Kuriose Idee - Verein setzt sich für Bau eines Cottbuser Innenstadthafens ein

Do 19.08.21 | 18:13 Uhr
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Präsentation der Idee eines Altstadthafens (Bild: rbb/Lepsch)
Bild: rbb/Lepsch

Die Brache in der Cottbuser Innenstadt ist seit Jahren Thema in der Stadt. Immer wieder hatte der Investor die Stadtoberen vertröstet - mittlerweile gibt es ein geändertes Konzept. Doch während ein Baustart nach wie vor auf sich warten lässt, sorgen Meldungen über die Strukturhilfen in der Region nach dem Braunkohleausstieg offenbar auch für kuriose Ideen.

Ein neuer Verein will sich nun dafür einsetzen, dass in Cottbus ein Innenstadthafen entsteht. Angelehnt an den Spreewald soll der Wohlfühlfaktor damit erhöht werden, erklärt der Verein auf seiner Internetseite [cottbus-altstadthafen.de]. Das Problem: Die Spree müsste in die Stadt geleitet werden, Straßen, Kanäle und Leitungen sind im Weg.

Paddeln und Eislaufen

Die Vereinsgründer versprechen sich viel von dem Projekt. Die Spree soll aktiv in das Stadtbild integriert werden, durch das Wasser soll es im Sommer in der Stadt kühler werden und Sportmöglichkeiten durch Paddeln und Eislaufen sollen entstehen.

Die Idee hat Frank Kuban, gebürtiger Cottbuser und Gastronom, schon seit Jahren. Das Wasser war bis ins 17. Jahrhundert Teil der Stadt - als Graben rund um die Stadtmauer. Nun soll sich der Stadthafen von der Post bis zum Einkaufszentrum Carl-Blechen-Carré ziehen. Mit der Verbindung zur Hauptspree seien dann auch Boots- und Paddelausflüge bis in den künftigen Cottbuser Ostsee oder in den Spreewald möglich, so Kuban am Donnerstag.

Bürger sollen mitreden

Zunächst sollen Unterschriften gesammelt werden, um zu prüfen, ob die Cottbuser das Projekt überhaupt wollen. Denn dem Verein und Kuban selbst ist es nach eigenen Angaben wichtig, die Bürger in den Prozess einzubeziehen. Auf der Internetseite ist daher auch ein Forum eingerichtet worden. Bei Fragen sollen sich die Cottbuser direkt an den Förderverein wenden können.

Ein Kostenrahmen für das Projekt stehe noch nicht fest, hieß es am Donnerstag. Zunächst solle eine Machbarkeitsstudie durchgeführt werden, danach könne erst geplant werden. Doch Kuban denkt groß - und vergleicht das Vorhaben mit einem anderen Wahrzeichen der Stadt. "Ich denke es ist machbar und lohnt sich am Ende. Hier geht es nicht um eine Firma, bei der sich ein Kredit in zehn oder 20 Jahren amortisieren muss, hier geht es um eine ganze Stadt, die über Jahrzehnte oder Jahrhunderte partizipieren soll. Ähnlich wie beim Pückler der Branitzer Park", so Kuban.

Die Hoffnungen ruhen auf möglichen Fördergeldern von der EU, dem Bund, dem Land und der Stadt - insbesondere vor dem Hintergrund der Strukturmittel zum Braunkohleausstieg. Klappt alles tatsächlich so, wie es sich die Vereinsgründer vorstellen, soll der Hafen 2033 fertig sein. Genau dann soll im Optimalfall die Bundesgartenschau erneut in Cottbus stattfinden. Für die hatte sich die Stadt beworben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.08.2021, 16:10 Uhr

7 Kommentare

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  1. 6.

    Eine technische Umwälzung des ganzen Wasserlaufs ist ein unglaublicher Aufwand, ganz zu schweigen von den Energiekosten. Warum nicht noch größer denken und den Wasserlauf weiter über den Puschkinpark zurück zur Spree führen. Das wäre sogar der ursprüngliche Verlauf entlang der Stadtmauer und man hätte die erforderliche Durchströmung.

  2. 5.

    Wir haben den Cottbuser Ostsee vor der Haustür… da ist soviel noch möglich und für viele Jahre Geld und Arbeit notwendig!
    und davon mal abgesehen wären mir ein paar hundert neue Schatten spendende Bäume in der Stadt verteilt viel lieber als ein stehendes, stinkendes Gewässer mit Mücken im Sommer und treibenden Müll …

  3. 4.

    Es gibt in Potsdam bereits einen Anfang des Stadtkanals in Höhe des oberen Verlaufs der Havel, dort mit Havelwasser geflutet, auf natürliche Tiefe gebracht. Es ist alles ist eine Frage, wieweit das Wasser auf technische Weise umgewälzt wird. Da gibt es heute hervorragende Möglichkeiten.

  4. 3.

    ein Yachthafen fällt bestümmt auch noch dabei ab, oder?

  5. 2.

    So wie die Grafik den Stadthafen vermittelt ist der Wasserlauf eine Sackgasse. Soll heißen er wird nicht durchströmt. Die Folge wäre ein stinkende Kloake mitten in Cottbus.

  6. 1.

    So kurios wie es den Anschein hat, ist die Idee in der Tat nicht. Allerdings sollte dem wichtigsten Cottbuser Verkehrsmittel - das meine ich ganz ernst - ein Fahrweg garantiert werden: der Straßenbahn, die ja einen Teil dieser dann überfluteten Trasse einnimmt.

    Heute wirkt die historische Cottbusser Innenstadt wie abgeschieden entlang der Neubau-Riegel und wie ein übrig gebliebenes Geschichtsfenster, in das mensch hineinschauen kann oder eben nicht. Sehr viele, ggf. gar die meisten? wollen offenbar nicht. Mit der aus der Entstehungsgeschichte hervorgegangenen Einbettung zum Wasser hin wäre das völlig anders.

    Phantasie ist gefragt, gemeinschaftlich betriebenen städtischen Verkehr wie die Tram und einen sinnvollen Gestaltungsvorschlag in Einklang zu bringen.

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