Grundstücke ehemaliger jüdischer Siedler - Streit um Rückübertragung: Gaglower Hausbewohner offenbar kompromissbereit

Mo 13.07.20 | 12:02 Uhr
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Betroffene Bewohner in Groß Gaglow (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Im Streit um die Rückübertragung von Grundstücken ehemaliger jüdischer Siedler im Cottbuser Ortsteil Groß Gaglow zeigen sich die betroffenen Bewohner offenbar kompromissbereit. Das sagte der vom Land Brandenburg eingesetzte Schlichter Jürgen Kipp dem rbb auf Anfrage. Der von ihm erarbeitete Kompromissvorschlag sieht vor, dass die Bewohner in ihren Häusern bleiben können. Im Juni hatten die Bewohner berichtet, dass sie dafür allerdings Ausgleichszahlungen leisten müssten. Die Jewish Claims Conference (JCC) als Vertreter der enteigneten Siedler muss den Vorschlägen noch zustimmen.

In dem Streit geht es um die Häuser und Grundstücke von vier Familien. Die ursprünglichen jüdischen Siedler waren 1933 von den Nationalsozialisten enteignet worden. Die JCC fordert die Grundstücke daher zurück.

Streit soll im Herbst beigelegt sein

Kipp äußerte sich dem rbb gegenüber optimistisch, dass der Streit noch im Herbst beigelegt sein könnte. Bedingung dafür sei die Zustimmung der JCC. "Ich hoffe sehr, dass die Vorschläge Billigung finden. Mag sein, dass es noch zu einzelnen Änderungswünschen kommt, aber ich hoffe nicht, dass es an die Substanz geht", so Kipp. Im September oder Oktober könnte der Rechtsstreit dann beigelegt sein.

Für jede der vier betroffenen Familien habe Kipp einen Kompromissvorschlag erarbeitet. Über die Details sei aber Verschwiegenheit vereinbart worden. Nach Gesprächen mit den Bewohnern im Juni sagten diese, dass die Vorschläge auch Ausgleichszahlungen beinhalten. Über die vorgeschlagenen Beträge würden die Einwohner aber nicht verfügen. Nach Angaben von Jürgen Kipp seien die aktuellen Kompromissvorschläge aber mit den Bewohnern abgestimmt. Nun muss die JCC diese Vergleichsvorschläge ihrerseits prüfen. "Zunehmend habe ich einen gewissen Optimismus aufgebaut, dass es möglich ist, diese schwierigen Streitfälle friedlich beizulegen", sagte Kipp dem rbb.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.07.2020, 10:30 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Naja Rechtsnachfolger oft auch nur dann, wenn es was großes zu holen gibt. Also. Wird auch hier schön weg geguckt. Rechtsnachfolger? Nee nur DDR alles davor waren andere. Sind auch immer andere schuld.

  2. 6.

    Ich hoffe, dass bei der Berechnung der Ausgleichszahlungen auch die Aufwendungen zum Erhalt und Wertsteigerung der strittigen Immobilien durch die „Nutzer“ berücksichtigt werden. In 80 Jahren dürfte einiges an Investitionen zusammengekommen sein

  3. 5.

    Die jetzigen Eigentümer wussten doch wohl, als sie die Grundstücke erworben oder geerbt haben, nicht, dass nach den heutigen (und selbstverständlich richtigen) Rechtsvorstellungen frühere Eigentümer unrechtmäßig enteignet worden waren. Warum sollen sie oder ihre Erben jetzt dafür aufkommen? Hier sollte der Staat für Entschädigung der Eigentümer bis 1933 bzw. von deren Erben aufkommen. Er ist ja wohl auch Rechtsnachfolger der damals für die Enteignung Verantwortlichen.

  4. 4.

    Tja Eve, das habe ich und beantwortet die Fragen nicht. Nachkommen sind auch Ur... Ur... Ur Enkelkinder. Denke hier sollte der Staat eingreifen und bezahlen. ABER eben unvererbbar. Nach dem Ableben gehen die Objekte/das Land an den Staat. Das wäre eine für alle Seiten gute Lösung. Bin gespannt, wie es in dem Fall weiter geht.

  5. 3.

    Hier hilft ein Klick auf den auf dieser Seite verlinkten ursprünglichen rbb Artikel mit der Überschrift "MEHR ZUM THEMA". Denn dort erfährt man - wer hätte das gedacht - mehr zu Thema. So auch die Antwort auf Ihre Frage: "Die Jewish Claims Conference mit Sitz in New York vertritt die Nachkommen der Siedler." Gern geschehen!

  6. 2.

    Interessehalber mal diese Nachricht gelesen. Nun wieder mal vom RBB enttäuscht. Denn ich erwarte von Reportern, dass sie Hintergrundwissen weiter geben. So wäre interessant zu wissen, 1. Was hat die JCC damit zu tun? Leben die eigentlichen Besitzer überhaupt noch oder geht es wieder einmal nur um's Geld? @RBB abschreiben kann jeder!

  7. 1.

    Ein paar Extraschichten im Braunkohletagebau, dann reicht das Geld.

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