Größere Teststrecke geplant - Anwohner befürchten mehr Lärm durch Lausitzring-Erweiterung

Mi 30.03.22 | 12:47 Uhr
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Der Lausitzring (Bild: Dekra)
Der Lausitzring | Bild: Dekra

Die Dekra will am Lausitzring mit einer größeren Teststrecke noch intensiver selbstfahrende Autos testen. Bei Anwohnern regt sich deswegen Widerstand - sie befürchten deutlich mehr Lärm.

Die Pläne des Lausitzring-Betreibers Dekra, die Test- und Rennstrecke bei Schipkau (Oberspreewald Lausitz)zu erweitern, stößt in den anliegenden Gemeinden auf Kritik. Die Dekra plant an der Rennstrecke Parkplätze zu asphaltieren und dort stadtähnliche Kurse aufzubauen, mit denen selbstfahrende Autos getestet werden sollen. So sollen beispielsweise Kreisverkehre oder Einmündungen simuliert werden.

Anwohner aus dem benachbarten Schipkauer Ortsteil Hörlitz befürchten wegen der Erweiterung deutlich mehr Lärm in ihrem Ort. Die Befürchtungen beruhen dabei auch auf den bestehenden Genehmigungen, genauer dem Bauplan und der Erlaubnis laut Bundesemissionsschutzgesetz aus den 1990er Jahren. Diese sehen auch einen Renn- und Testbetrieb rund um die Uhr vor, was laut Plan zu Lärmbelästigungen führen kann.

"Interessengemeinschaft Lärm" gegen Ausbau

Die Dekra erklärte hingegen, dass es keinen Dauerbetrieb der Strecke täglich oder rund um die Uhr geben werde. Bei den Tests der selbstfahrenden Autos kämen zudem handelsübliche PKW zum Einsatz, keine lauten Rennwagen. Von der Teststrecke sei demnach nicht mehr Lärm zu erwarten als von der gut 100 Meter entfernten Kreisstraße, über die beispielsweise auch LKW zum Werk der BASF nach Schwarzheide fahren.

In Hörlitz hat sich unterdessen eine "Interessengemeinschaft Lärm" gegen die Ausbaupläne gebildet. Die Mitglieder fordern, bei den Planungen beteiligt zu werden und erklärten gegenüber dem rbb, nicht nachvollziehen zu können, dass die ursprüngliche Betriebserlaubnis für den Ring aus den 90er Jahren weiter gelten soll, sagte Sprecher Uwe Urbanek dem rbb. Die Erlaubnis sieht die Möglichkeit eines Dauerbetriebes der Strecke vor - inklusive eines Geräuschpegels um 90 Dezibel. Auch die Dekra kann sich auf diese Erlaubnis berufen, kündigte aber bereits an, im Testbetrieb auf allen Strecken gleichzeitig, auch auf den noch zu errichtenden, maximal 65 Dezibel zu erzeugen. Ein gleichzeitiger Betrieb aller Strecken sei allerdings gar nicht vorgesehen.

Anwohner glauben Dekra nicht

Laut der Interessengemeinschaft gibt es Differenzen zwischen den kommunizierten Plänen der Dekra und den Anträgen, die derzeit zur Begutachtung ausliegen. Die rund 100 Mitglieder befürchten, die Dekra lasse sich einen "Freibrief" ausstellen, wie Urbanek dem rbb sagte. Den Ankündigungen des Streckenbetreibers, tatsächlich in den kommenden Jahren weniger Lärm zu produzieren als bislang, schenken die Mitglieder nach seinen Angaben keinen Glauben.

Die Dekra will die Zweifel am Mittwoch bei einer Info-Veranstaltung ausräumen. Streit gab es vor der Informationsveranstaltung allerdings auch über den Termin für das Ende von Einwänden. Ursprünglich sollte die Einspruchsfrist gerade mal fünf Tage nach der Info-Veranstaltung enden. Wie der Bürgermeister von Schipkau, Klaus Prietzel, dem rbb aber sagte, habe man diesen Termin in Absprache mit der Dekra auf den 19. April verlegt.

Die Testorganisation Dekra hatte den Lausitzring 2017 von einem privaten Betreiber übernommen und so einen Weiterbetrieb der Rennstrecke ermöglicht. Die Dekra hatte von Beginn an erklärt, neben Rennen und Veranstaltungen den Ring auch für Fahrtests nutzen zu wollen. Insbesondere das sogenannte autonome Fahren, also Autos, die ohne Fahrer auskommen, sollen hier getestet werden. Dafür war von Beginn an die Errichtung sogenannter Geisterstädte geplant.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.03.2022, 16:12 Uhr

11 Kommentare

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  1. 10.

    Nach der Devise, wir sind erst einmal dagegen und dann hören wir vielleicht mal zu. Das ist typisch “Deutsch” geworden. Meckern auf höchstem Niveau und sich dann beklagen, wenn mit solchen Maßnahmen Arbeitsplätze im Ausland geschaffen werden.

  2. 9.

    Reden Sie über sich selbst wegen der schrecklichen Kommentare? Ich habe keinen Hass oder Spott gelesen.

    Ja Teststrecken leisten einen Beitrag zur ökologischen Verkehrswende. Automatisiertes Fahren ist eine Säule der zukünftigen Mobilität, in der Besitz von eigenen Autos weniger wichtig werden soll. Echtes effizientes Sharing funktioniert erst mit autonomen Fahren. Erst wenn man sich das Auto direkt vor die Haustür bestellen kann, einsteigt und direkt ans Ziel fahren lässt, wird die Anzahl der privaten Fahrzeuge sinken. Solange man ewig vorbestellen und selbst suchen muss, wird das nur eine kleine Nische in Großstädten bleiben.
    Und machen wir uns nix vor ÖPNV mit der heutigen Technik wird es auf dem Lande nicht lösen. Zu teuer und unflexibel. Autonome "Taxis" schon eher.
    Ohne realitätsnahes Testen auf abgesperrtem Gelände wird das aber nix. Natürlich auch Nachts, bei schlechtem Wetter und allen möglichen Bedingungen.

  3. 8.

    Weil die Löcher ohne aktive Grundwasserhaltung volllaufen. Da können Sie dann autonome U-Boote testen.
    Zuschütten wäre natürlich das beste aber eben auch die betriebswirtschaftlich teuerste Lösung.

  4. 7.

    Warum wird nicht eines der riesigen Tageblöcher überdacht, dann hätten wir eine Masse Wasser eingespart und die Rennwagen können Tag und Nacht sausen, ohne daß sie jemand hört.

  5. 6.

    Deutschland ist ein Industrieland....
    Erzählen sie das mal den Grünen Anti-Industrie-Ideologen.

  6. 5.

    Klar, wenn man gegen den Klimawandel arbeitet, dann sind neue Bodenversiegelungen notwendig, warum den Bayern nachstehen, die täglich ein Fußballfeld zubetonieren. Teststrecken retten das Klima, indirekt wahrscheinlich, keiner weiß es so genau. Die Anwohner kann man gut verstehen, eine Entwertung ihrer Wohnlage ist vorprogrammiert. Unverständlich hier die Kommentare, die eigentlich tatsächlich die Aussage des Beitrages nicht verstehen, es geht um Menschen, die Bedenken haben und ihr demokratisches Recht einfordern. Warum man diese Menschen in einer Kommentarspalte hassen möchte und verspottet, liegt wahrscheinlich am Verfasser der Kommentare. Nichtachtung ist keine Meinung, das ist einfach nur dumm, weiter aber auch nichts. Vielleicht können wir euch Spießern auch eine Straße durch euren Vorgarten bauen, mal sehen, wie ihr da kollabiert. Schreckliche Menschen schreiben eben erschreckende Kommentare.

  7. 4.

    Ich selber kenne diese Region noch nicht persönlich aber was ich aus der Presse weiß ist, daß es wenige Arbeitsplätze dort gibt und deshalb pro Dekra für eine Zukunft dort in der Region

  8. 3.

    Da ist er wieder, der deutsche Wutbürger. Einige Leute aus einem Dorf mit nichtmal 1.000 Einwohnern beschweren sich nun, weil es da ein Ausbauprogramm und ein paar Arbeitsplätze irgendwo im Nirgendwo geben wird, weil sie lieber leere Restlöcher und tote Landschaft nebst wegziehen Firmen sehen wollen. Das sie am Ende ja eventuell sogar profitieren können, wenn da wieder mehr Leben in die Bude kommt, sehen sie nicht, die Zukunftsperspektiven für die Lausitz sind ja achso rosig .. NICHT! Furchtbar, alles wird hierzulande immer erstmal schlecht gemacht.

  9. 2.

    Befürchten die Anwohner auch mal zu viel Geld in der Stadtkasse durch die zusätzlichen Einnahmen durch mehr Testfahrten?
    Wollen die Anwohner die Entwicklung autonom fahrender, umweltfreundlicher Fahrzeuge behindern?
    Oder dass diese ins Ausland verlegt wird?

    Deutschland ist ein INDUSTRIEland und braucht die Industrie, um Einkommen zu erzielen...

  10. 1.

    Man kann der DEKRA diesen Freibrief gönnen, wenn sie ihre Lärmzusagen einhalten. Die Verbindlichkeit ist da das A und O...In der Vergangenheit wurden Betroffenen fast immer "über den Tisch gezogen" (BER, A100, Tagebau, WKA-Abstand usw.)
    P.S. Das einklagbare Verwaltungsrecht müsste umgestaltet werden: Auch ein Rückbau, bei Verletzung der Zusagen, müsste denkbar sein. Ist es aber nicht. Wie will man die Leute aber sonst "mitnehmen"?

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