Reha Vita in Cottbus - Erstes ambulantes Zentrum für übergewichtige Kinder eröffnet

Mo 06.01.20 | 17:41 Uhr | Von Alexander Wenzel
Jugendliche treiben in der Reha-Klinik Sport. (Quelle: rbb24)
Video: rbb24 | 06.01.2019 | 16 Uhr | Bild: rbb24

Bei Reha Vita in Cottbus werden Kinder und Jugendliche mit Übergewicht nicht stationär, sondern ambulant behandelt. Damit ist die Einrichtung die bundesweit zweite und die erste in Brandenburg, die solch eine Möglichkeit anbietet. Von Alexander Wenzel

Sport, Ernährungsberatung, gemeinsames Kochen, psychologische Betreuung – all das gehört zu einem neuen Rehabilitations-Programm für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht, das am Montag in Cottbus gestartet ist.

Über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg werden die Kinder im Reha Vita Gesundheitszentrum Ostrow in Cottbus schul- und ausbildungsbegleitend betreut und behandelt. Das Besondere: Die Reha-Maßnahme erfolgt nicht stationär wie bei einer normalen Kur, sondern ambulant im gewohnten sozialen Umfeld - was einen nachhaltigeren Erfolg bringen soll.

Zielgruppe sind nicht nur adipöse, also fettsüchtige Kinder, sondern auch solche mit leichtem Übergewicht. Dann seien die Therapiechancen am besten, sagt Regina Berndt, die das Programm als Kinderärztin betreut. Denn: "Wenn die Kinder im Jugendalter übergewichtig sind und bleiben, haben sie ein ganz, ganz hohes Risiko, das auch im Erwachsenenalter zu bleiben." Und die Konsequenzen sind immens: Übergewicht könne das Leben um drei Jahre verkürzen, so die Ärztin.

"Wir wollen, dass die Eltern mit im Boot sind"

Das sieht auch Mandy Schreck so: "Weil wir etwas für die Gesundheit meiner Tochter machen möchten bevor es zu spät ist - lieber jetzt als später." Ihre Tochter ist Teil einer Gruppe von 11- bis 13-jährigen Kindern und Jugendlichen, die am Montag mit dem Reha-Programm angefangen hat. Für die Gruppe geht es nach einer umfangreichen Eingangsuntersuchung durch Kinderärztin Berndt und Gesprächen mit Psychotherapeutin, Sporttherapeuten und Diätassistenten in der ersten Woche los mit Sporteinheiten, gemeinsamem Kochen, Vorträgen zu Bewegung und gesunder Ernährung. Und das täglich von 8 bis 15 Uhr. Das Besondere dabei: auch die Eltern machen mit.

"Unser Konzept ist insofern neu, dass wir die Eltern nicht nur als Begleitpersonen haben, sondern sie werden auch geschult, sagt Kinderärztin Berndt. Es sei wichtig, die Eltern mit einzubeziehen, betont auch Reha Vita-Geschäftsführer Christian Seifert. Nur so ließen sich Essgewohnheiten und auch Lebensstile ändern. "Wir wollen, dass die Eltern mit im Boot sind, damit diese auch eine Vorbildfunktion einnehmen wollen", betont Seifert.

Hemmschwelle soll so gering wie möglich sein

Nach der ersten Intensivwoche folgt eine schulbegleitende Phase, in der die Kinder und Jugendlichen zweimal wöchentlich nachmittags ins Gesundheitszentrum kommen. Als erstes sollen die Kinder zusammen mit der Ernährungstherapeutin einen gesunden Snack zubereiten, dann folgen Sporttherapie oder Kompetenztraining mit einem Psychologen. Denn "viele Jugendliche haben Probleme bei der Akzeptanz von Gleichaltrigen", so Brandt. Daran müsse gearbeitet werden, um die Jugendlichen langfristig an Reha-Sportgruppen binden zu können.

Wie bekommt man für sein Kind einen Platz im Reha Vita-Programm? Zuerst müssen Kinderärzte die Maßnahme empfehlen, dann die Eltern einen Antrag bei der Rentenversicherung stellen. Denn diese übernimmt die Kosten. Und zwar auch für die Eltern: Sowohl die Kosten für das Elternprogramm in der ersten Woche, als auch den Ausgleich für den Verdienstausfall. "Wir versuchen, die Hemmschwelle so gering wie möglich zu halten", begründet das Reha Vita-Geschäftsführer Seifert.

Beitrag von Alexander Wenzel

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