Beschädigte Leitungen und zerstörte Wurzeln - Glasfaserausbau in Kolkwitz wegen erneuter Bauschäden zum zweiten Mal gestoppt

Der Glasfaserausbau im ländlichen Raum gehört zu den dringendsten Infrastrukturprojekten in Deutschland. In Kolkwitz folgten auf den feierlichen Spatenstich allerdings Bauschäden, Baustopp, Neustart - und nun noch ein Baustopp.
"Ich hätte es nicht gedacht, dass es im Jahr 2022 so etwas in Deutschland geben kann." Hans Georg Zubiks zeigt sich sauer. Als Gemeinderatsvorsteher in Kolkwitz (Spree-Neiße) begleitet er den Glasfaser-Ausbau für schnelles Internet, der im März im Auftrag des Marktführers "Deutsche Glasfaser" durch ein beauftragtes Subunternehmen begonnen hat und wegen Bauschäden bereits einmal unterbrochen wurde.
Nun hat die Gemeinde wegen erneuter Schäden bis auf Weiteres einen zweiten Baustopp verhängt. Betroffen ist der Ortsteil Milkersdorf. "Was hier passiert ist, das macht mich fassungslos, sprachlos", so Zubiks, der seit 30 Jahren selbst Elektroinstallateur ist.

"Spätestens im Winter kaputt"
Der Gemeinderatsvorsteher entdeckt, so sagt er, regelmäßig neue Schäden. Davon betroffen seien Telefon-, Wasser-, Gas- und Stromleitungen sowie Baumwurzeln. Die Störungen an den Telefon- und Stromleitungen seien laut dem Kommunikations-Unternehmen Deutsche Glasfaser entstanden, weil "die betroffenen Leitungen in geringerer Tiefe lagen, als dies vorgeschrieben ist." Bei den Gas- und Wasserleitungen seien Erdraketen [zur unterirdischen Verlegung von Rohrleitungen und Elekrischen Leitungen, Anm. d. Redaktion] durch Steine im Boden abgelenkt worden, heißt es auf rbb-Anfrage.
Hans Georg Zubiks kritisiert aber auch fehlerhafte Bauarbeiten. Unterirdische Gas-, Strom- oder Telefonleitungen müssten eigentlich deutlich voneinander getrennt verlegt werden, jeweils mit einer dicken Sandschicht drumherum. In einem offenen Bauloch, das Zubiks zeigt, gebe es dagegen "eine typische Überbauung." Über ein Telekomkabel wurde die Glasfaserleitung verlegt, an anderer Stelle gebe es das gleiche Bild über einer Hauptwasserleitung. "Das ist einfach verboten", so Zubiks.
Auch an einem bereits mit Asphalt geschlossenem Bauloch hat der Gemeideratsvorsteher Kritik. "Hier wurde schlecht verdichtet, die Ecke könnte ich rauspuzzeln, hier sind die Fugen nicht versiegelt. Das Ding ist spätestens im nächsten Winter komplett kaputt."
Kolkwitz will regelmäßige Besprechungen
Rund 50 Schäden hat Hans Georg Zubiks inzwischen protokolliert. Finanziell gehe das "in die Hunderttausende". Auch das Unternehmen Deutsche Glasfaser hat die Schäden gezählt und spricht auf rbb-Anfrage von zwölf Störungen. Das sei aber "im Vergleich zu anderen Tiefbauprojekten kein hoher Wert", heißt es. Mit Blick auf das eingesetzte Subunternehmen erklärte das Unternehmen, es arbeite "mit international tätigen Baupartnern zusammen, die vor der Zusammenarbeit auf Herz und Nieren überprüft wurden."

Die Arbeiten seien inzwischen angepasst worden. "Im Falle der abgelenkten Erdraketen sind wir zu einer offenen Bauweise übergegangen", so die Deutsche Glasfaser. Dadurch würde sich zwar die Baugeschwindigkeit verringern, aber auch das Risiko weiterer Schäden sinken.
Inzwischen besteht die Gemeinde Kolkwitz auf wöchentlichen Besprechungen mit den Verantwortlichen. Bürgermeister Karsten Schreiber (SPD) dokumentiert seit dem ersten Baustopp im April die Arbeiten. "Die Deutsche Glasfaser hat diesen Zuschlag bekommen, sie wird das durchführen... man muss es wirklich sehr, sehr intensiv kontrollieren." Jeder Schaden soll dokumentiert werden. Es gebe die Möglichkeit, fünf Jahre lang Regressforderungen zu stellen. Die Deutsche Glasfaser sagte auf rbb-Nachfrage, dass Mängel kurzfristig behoben würden.
Mit Informationen von Konstanze Schirmer und Nico van Capelle.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.05.2022, 16:40 Uhr