Landwirtschaftsprojekt Agroforst - Gehölze am Feldrand sollen gegen Austrocknung helfen

Di 28.04.20 | 10:45 Uhr
  14
Testfeld bei Forst
Audio: Antene Brandenburg | 28.04.2020 | Iris Wußmann | Bild: rbb/Iris Wußmann

Wochenlang kein Tropfen Regen - und dann noch Wind, der den letzten Rest an Feuchtigkeit aus den ohnehin schon staubtrockenen Feldern zieht. Gehölze am Feldrand sollen in Brandenburg diese Austrocknung nun verhindern helfen. Von Iris Wußmann

Strahlender Sonnenschein, Temperaturen über 20 Grad Celsius und von Regen weit und breit keine Spur. Was für viele Sonnenanbeter ein herrlicher Frühsommer ist, ist für Landwirte ein Horrorwetter. Schon jetzt befürchten viele, dass nach zwei Dürrejahren auch dieser Sommer wieder extrem trocken werden könnte.

Ein wissenschaftliches Projekt untersucht seit zehn Jahren, wie es gelingen kann, das so kostbare Nass auf den Feldern zu halten. Agroforst nennen die Experten das Projekt des Deutschen Fachverbandes für Agroforstwirtschaft. Neben der Brandenburgisch Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg beteiligen sich Hochschulen und Universitäten aus München, Bayreuth und Zittau/Görlitz daran.

Wind wird ausgebremst

Auf einem Feld bei Forst (Spree-Neiße) begrenzen etwa zehn Meter breite Gehölzstreifen, bestückt mit Pappeln und Robinien, die Ackerflächen. Darauf sollen Sonnenblumen, Luzerne und Getreide wachsen. Die Bäume am Feldrand sorgen dafür, dass der Wind regelrecht ausgebremst wird, erklärt Christian Böhm vom Lehrstuhl Bodenschutz an der BTU Cottbus-Senftenberg.

Wenn Wind den trockenen Boden aufmischt, dann verfliegt nicht nur der Sand sondern vor allem wertvolle Humuspartikel, ein wichtiger Lebensstoff für den Boden. Gelingt es, mit Hilfe der Gehölze den Wind zu brechen, verdunstet auch weniger Feuchtigkeit aus den Böden, erklärt der Wissenschaftler.

Dr. Christian Böhm, BTU, auf einem Feld
Christian Böhm von der BTU Cottbus-Senftenberg | Bild: rbb/Iris Wußmann

Wunder kann das System nicht vollbringen

Überall auf dem Testfeld stehen Messgeräte, täglich werden sie abgelesen. Aus einem Wind ein laues Lüftchen zu machen, hilft den Pflanzen, sich zu entwickeln. Wenn aber-  wie in diesem Frühjahr - kein Regen fällt, kann Agroforst auch keine Wunder vollbringen, erklärt Wissenschaftler Böhm.

Aber immerhin das wenige Wasser, das noch im Boden ist, bleibt länger auf den Flächen. Ein eindeutig bestätigtes Ergebnis nach zehn Jahren Testreihe. Die Pappeln und Robinien werden alle paar Jahre zu Hackschnitzeln verarbeitet. Das sei ein entscheidender Unterschied zu den Hecken, die es früher gab, beschreibt Böhm die Weiterverarbeitung der Gehölze.  

Probleme mit Eigentum und Förderungen

Auch für Dorsten Höhne, den Chef des Kreisbauernverbandes Elbe-Elster ist Agroforst keine schlechte Sache. Den Wind zu reduzieren sei gut, aber die Methode erschwere die Bewirtschaftung und zudem müssten Eigentumsverhältnisse beachtet werden. Wenn Flächen nur gepachtet sind, ist es schwierig dort langfristig die auf Jahre ausgelegten Gehölzstreifen anzupflanzen.

Christian Böhm von der BTU weiß auch um Probleme mit EU-Förderungen. So gebe es Leistungen der Europäischen Union für Ackerflächen, aber nicht für Gehölze. Für Böhm völlig unverständlich. Denn mit dem seit zehn Jahren getesteten System könnten mehrere Fliegen, wie er sagt, mit einer Klappe geschlagen werden.

14 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 14.

    Die Bauernlobby in Brandenburg, macht sowieso Alles kaputt. Und jetzt wird dem Bürger, wieder etwas ,,Neues,, verkauft. Die Agrarindustrie macht Brandenburg zur Wüste. Und auf dieser Wüste, entstehen dann Windräder, Solarfelder und Mastbetriebe. Diese Bauernlobby, macht aus unseren Feuchtwiesen, Acker-und Felder. Alles nur Große Monokulturen in Brandenburg, das ist keine Landwirtschaft - das ist die reinste Agrarindustrie.

  2. 13.

    Können da nicht ein paar Maschbauer und Informatiker kleine, wendige Ernteroboter bauen? Ist doch auch für die Autoindustrie möglich.

  3. 12.

    Ich möchte an Hermann Benjes erinnern, der vor etwa 30 Jahren als Kämpfer für Feldhecken ( "Die Vernetzung von Lebensräumen mit Feldhecken") durch die Lande zog.
    Sein Rezept: Strauch- und Baumschnitt (gibts überall von Grün- und Bauämtern) zu einer Totholzhecke verflechten. Das ist sofort Windschutz. Die Vögel "scheißen" sich dann ihre Hecke selbst. Man kann auch einfach Sträucher zwischenpflanzen. Wurzelstubben und Feldsteinhaufen schaffen sofort Lebensraum für Lebewesen. Es gab auch einmal das Biotopverbundkonzept von Jaedicke, auch schon finanziert aus öffentlichen Geldern, aber sinnvoll.
    Habe ich mich damals sehr beschäftigt damit, auch als Zivildienstleistender eine 200m-Benjes-Hecke gebaut, für den Pächter des Landes. Als der Eigentümer wieder übernahm (zwei Jahre später), ließ er alles abreißen.
    Ich habe nicht studiert, bin aber vom Fach, habe nur einfach keine Lust mehr.

  4. 11.

    Die Gegend ist mir bekannt; wohne nicht so weit entfernt. Würde ich mich nach meiner Linie benennen, wäre ich TRAM68 bzw. früher: TRAM 86. :) Dreifelderwirtschaft betreiben viele Biobauern übrigens wieder. Doch es sind natürlich viele kleinere Flächen mit viel Handarbeit. Hab da schon interessante Beiträge im rbb und NDR gesehen.
    Ob es der Mais schaffen wird? Ich habe im letzten Jahr viele verdorrte Maisfelder gesehen....

  5. 10.

    Ganz früher betrieb man aber auch die Dreifelderwirtschaft. Ganz ohne Traktoren und Vollerntemaschinen. Kürzlich drillte man Mais ein. Ob der aufgeht ?

  6. 9.

    Nein, alles olle Kamellen, ging wohl vorher , Dank Subventionen auch ohne....

  7. 8.

    Von der TRAM88 aus gut zu sehen: Oder wer von der A10 am Berghof nach Schöneiche oder Rüdersdorf fährt: Ein Pappelhain wo es früher kahl war. Früher Neubauernland; die Häuser unverputzt, Tiere getrennt aber im gleichen Haus. Fast wie in Entwicklungsländern. Heute vielfach modernisiert. Hackschnitzelgewinnung bringt mehr Geld als Getreide ?

  8. 7.

    SChickt die Leute (nach Corona) mal auf Bildungsreise nach UK, Mäuerchen und Hecken bestaunen. Aber ne, musste ja alles wech, damit der Trecker besser durchziehen kann... Treckerfahrer waren ja auch zu dumm für ne Kurve *ironieoff*.

    Endmoränensteine und Gestrüpp dürften in Brandenburg eigentlich leicht zu machen sein.

    Noch besser wäre ein gesunder Mischwald fürs Brandenburger Klima...

  9. 6.

    "back to basic" oder wie ist dieses Umdenken zu verstehen?
    Erst wird jeder Feldrain platt gemacht aus Gier um jeden qmm Ackerfläche, Insekten werden vertrieben, die Felder dem Wind überlassen und die Meliorationsgräben vernachlässigt, Beregnungsanlagen (FREGAT, betreibbar teilweise mit Wasser aus der Tagebauentwässerung) nicht genutzt und im Gleichklang aller 4 Jahreszeiten nach Fördertöpfen gerufen. In Anbetracht der vielen Lausitzer Seen und Verbindungsgräben sollte Bewässerung kein no go sein. Sorry, die LPG (neudeutsch Agrargenossenschaft) hat nicht soviel TamTam gemacht, sondern sich ab und zu auf Grundkentnisse von Ackerbau und Viehzucht besonnen.

  10. 5.

    Die Landwirtschaft sollte man in Brandenburg einfach lassen. Die verbrauchen zu viel Wasser. Die Zeiten sind einfach vorbei. Landwirtschaft weg, sonst brennt uns die Hütte ab.

  11. 4.

    Toll, hier erfinden hochbezahlte Wissenschaftler das Rad neu.

  12. 3.

    Augenscheinlich wurde dort das Rad neu erfunden ! In Schleswig- Holstein
    kennt man die Funktion seit Jahrhunderten.

  13. 2.

    Das nenne ich Forschungsgelder und somit Steuergelder zum Fenster rauswerfen!
    Da wird das uralte Prinzip der Wallhecke oder Knicks dadurch neu erfunden, dass Bäume mit integriert werden.
    Brandenburg halt: "Neue Perspektiven entdecken "...

  14. 1.

    Unsere Vorfahren wussten das noch.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Die asiatische Elefantenkuh Don Chung steht im Freigehege und wirft mit ihrem Rüssel Erde in die Luft (Quelle: dpa/Pleul)
dpa/Pleul

Tierpark in Cottbus - Eine Paartherapie für Elefanten

Seit acht Monaten leben die Elefantendamen Sundali und Don Chung gemeinsam im Cottbuser Tierpark. Doch noch immer verstehen sie sich nicht so gut, wie es die Pfleger gern hätten. Wie schafft man es, dass sich zwei Dickhäuter mögen? Von Florian Ludwig