Helfen bis der Notarzt kommt - Lausitz testet Rettungs-App für Notfälle

Do 09.04.20 | 11:24 Uhr
Ein Rettungswagen der Feuerwehr fährt mit Blaulicht durch Berlin (Symbolbild)
Bild: dpa/Sonja Wurtscheid

Bei medizinischen Notfällen entscheiden oft Sekunden über Leben und Tod. In der Lausitz wurde jetzt eine neue Handy-App vorgestellt. Sie soll Ersthelfer verständigen, die den Patienten solange versorgen, bis der Notarzt eintrifft.

In einem Notfall muss es schnell gehen, bei Atemstillstand und Bewusstlosigkeit zählen oft Sekunden. Schlimm, wenn der Rettungsdienst dann auf dem Land bis zu 15 Minuten braucht.

Um diese Zeit zwischen Notfall und Eintreffen der Retter zu verkürzen, ist in der Lausitz die "Katretter-App" an den Start gegangen. Damit werden registrierte Ersthelfer alarmiert, die sich in der Nähe des Patienten befinden. 

Sie sollen den Patienten versorgen, bis der Notarzt eintrifft.

Ersthelfer müssen sich registrieren lassen

Einer der Ersthelfer, die die App auf ihrem Handy haben, ist Abdul Hamsho. Eigentlich ist er Zahnarzt. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) hat er jedoch zusätzlich eine Sanitäterausbildung gemacht und sich gleich für die Katretter-App registrieren lassen.

Der erste Einsatz ließ auch nicht lange auf sich warten. "Es war eine bewusstlose Person. Mein Handy hat geklingelt, auf der Anzeige stand: es dauert sechs Minuten zu Fuß und zwei mit dem Fahrrad", berichtet Hamsho. "Ich habe den Einsatz angenommen, war vor Ort, die Person war bei Bewusstsein, hat geatmet, war aber verwirrt. Aber ich war dabei, ich habe den Betroffenen beruhigt und nach anderthalb Minuten war der Rettungsdienst schon vor Ort." 

Für genau solche Notfälle ist die App gedacht. Registrierte Ersthelfer, die bei der Feuerwehr, dem Rettungsdienst oder der Polizei arbeiten, bekommen eine Nachricht, wenn es in ihrer Nähe einen Notfall gibt. So ist ein qualifizierter Retter schnell vor Ort.  

Erste Bilanz positiv

Für die "Katretter-App" sind die Leistelle Lausitz und das DRK zuständig. Das erste Fazit von Frank Groba vom DRK fällt überweigend positiv aus, auch wenn es noch eine Menge zu tun gebe.  

"Nicht jede Krankenschwester, mit Verlaub, ist in der Lage jemanden zu reanimieren. Das sind auch manchmal Fachschwestern, die in ihrem Gebiet top sind, oder Radiologen oder so, die haben mit erster Hilfe oder Reanimation nicht so viel zu tun", sagt Groba. "Dass wir die ausbilden, dafür haben wir Material beschafft. Wir haben von unserem Vorstand grünes Licht bekommen, dass wir die Ausbildung kostenfrei durchführen können für diese Menschen. Es ist auch eine Sache, die eine gewisse Festigkeit fordert. Es geht nicht spurlos an einem vorbei, wenn man zu jemandem kommt, der gerade im Sterben liegt."

24 Ersthelfer haben sich bisher beim DRK und der Leitstelle Lausitz für die App registrieren lassen.

Noch ist die Lausitz das Testfeld für die neue App. Andere DRK Kreisverbände sind noch zurückhaltend. Die anderen Leitstellen im Land Brandenburg haben aber die nötige Technik schon. Auch Berlin ist dabei. Beste Voraussetzungen also für einen flächendeckenden Einsatz.   

Sendung: Inforadio, 08.04.2020, 15.10 Uhr

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