Bedingungsloses Grundeinkommen - Lausitzer bekommt ein Jahr lang 1.000 Euro im Monat geschenkt

Monatlich Geld auf's Konto bekommen, ohne was zu tun: Das ist das "bedingungslose Grundeinkommen". Einer, der es gerade ausprobieren darf, ist Jeremy Scheibe aus Lübbenau. Doch er ist nicht nur begeistert. Von Daniel Friedrich
In Deutschland laufen gerade Studien, wie sinnvoll ein bedingungsloses Grundeinkommen ist. Jeremy Scheibe aus Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) darf das gerade testen. Seit April füllt sich sein Konto von ganz allein.
1.000 Euro bekommt er monatlich überwiesen. Für den Lausitzer war es eher ein Glückstreffer. Der 28-Jährige wurde ausgelost, nachdem er sich bei dem Verein "Mein Grundeinkommen" beworben hatte. Doch die Vor- und Nachteile halten sich die Waage, sagt er nach den ersten Monaten.
Beruhigende Geldquelle
"Das war erstmal surreal. Ich habe die Mail gelesen und gedacht: Das ist jetzt Spam oder Ähnliches." Doch alles war echt. Das Geld kommt tatsächlich jeden Monat an. Etwas Spektakuläres hat Jeremy Scheibe damit allerdings nicht vor, sagt er. "Ich habe bis vor kurzem studiert. Da haben sich ein paar Bafög-Schulden angehäuft, die ich damit gerne zurückzahlen möchte. Ansonsten wird vielleicht noch ein Trip nach Japan rausspringen."
Das Grundeinkommen ist für ihn vor allem eines - beruhigend. Es gibt ihm ein Sicherheitsgefühl. Er wisse jetzt, dass Geld kommt, egal was passiert.
Ein Modell mit Vor- und Nachteilen
Mit dem Thema bedingungsloses Grundeinkommen hat sich der 28-Jährige schon während seines Politik-Studiums beschäftigt. Einerseits erkennt er die Vorteile des Modells. "Von der sozialen Dimension her ist es ein absoluter Gewinn für die Gesellschaft."
Allerdings sieht er es auch kritisch. Aus ökonomischer Sicht vor allem sei es schwierig. "Es ist ja doch ein ziemlich großer Posten für den Staat. Und ich glaube, dass es auch aus inflationstechnischer Sicht ein Problem werden könnte."
Denn wenn jeder mehr Geld zur Verfügung hätte, würden ganz automatisch auch die Preise zum Beispiel für Mieten oder beim Einkaufen steigen, ist sich Jeremy Scheibe sicher. Das würde dann gerade diejenigen treffen, denen es durch das Grundeinkommen eigentlich besser gehen sollte. "Insofern bin ich mir noch nicht sicher, ob so ein bedingungsloses Grundeinkommen das richtige Mittel für mehr Fairness oder Gerechtigkeit ist."
Sinnvoller wäre es aus seiner Sicht, bestimmte Angebote generell kostenlos zu machen - zum Beispiel Kitabetreuung, ein warmes Mittagessen oder Busse und Bahnen.
Was macht Grundeinkommen mit Menschen?
Wie verändern Menschen ihr Verhalten, wenn sie jeden Monat ein Grundeinkommen von 1.200 Euro bekämen? Das will gerade auch eine großangelegte Studie der Freien Universität Berlin herausfinden.
Zwei Gruppen sollen Erkenntnisse liefern. In einer bekommen 120 Menschen drei Jahre lang eine Geldzahlung. Dazu kommt eine sozial ähnlich strukturierte Vergleichsgruppe, die so eine Absicherung nicht hat.