Instandhaltungswerk Cottbus (Foto: DB AG)
Bild: DB AG

Eins der größten Strukturwandelprojekte

Das Bahnwerk ist bisher eines der größten Strukturwandelprojekte in der Lausitz, neben dem geplanten Aufbau einer Universitätsmedizin in Cottbus. Diese würde eine erstmalige staatliche Medizinerausbildung in Brandenburg bedeuten. Der Chef des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums (CTK), Götz Brodermann, rechnet mit bis zu 1.600 Arbeitsplätzen, die eine Universitätsmedizin in der Lausitz generieren könnte. Angedockt wäre die Medizin am CTK und der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU).

Rund 15.000 Kohlejobs in der Lausitz

Die Bundesregierung von SPD, Grünen und FDP will laut Koalitionsvertrag den bisher bis 2038 vorgesehenen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung "idealerweise" auf 2030 vorziehen. Durch den Krieg in der Ukraine wird über das Ausstiegsdatum wieder verstärkt diskutiert.

Der Bund hat versprochen, den Ausstieg aus Abbau und der Verstromung von Kohle mit insgesamt 40 Milliarden Euro abzufedern. Der größte Teil ist für eigene Investitionen des Bundes in den Kohleregionen vorgesehen, etwa in Bahnstrecken oder Straßen. 14 Milliarden Euro sollen als Finanzhilfen an die vier Kohleländer fließen.

An der Lausitzer Kohle hängen laut dem Energiekonzern Leag rund 7.500 direkte Jobs. Hinzu kommen in etwa noch einmal so viele bei Zulieferern und Dienstleistern.

Mit Informationen von Daniel Mastow.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 10.05.2022, 19:30 Uhr

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Also von Cottbus bis KW fährt der RE 2 Tempo 160. einfach mal mitfahren und dann kluge Kommentare abgeben.

  2. 18.

    " Lehnt doch alles ab und lasst euch von eurer heiß geliebten blau braunen Truppe in die Zukunft führen! "

    Was für ein unsachlicher Kommentar !!

  3. 17.

    Gute Nachrichten sind immer schön : )

  4. 16.

    Ne, bei den einspurigen, maroden Strecken kommt ganz bestimmt kein ICE. Man ist schon froh, wenn der RB fährt.

  5. 15.

    Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihren Wissensstand falsch eingeschätzt habe. Die Doppelstrecke kommt definitiv und auch die Unwegsamkeiten sind geklärt; es wird zweigleisig!

    Ich sehe Cottbus als gute Möglichkeit für ein Drehkreuz, denn sowohl der Bahnhof wie auch die Anlagen im Umfeld gäben dies her und es ist Potenzial für Ausbau da, anders als z. B. in Dresden. Es gibt bereits Wartungs- und Instandsetzungsanlagen, ausreichend Gleise, usw.! Wäre m. E. schade, das nicht zu nutzen und Leerfahrten sind vermeidbar und falls nicht, ist es von Schönefeld kaum weiter nach Cottbus, als nach Spandau, aber weit weniger Bahnverkehr und weniger Anwohner an der Strecke.
    "Nur 160 km/h" - ja, mehr geht nicht. Lohnt auf dem kurzen Stück aber auch kaum, oder? Ökologisch ist diese Geschwindkeit eh nicht, oder?

  6. 14.

    Sie wären überrascht wie viel Wald für den angedachten Neu- und Ausbau von Bahnstrecken gerodet werden müsste. Auch hier haben Sie wieder Ihr übliches Schockstarre-Problem und kennen deshalb die Absichten vom Bund für den Ausbau des Schienennetzes nicht. Dem gegenüber ist Woidkes Äußerung aber eher eine aus der Kategorie "Wünsch Dir was".

  7. 13.

    Meine polnischen Pflegerinnen erzählen mir nach jedem Heimaturlaub von neuen Strassen und Bahnen. Nur von Berlin nach Schlesien ist es zappenduster. Ich glaube es nicht, dass das an Polen liegt. Das scheint einer der wenigen EU -Staaten zu sein, der seine Zuschüsse anlegt. Hier ltegt wohl totales Desinteresse von deutscher Seite vor. Ich,.
    Ich fürchte, die Çottbuser machen sich da falsche Hoffnungen. Aber vielleicht ist ja Polen doch noch nicht verloren.

  8. 12.

    @ rbb24: Sehr schön ist es, dass Sie erwähnen. dass neben Hrn. Woidtke auch Bundeskanzler Scholz anwesend war. Das wird ihn freuen.

  9. 11.

    Es ist zum kotzen... da bewegt sich endlich was in der alten Heimat und schon wird wieder nur genörgelt und gemeckert. Lehnt doch alles ab und lasst euch von eurer heiß geliebten blau braunen Truppe in die Zukunft führen!

  10. 10.

    @Thorsten

    Die Pläne kenn ich sehrwohl, und die Hälfte davon steht zwei Jahre später schon auf mehr als wackeligen Beinen. Zum Teil sind das da drin auch Projekte, die bis zum Jahr 2040 oder 2050 brauchen werden. Dass Görlitz am Ende den ICE sieht .. zur Taufe eventuell Mal wieder, täglich alle zwei Stunden oder so - eher nicht.

    Seit 20 Jahren streiten sie um das zweite Gleis zwischen Cottbus und Lau. Saubere 29 Kilometer. Jetzt wollen sie 2024 evtl einen Plan haben, mit viel Glück ist es also 2028 fertig. Aber die Hoffnung gibs auch schon Jahrzehnte. Natürlich auch alles maximal 160kmh, soviel fahren ja auch REs dann überall.

    Das mal so als Zeitvorstellung für den Rest in den Plänen. Und vieles wird einfach so nicht kommen. Und vor allem eben nicht schnell.

  11. 9.

    Aber bitte nur zu Wartungszwecken, nicht auch noch als Haltebahnhof, dann wird die Bahn wieder unnötig ausgebremst auf der Strecke in den Süden und das will ja niemand. Berlin-Dresden bzw. Berlin-Leipzig reichen hier vollkommen aus!

  12. 8.

    Jain, denn die Pläne sehen eine Strecke für ICE durch die Lausitz vor; wobei gern übersehen wird, dass es sich dabei um ein sehr waghalsiges/schwieriges Projekt handelt, da die Bedingungen im Moor bedingt für Schnellreiseverkehr geeignet sind.
    @Leser: Statt motzen, lieber mit dem Thema befassen, dann versteht man evtl. auch die Hintergründe für das Werk dort und die Projekte der Zukunft, z. B. für die neue ICE-Strecke, die nun wirklich keine neue Nachricht mehr darstellt.

    https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2020/04/milliarden-euro-verkehrsprojekt-kohlelaenderrevier-ice-strecke-berlin-cottbus-goerlitz.html

  13. 7.

    Der Blick auf den OSM-Plan und auf die Projekttafel der Bahn zeigt: da ist weit und breit kein Wald zu sehen. Hier befand sich vor der Wende u.a. ein Container-Terminal der Bahn.

  14. 6.

    "unser Ziel sollte es sein, möglichst zeitnah auch die ICE-Züge in Cottbus losfahren und enden zu lassen"
    Das ist das Problem und es wird noch auf Jahre nicht passieren. Eingleisig nach Norden, in Richtung Leipzig uralt und alles nur für max 120 kmh ausgebaut - da braucht es keinen ICE, auch wenn man das medial gern verkaufen würde. Solange dort keine Grundlagen liegen, hat es leider auch keinen Sinn.

    Schon deshalb fährt heute ja kaum ein IC in Richtung Cottbus, nichtmal der lohnt sich, von Ostbahnhof gewinnt er gegenüber dem RE nur 1 Minute, und das auch nur, weil er nur halb so oft anhält - er ist also am Ende irgendwie sogar schlechter. REs auf teilweise modernisierter Strecke in dichtem Takt und mit mehr Waggons sollten erstmal Prio haben.

  15. 5.

    Das ist ein kleiner Nachteil für den Umstand, dass man die Arbeit zu den Leuten bringt statt umgekehrt. Da im Werk Cottbus den Planungen nach große Instandhaltungsarbeiten mit langen Standzeiten erfolgen, hält sich der Nachteil in Grenzen. Wenn man es dann noch schafft, die Züge nach / von Cottbus als reguläre Fahrten mit Fahrgästen anzubieten, tritt dieses noch weiter in den Hintergrund.

    Auch schön: Eine alte Gleisanlage wird einer weiteren Bahnnutzung zugeführt, dass passiert auch selten.

  16. 4.

    Da sehen die Cottbuser mal einen ICE. Fahren überhaupt ICE nach oder über Cottbus?

  17. 3.

    Ein Ausgleich für den Strukturwandel ist sicher wichtig für die Lausitz aber handelt es sich hierbei wirklich um eine sinnvolle Investition für die Zukunft ??

    Soweit ich weiß befinden sich die nächstgelegenen ICE Knotenpunkte mit Berlin und Leipzig jeweils ca. 1 Stunde Fahrzeit entfernt von Cottbus .

  18. 2.

    Keine ICE-Verbindung aber ICEs hier warten, genau mein Humor. Die werden dann immer schön nach Cottbus überführt, in Leerfahrten von Weiß-der-Geier-wo, denn die nächsten Punkte mit regulären ICE-Haltestellen sind alle 100km+ weg. Kostet ja nur Strom und Verschleiß .. und Strom haben wir ja .. ach ne doch nicht.

  19. 1.

    Wird dafür auch Wald abgeholzt oder ist das ein Besonderheit von Musk?

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