Bericht von "Report Mainz" - Schweine in Drebkauer Mastbetrieb offenbar rechtswidrig getötet

Mi 23.10.19 | 17:31 Uhr
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Schweinemastanlage Spree-Neiße (Screenshot: ARD/Report Mainz)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.10.2019 | Daniel Mastow | Bild: Screenshot: ARD/Report Mainz

Schweine, die in einer Mastanlage im Spree-Neiße-Kreis unsachgemäß getötet werden - davon berichtet das ARD Magazin "Report Mainz". Die Bundeslandwirtschaftsministerin ist empört. Der Betrieb stellte einen Mitarbeiter frei, das Veterinäramt will die Vorgänge prüfen. 

Gegen einen Schweinemastbetrieb in Drebkau (Spree-Neiße) gibt es schwere Vorwürfe:
Nach einem Bericht des ARD-Magazins "Report Mainz" [tagesschau.de] sollen in der Anlage Schweine unsachgemäß getötet worden sein. Das zeigen Bilder, die dem Magazin von der Tierrechtsvereinigung Animals Rights Watch (ARIWA) zugespielt wurden.

Auf den Aufnahmen einer Anlage der Spreefa GmbH sind kranke Schweine zu sehen, die zwar mit einem Bolzenschussgerät betäubt, jedoch minutenlang liegen gelassen werden, bevor sie entblutet werden. Insgesamt sei die "brutale Tötung von sechs Schweinen" in dem Betrieb dokumentiert worden, schreibt Animal Rights Watch in einer Mitteilung. Dabei sei die Wirkung des Bolzenschusses "niemals überprüft worden."

Auch die anschließende Tötung durch einen Kehlschnitt sei entweder nicht erfolgt, oder "erst so spät, dass sich der Todeskampf verlängert und die Schweine mit zunehmender Wahrscheinlichkeit wieder zu Bewusstsein kommen", sagt die Tierrechtsvereinigung. In dem Betrieb seien laut ARIWA außerdem schwer kranke, verletzte und verwundete Schweine über eine Woche nicht behandelt worden.

Mitarbeiter gekündigt, Ministerin empört

Das Unternehmen Spreefa GmbH hat laut "Report Mainz" schriftlich auf die Vorwürfe reagiert und mitgeteilt, dass diese Nottötungen "nicht den Sorgfaltskriterien und Vorgaben des Unternehmens" entsprechen. Dem auf den Bildern zu erkennenden Mitarbeiter sei gekündigt worden. Der Betriebsleiter habe eine Abmahnung erhalten. In dem Betrieb, der zu einem der größten deutschen Schweinemastproduzenten gehört, sollen dem Bericht zufolge rund 20.000 Schweine gehalten werden.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat empört auf den Bericht von Report Mainz reagiert. Die CDU-Politikerin forderte Berufsverbote und schärfere Kontrollen. Außerdem erwarte sie, dass sich die Branche von schwarzen Schafen klar abgrenze, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums.

Veterinäramt prüft Konsequenzen

Am Mittwochnachmittag reagierte auch der Landkreis Spree-Neiße. In einer Mitteilung an den rbb heißt es, dass das Veterinäramt das Bildmaterial erst seit dem Bericht von "Report Mainz" kennt. Der Betrieb werde regelmäßig kontrolliert, zuletzt durch zwei amtliche Tierärtzinnen am Montag dieser Woche. "Dabei wurden keine relevanten Verstöße gegen veterinärrechtliche Vorschriften festgestellt", heißt es. Laut Landkreis stammen die Aufnahmen aus dem Mai 2019. Das habe die Geschäftsführung der Muttergesellschaft LFD dem Veterinäramt mitgeteilt.

Es gebe in dem Betrieb in Drebkau zwei Mitarbeiter, die für die ordnungsgemäße Tötung von unheilbar erkrankten oder verletzten Schweinen verantwortlich sind. Sie besitzen laut Landkreis "entsprechende Sachkundenachweise nach dem Tierschutzgesetz."

Das Veterinäramt prüfe nun, ob in dem Fall eine Straftat vorliegt und ob der Betrieb künftig öfter kontrolliert wird.

Einzelfälle oder System?

Dem Magazin wurden zudem Aufnahmen eines Mastbetriebs in Schwerin zugespielt, auf dem ähnliche Bilder zu sehen sind. Die Frage, ob es sich hier um Einzelfälle handelt oder eine Praxis mit System, stellte "Report Mainz" der Professorin Dr. Elisabeth große Beilage. Sie ist Fachtierärztin für Schweine und hat in einer Studie notgetötete Schweine untersucht. Das Ergebnis: "Eine mangelhafte Durchführung der Betäubung und/oder Tötung war bei 61,8 Prozent der [...] Schweine festzustellen."

Tierschutz-Verstöße beim Schlachten von Rindern

In Brandenburger Rinder-Schlachthöfen sind bereits Verstöße gegen den Tierschutz festgestellt worden. Im Herbst vergangenen Jahres machte ein Schlachthof Schlagzeilen, auf dem Rinder vor der Schlachtung nicht fachgerecht betäubt wurden. Im Anschluss an entsprechende rbb-Berichte stellte der Betrieb im Frühjahr den Betrieb ein.

Nach wiederholter Kritik an diesen Missständen will das Land Brandenburg mehr Kontrollen durchführen. Kurzfristig sollen Schlachtstätten für Rinder anlasslos durch die
Lebensmittel- und Veterinärämter der Landkreise kontrolliert werden, teilte das Justizministerium in Potsdam im August mit. Zudem sollen Videokameras entsprechende Schlachtbereiche überwachen.

16 Kommentare

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  1. 16.

    Vorsicht ist immer geboten fordert jemand im Angesicht von Missständen und Verbrechen ein genetisches Naturrecht ein.
    Zumal wenn er für den Misstand und die Verbrechen andere und ein ganzes System beauftragt um sie für ihn zu begehen.

  2. 15.

    So isses. Noch vor kurzem sah ich einen Bericht über einen Landwirt in Bayern, der seine Rinder behandelt wie ein Stück Dreck. Nichts geschieht und es wird noch schön geredet.

  3. 13.

    Viel Spass beim Fordern und Vegetieren, ich bleibe das was Mutter Natur mir in die Genetik gelegt hat: ein (bewusst) fleischgeniessendes Raubtier!

  4. 12.

    Sie haben das Wort "Verantwortung" nicht verstanden. Und damit auch nicht den Unterschied zwischen Mensch und Tier.

  5. 11.

    Es reicht! Werde jetzt wirklich zum Vegetarier und fordere euch ALLE auf das auch zu tun, nur so kann man diese Quälereien stoppen, gibt inzwischen genug Alternativen also BITTE!!!

  6. 10.

    Ich hab mal ne Doku über unsere Amtstierärzte gesehen. Sobald diese über Missstände berichtet haben, wurden denen Maulkörbe verpasst. Mindestens eine Ärztin wurde Versetzt. Teilweise werden sie unter Druck gesetzt, an ihrer Arbeit gehindert und mit Konsequenzen bedroht. Das kommt dann von hoher politischer Stelle in den jeweiligen Regionen.
    So vieles ist zwar intern bekannt, wird aber totgeschwiegen. Klar, in einem Landkreis z.B. wo ein Mastbetrieb Einnahmen bringt und Arbeitsplätze stellt, will der politsch Verantwortliche keinen Stress mit dem Inhaber der Anlage, dessen Kneipenkumpel er vielleicht auch ist. Halt so ähnlich wie Großunternehmen das Sagen über die Regierenden in bestimmten Städten/Gemeinden/etc. haben. -Nach dem Motto: Lasst ihr uns nicht machen wie wir wollen, dann suchen wir uns halt einen anderen Standort!

  7. 9.

    Ihre Forderung greift zu kurz. Wem das Tierleid nicht egal ist, der muß auch fordern, daß Raubtiere zu Veganern umerzogen werden.

  8. 8.

    Schon die Tatsache, dass Artgenossen sich sterben sehen müssen bevorzugessie selbst im wahrsten Sinne massakriert werden ist schrecklich - siehe Bild.
    Wie diese Totschläger, wie der abgebildete, überhaupt arbeiten dürfen ist und bleibt ein Rätsel, die Veterinäre und alle Beteiligten gehören bestraft und diese Betriebe sofort geschlossen.

  9. 7.

    Ekelhaft !!! zeigt aber deutlich wie wichtig NGO sind die solche Dinge aufdecken.

  10. 6.

    Großer Dank auch an die Medien für die Veröffentlichung der Aufnahmen und die Berichterstattung!

  11. 5.

    Die "Sauerei" hört dann auf, wenn auf das Essen von Schweinefleisch verzichtet wird. Wir Konsumenten haben es in der Hand! So einfach ist das. Bis dahin wäre es schön, wenn die behördlichen Kontrollmechanismen auch mal angewandt würden! Industrielle Massentierhaltung gehört ansonsten sowieso abgeschafft und Fleisch muss teuerer werden. Wem das Tierleid nicht egal ist, kann Organisationen wie Animal Rights Watch mit einer Spende unterstützen, das Berliner Tierschutzbüro leistet auch sehr gute Arbeit. Wir kritischen Konsumenten und vor allem die unter menschlicher Ausbeutung und Züchtigung leidende Kreatur brauchen diese Einrichtungen, leider!

  12. 4.

    Wann endlich hört diese riesige Sauerei endlich auf???? Es ist einfach nur unerträglich.

  13. 3.

    Die gesamten Mastbetriebe sind eine einzige Sauerei und nichts anderes als Konzentrationslager für Tier. Je schneller wir diese Qualaufzucht verbieten, desto besser für unser Klima. Vom Wohl der Säugetiere, die das ertragen müssen, ganz zu schweigen.

  14. 2.

    Hoffendlich werden diese Höfe ab sofort streng kontrolliert und das ohne Ankündigung.
    Die Fleischindrustie schneitet sich ins eigene Fleisch.
    Ich denke das sich der Verbraucher immer mehr, nach all diesen Skandalen, überlegt möglichst wenig Fleisch und Wurst zu kaufen und wenn doch nur vom Fleischer ihres Vertrauens.

  15. 1.

    #GoVegan

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