Letzter Schultag vor den Abiturprüfungen - Zwei Jahre Corona-Oberstufe - jetzt kommen die Prüfungen

Fr 08.04.22 | 17:01 Uhr
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Abiturienten bei ihrem letzten Schultag (Bild: rbb/Manske)
Abiturienten bei ihrem letzten Schultag | Bild: rbb/Manske

Tausende Schüler in Brandenburg bereiten sich auf ihr Abitur vor - am Freitag haben sie ihren letzten Schultag vor den Prüfungen. Ihre gesamte Oberstufe haben die Gymnasiasten unter Corona-Bedingungen absolviert. Das hat Auswirkungen.

Es herrscht Partystimmung am Emil-Fischer-Gymnasium in Schwarzheide (Oberspreewald-Lausitz). Traditionell begehen die 12.-Klässler am Freitag mit einem selbstgewählten Programm ihren letzten Schultag. Die Feierstimmung soll ein bisschen von dem ablenken, was vor den Gymnasiasten liegt: Nach den Osterferien beginnen in Brandenburg die Abiturprüfungen.

Jedes Jahr legen tausende Schüler in Brandenburg ihr Abitur ab. Der aktuelle Jahrgang ist dennoch etwas besonderes. Die Schüler haben ihre gesamte Oberstufe unter Corona-Bedingungen absolviert. Dass die Bedingungen härter waren als in anderen Jahrgängen, belegen auch Zahlen des Bildungsministeriums. Die Zahl der Wiederholer und Abgänger ist zuletzt spürbar angestiegen.

Partystimmung - und Tränen

"Adios Amigos - 12 Jahre Siesta, jetzt Fiesta" ist das Motto der Schwarzheider Abiturienten. Als "riesengroße Freude" beschreibt Anna Pötsch den Tag, sie habe lange darauf gewartet. Aufgeregt wegen der Abiturprüfungen sei sie nicht, eher traurig, dass sie viele ihrer Freunde danach nicht mehr wiedersehen werde.

Besonders froh ist Anna aber darüber, dass der letzte Schultag wieder so gefeiert werden kann, wie vor der Pandemie. Die letzten beiden Abiturjahrgänge durften das nicht. Zumindest am Freitag können alle noch einmal zusammen feiern, ohne Masken oder Abstandsgebot.

Das führt bei manchen zu Emotionen. "Wir waren jahrelang mit den Leuten zusammen, wir sind Freunde, eine Familie geworden", sagt eine Mitschülerin. "Jetzt ist es vorbei, es beginnt ein neuer Lebensabschnitt", sagt sie mit Tränen in den Augen.

So viel Homeschooling wie kein anderer Jahrgang

Steffen Exler, der Schulleiter des Gymnasiums, zieht am Freitag ebenfalls eine Bilanz. Eine sehr herausfordernde Zeit seien die letzten beiden Jahre gewesen - insbesondere für den aktuellen Abiturjahrgang. Weil zwischenzeitlich nur bestimmte Klassenstufen in den Präsenzunterricht durften, mussten die jetzigen Abiturienten lange zu Hause unterrichtet werden. Exkursionen oder Kursfahrten, vor allem ins Ausland, konnten überhaupt nicht stattfinden.

Rückblickend, so Exler, habe keine Jahrgangsstufe so viel Homeschooling bekommen wie der aktuelle Abschlussjahrgang. Angeordnete Quarantänen haben zusätzlich für zahlreiche Ausfälle gesorgt - vor allem, so Exler, als noch ganze Klassen in Quarantäne gesteckt wurden.

Anna Pötsch sagt, die Coronazeit habe ihr nicht geschadet. Pünktlich habe sie sich jeden Morgen vor ihren Rechner gesetzt und die Fächer abgearbeitet. "Wenn man sich dahintergeklemmt hat und es wollte, dann konnte man das gut meistern", sagt sie. Steffen Exler bestätigt das. Die Zahl der Wiederholer liege auf dem Niveau der Vorjahre. Das Engagement seiner Schüler sei dafür verantwortlich, wie er sagt.

Mehr unfreiwillige Wiederholungen - mehr Abgänger

Für ganz Brandenburg lässt sich das nicht sagen. Die Zahl der Abiturienten hat sich im aktuellen Schuljahr deutlich verändert, wie Zahlen des Brandenburger Bildungsministeriums belegen. Während der Pandemie-Jahre haben sich mehr Schüler dazu entschlossen, die elfte Klasse zu wiederholen. Demnach gibt es aktuell 6,2 Prozent Wiederholer in den elften Klassen, in den Vorjahren waren es noch 5,4 beziehungsweise 5,3 Prozent.

Gleichzeitig ist aber die Zahl der freiwilligen Wiederholer im Verhältnis gesunken. 6,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die die elfte Klasse wiederholen, waren nicht versetzt worden. Im vorangegangenen Schuljahr waren es nur 4,6 Prozent.

Da Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in Brandenburg nicht der Schulpflicht unterliegen und die Schule auch jederzeit ohne Abschluss des Abiturs beenden können, ist auch die Zahl der Abgänger ohne Abitur deutlich angestiegen. So hätten im Schujahr 2020/21 358 Schüler die Oberstufe verlassen - im Jahr davor waren es noch 261. Im "coronafreien" Schuljahr 2018/19 waren es 228.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 08.04.2022, 19:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Was wollen Sie mit Ihrem Beitrag mitteilen? Dass Präsenzunterricht während einer Hochphase von Atemwegserkrankungen Folter gleicht? Die armen Schüler, die doch tatsächlich - vermutlich gesund - zur Schule gehen MUSSTEN? Oder dass Vertretungsunterricht in manchen Fällen nicht optimal organisiert wird? Glauben Sie wirklich, dass Lehrer, die schlechten Vertretungsunterricht abhalten guten Online-Unterricht anbieten?

  2. 3.

    Das sehe ich auch so. Glückwunsch an diejenigen, die einen guten oder sehr guten Abschluss schaffen.
    Auch: Die jetzt erst folgenden Klassen haben noch viel mehr im Homeschooling erarbeiten müssen. Doch was hilft das Vergleichen und Jammern. Aus den Abiturienten wollen mglw. Führungskräfte werden - Ihre Eignung zur Disziplin konnten sie so schon schulen und beweisen. Außerdem kann man es auch so betrachten: Phasen des Lockdowns boten viel weniger Ablenkung vom Lernen.

  3. 2.

    Und bitte nicht vergessen, die Schüler, die IMMER zur Schule gehen mussten, die jetzigen 11. Klassen der Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe z. B., die fanden es NICHT toll, IMMER hin zu müssen, egal wie die Zahlen waren. Die anderen konnten daheim bei freier Zeiteinteilung die Aufgaben erledigen, die Präsenzschüler mussten leider zusätzlich noch im Unterricht aufkreuzen, bei Sportlehrern, die eine Mathe-Doppelstunden "absaßen". Also toll ist echt anders.

    Wir haben uns bei den Schülern in Zeiten von Atemwegs-Infekten nicht mit Ruhm bekleckert! Die ukrainischen SuS sind trotz Krieg (!) noch im Online-Unterricht, da hat kein Lehrer Angst, dass man seine beginnenden Glatze erkennt, wenn er gefilmt online unterrichtet! Die Schulen sind entsprechend ausgestattet. Die Kinder sitzen europaweit - ohne Probleme und Gemecker der LuL!

  4. 1.

    Auch andere Schulabschluss Klassen haben es schwer, nicht nur immer die Gymnasiasten. Auch Sekundendar Schüler bereiten sich auf Ihren Abschluss vor und das ebenso in den letzten beiden Jahren unter erschwerten Bedingungen. Auch für sie steht einiges auf den Spiel und auch sie haben sich lange darauf vorbereitet und alles gegeben. Dies sollte man genauso Wertschätzen wie einen Gymnasiast.

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